Der Londoner Autor Dan Mazer startet seine Regie-Karriere mit dem Versuch, den absurd-feinsinnigen britischen Humor mit seinem roheren amerikanischen Äquivalent zu verbinden. Viel Neues ist dabei nicht entstanden: I Give It a Year entpuppt sich als höchst durchschnittliche Komödie.
Nur sieben Monate, nachdem sie sich kennengelernt haben, beschliessen
der Amateur-Schriftsteller Josh (Rafe Spall) und die Karrierefrau Nat
(Rose Byrne), sich das Jawort zu geben. Lange währt die traute
Glückseligkeit aber nicht: Nach weniger als einem Jahr Ehe sitzen
die beiden bereits bei der Paartherapeutin (Olivia Colman) und
besprechen ihre Probleme. Während er sich immer stärker zu seiner
tollpatschigen Ex-Freundin Chloe (Anna Faris) hingezogen fühlt,
scheint sie geheime Gefühle für ihren Geschäftspartner, den
reichen Amerikaner Guy (Simon Baker), zu hegen. Kann die Ehe gerettet
werden oder bewahrheitet sich die Prophezeihung – "I give it a
year" – von Nats Schwester Naomi (Minnie Driver)?
Obwohl die Unterschiede zwischen amerikanischem und britischem
Filmhumor längst nicht mehr gravierend sind, haben beide Traditionen
bis heute gewisse spezifischen Eigenheiten beibehalten. Noch immer
zeichnen sich Briten durch ihren Hang zur mitunter
gesellschaftskritischen Ironie aus, während in Amerika die physische
Komödie und der Witz an sich – und nicht seine Implikation –
weiterhin gross geschrieben werden. Die Idee, diese beiden
Philosophien miteinander zu verschmelzen, ist zwar nicht neu – man
denke an Grosserfolge wie Four Weddings and a Funeral, Death
at a Funeral oder die von Dan Mazer selbst verfassten
Anarcho-Mockumentarys Borat und Brüno –, wurde aber
selten zuvor dermassen explizit wie in I Give It a Year verfolgt.
Es ist also kein Zufall, dass der Film mit der Hochzeit eines
Engländers und einer Amerikanerin beginnt, von der Beziehungskrise
des neuen Paares handelt und mit einer ebenso internationalen Ménage
à quatre endet. Dabei beginnt das Zusammenspiel der humoristischen
Kulturen bereits in der ersten Sequenz, in welcher Mazer bewusst das
Happy End anderer Liebeskomödien an den Anfang stellt: Dem im
entscheidenden Moment ein Hustenanfall ereilenden Pfarrer – eine
klare Verneigung vor Rowan Atkinsons Auftritt in Four Weddings and
a Funeral – folgt eine lange, zotige, keine Peinlichkeit
auslassende Rede von Joshs Freund Danny (Stephen Merchant).
Josh (Rafe Spall, r.) verliebt sich in Chloe (Anna Faris, 2.v.l.),
während seine Frau Nat (Rose Byrne) ein Auge auf Guy (Simon Baker)
wirft.
© Rialto Film AG
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Überraschenderweise ist aber nicht eine allfällige Disharmonie
zwischen den beiden Methoden, sondern schlicht ein schwaches Drehbuch
das Problem von I Give It a Year. Manche Witze, ob subtil oder
überzogen, mögen funktionieren; andere können dank des
komödiantischen Flairs eines Schauspielers überzeugen, wobei sich
das Mitwirken Stephen Merchants als besonders willkommen erweist;
viele verpuffen jedoch schon im Ansatz. Zwar ist Mazers Humor lange
nicht so beleidigend wie der eines Judd Apatow, dessen Stil hier
leider allzu oft zitiert und imitiert wird; dafür zehrt die
Abwesenheit einer ansprechenden Geschichte und nachvollziehbarer
Protagonisten an der Qualität des Projekts: Von der sympathischen
Chloe und dem pathologisch unverschämten Danny abgesehen, ist es
schwierig, sich für eine der mal egoistischen, mal nörgelnden, mal
langweiligen Figuren zu erwärmen.
So unterhält I Give It a Year zwar leidlich; zu befriedigen
vermag er aber keineswegs. Als Zuschauer verbringt man seine Zeit im
Kinosessel nicht damit, der Handlung zu folgen, sondern geduldig auf
den nächsten gelungenen Witz zu warten. Die Kunst einer guten
Komödie bestünde darin, diese Zwischenräume zu füllen.
★★
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