Skriptänderungen, Neubesetzungen, unstete Drehpläne und verschiedene künstlerische Visionen liessen die sechsjährige Produktionszeit von World War Z zum Albtraum eines jeden Regisseurs werden. Dennoch ist Marc Forster mit der Romanadaption ein solider Eintrag in den Kanon des Zombiekinos gelungen.
Im April 2013 sprach Brad Pitt, Hauptdarsteller und Produzent von World War Z, in Las Vegas darüber, was ihn vor rund sechs
Jahren dazu inspirierte, die Rechte von Max Brooks' gleichnamigem
Horrorroman zu erwerben. Sein persönliches Ziel, so Pitt, war, einen
Zombie-Streifen auf die Leinwand zu bringen, "den meine Jungs sehen
können, bevor sie 18 Jahre alt sind". Nun werden in Internetforen
heftige Debatten darüber geführt, ob diese "familienfreundliche" Annäherung (mit US-Altersbeschränkung PG-13) Brooks' gefeiertem
Quellematerial überhaupt gerecht werden kann. Wird der Stoff so zum
reinen Hollywood-Blockbuster? Gehen dabei nicht der politische
Subtext, Brooks' Anlehnungen an Studs Terkels The Good War: An
Oral History of World War Two – der offensichtlichste Verweis
findet sich schon im Untertitel An Oral History of the Zombie War – und seine Gedanken darüber, wie ein Zombie-Krieg die
weltpolitischen und -religiösen Machtverhältnisse beeinflussen
würde, verloren?
Die Kritik ist berechtigt und somit entbehren auch die Zweifel daran,
ob Marc Forster (Monster's Ball, Finding Neverland, Stranger Than Fiction) und sein letztendliches Autorenteam
(Matthew Michael Carnahan, Drew Goddard und Damon Lindelof übernahmen
die Zügel von J. Michael Straczynski) keine kongeniale Verfilmung
vorlegen, nicht einer gewissen Akkuratesse. Wie auch immer, World
War Z passt perfekt in den Zeitgeist. Trotz des aktuellen
Vampir-Hypes, primär vorangetrieben durch die Kinoadaptionen von
Stephenie Meyers Twilight-Serie, beherrschen nicht sie, die
Blut saugenden Fledermaus-Romantiker, die Medien, sondern Zombies,
ihre untoten literarischen Verwandten. Sich häufende Berichte über
kannibalistisch endende Drogentrips befeuern die Faszination; in
Fernseh- (The Walking Dead) und Videospiel-Kultur (The Last
of Us, schon jetzt haushoher Favorit für den Titel "Spiel des
Jahres") sorgen die wandelden Leichen derzeit für Furore, während
sie im Kino bereits als mögliche Sympathieträger inszeniert werden
(Warm Bodies).
Turbulente Weltreise: Auch im sicher geglaubten Israel hat UN-Agent
Gerry (Brad Pitt, Mitte) keine Ruhe vor den gefürchteten Zombies.
© Paramount Pictures Switzerland
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World
War Z wiederum bemüht sich darum, möglichst alle Seiten des
Subgenres auszuloten, zu gleichen Teilen Endzeit-Sehnsüchte,
actionreiche Fluchtszenen, gruppenpsychologische Ansätze sowie
gesellschaftskritische Komponenten zu ihrem Recht kommen zu lassen.
Dazu wurde hier der UN-Agent Gerry Lane (Brad Pitt) ins Leben gerufen
– ein Kompromiss, da dem Buch ein expliziter handelnder Protagonist
fehlt –, der mit seiner Familie knapp den Zombies entkommt, welche
plötzlich rund um den Globus auftreten und über die Bevölkerung
herfallen. Um seiner Frau und seinen zwei Töchtern einen Platz auf
einem sicheren Flugzeugträger zu sichern, bricht Gerry zu einer
Reise um die Welt auf, um nach dem Ursprung der Zombie-Pandemie zu
forschen.
Vor allem in seiner ersten Hälfte profiliert sich Forster einmal
mehr als ebenso effizienter wie effektiver Regisseur, der mit
atemlosen Hetzjagden und angespannten Szenen in engen, schutzlosen
Räumen eine unmittelbare, beklemmende Atmosphäre schafft. Mit
geschickt platzierten Zombie-Attacken wird der Zuschauer immer wieder
mit der bedrohlichen Situation konfrontiert. Zwar bleibt diese
Spannung bis zum Schluss (der bereits das Sequel aufgleist) erhalten,
wird allmählich aber durch zunehmend repetitive Szenarien, blindes
Vertrauen auf künstliche Schreckmomente und einen kuriosen Hang
dazu, die mörderischen Untoten der Lächerlichkeit preiszugeben,
merklich gehemmt. Darüber hinaus frönt Forster auch hier, wie schon
in Machine Gun Preacher, seiner Schwäche für plakative, aber
letztlich sinnleere, Anklagen gegen die Übel der Welt:
Überbevölkerung, Massenkultur, Wohlstandsschere, Organhandel –
alles findet in World War Z Erwähnung; weiter geführt oder
gar erläutert wird nichts davon. Entsprechend schafft es der Film
nicht, sein Genre so zu revolutionieren, wie es Brooks' Buch tat.
Doch für ein eigentlich schon längst abgeschriebenes Projekt
erzielt er allemal überraschend solide Resultate.
★★★
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