Freitag, 10. Mai 2013

Iron Man 3

Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.

Die erste Phase des Marvel-Projekts, eine Reihe inhaltlich miteinander verbundener Comicverfilmungen zu drehen, endete im vergangenen Sommer mit dem bei Kritik wie Publikum gleichermassen erfolgreichen The Avengers. Phase zwei startet mit dem zwar unterhaltsamen, aber letztlich enttäuschenden Iron Man 3.

Als das Kinopublikum den egomanischen Milliardär und Philanthropen Tony Stark (Robert Downey Jr. – wie immer ein Genuss) alias Iron Man das letzte Mal zu Gesicht bekommen hat, beförderte er eine Atombombe per Wurmloch ans andere Ende des Universums, schaffte es knapp zur Erde zurück, wo er mit seinen Freunden und Superhelden-Kollegen (darunter Hulk, Thor und Captain America) wieder vereint wurde. Im dritten Teil der Iron Man-Franchise lässt Shane Black, der das Regie-Zepter von Jon Favreau übernommen hat, Tony mit den Folgen dieser Ereignisse kämpfen.

Von Schlaflosigkeit und Panikattacken heimgesucht, stürzt er sich in seine Arbeit und werkelt tagein, tagaus an seinen Super-Rüstungen, während seine Freundin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) sein Geschäftsimperium führt und sein Assistent James Rhodes (Don Cheadle) als metallener Iron Patriot die USA beschützt. Es droht jedoch Gefahr: Der mysteriöse Mandarin (Ben Kingsley) terrorisiert mit Hilfe des Wissenschaftlers Aldrich Killian (Guy Pearce) das Land mit Bombenanschlägen. Als Tony, dessen Alter Ego jeder kennt, dem Mandarin offen droht, geraten er und seine Liebsten ins Visier des Verbrechers.

Ein vereinendes Merkmal jüngerer Kinointerpretationen von Marvel-Superhelden (Iron Man, Thor, Captain America: The First Avenger, The Amazing Spider-Man) ist deren Fähigkeit, die eigenen Mängel aufzuwiegen. Fadenscheinige Plots, zweifelhafte Szenarien und zuweilen unterdurchschnittliche Dialoge wurden durch stilvoll vorgetragene Action, Momente emotionaler Zugkraft und der kindlichen Freude an neurotischen Männern in grellen Kostümen zwar nicht ausgemerzt, aber doch aufgewogen. Entsprechend wurde die begeisterte Rezeption von The Avengers primär der Tatsache zugeschrieben, dass Regisseur Joss Whedon das Medium Comic richtig verstanden hatte und nicht davor zurückschreckte, dessen klassischen, altbackenen Heroismus zu zelebrieren.

Der psychisch angeschlagene Tony Stark (Robert Downey Jr.) widmet seine Zeit dem Verbessern seiner Iron-Man-Rüstung.
© Marvel
Der Weg, den Shane Black in Iron Man 3 einschlägt, führt in eine andere Richtung: Zwar bietet auch er mitreissende Verfolgungsjagden und Prügeleien zu Land, zu Wasser und in der Luft, doch gleichzeitig ist er versessen darauf, mit der Tradition zu brechen. Dass dies nicht grundsätzlich schlecht sein muss, haben andere vor ihm bewiesen, doch Black leistet sich in seiner zweiten Regiearbeit eindeutig zu viele Schnitzer, um die Vorzüge von Jon Favreaus ersten beiden Teilen vergessen zu machen. Ein Hauptproblem stellt dabei das chaotische, unstete Drehbuch dar, verfasst – und, wie es scheint, mehrfach umgeschrieben – von Drew Pearce und Black selbst, welches sich einerseits über die Comic-Tropen wie überdramatische Sinnsprüche oder stereotype kriminelle Genies lustig macht, andererseits aber Tony Stark "good old-fashioned revenge" schwören lässt.

Die lakonischen Sprüche von Robert Downey Jr. mögen sich gehalten haben, der Film geizt nicht mit grossen Momenten und die Effekte sind einwandfrei; doch der Wert des Gesamtprodukts wird durch Blacks oftmals verheerende Entscheidungen erheblich vermindert. Bestes Beispiel ist Ben Kingsleys Darbietung, vielleicht seine beste seit Jahren, welche dank einer Wendung, deren Zweck nicht der Story, sondern lediglich einem kurzlebigen Witz dient, verschwendet anmutet. Kein Marvel-Streifen vermochte bis dato restlos zu überzeugen, doch Iron Man 3 gesellt sich zu den wenigen Einträgen, deren Defizite sich in ihrem ganzen Ausmass bemerkbar machen.

★★

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen