Inspiriert von Ronald Neames Komödie Gambit aus dem Jahr 1966,
leitete Produzent Mike Lobell 1997 ein Remake unter gleichem Titel in
die Wege. Nach etlichen durch Neubesetzungen und -fassungen
verursachten Verzögerungen kommt der Film nun in die Kinos. Das
Warten hat sich nicht gelohnt.
Das Sprichwort "Zu viele Köche verderben den Brei" trifft gerade
in des Öfteren zu. Ist ein Projekt erst einmal in der sogenannten "Development hell" gefangen, der Entwicklungshölle, in der
beraten, neu aufgesetzt und fieberhaft nach interessierten Autoren,
Regisseuren und Darstellern gesucht wird, besteht selten Hoffnung auf
Rettung. Die wenigsten Filme, welche nach dieser Tortur überhaupt
noch realisiert werden, vermögen zu überzeugen. Dies gilt auch für Gambit, mit dem, bevor Michael Hoffman (A Midsummer Night's
Dream, The Last Station) als Regisseur übernahm, eine
Vielzahl von Namen verbunden wurden. So unterschiedlichen
Filmemachern wie Alexander Payne, Mike Nichols, Anand Tucker, Bo
Welch, Richard LaGravenese, Doug Liman und sogar Robert Altman wurde
der Platz auf dem Regiestuhl angeboten; Prominente wie Reese
Witherspoon, Ben Kingsley, Jennifer Aniston, Gerard Butler, Hugh
Grant und Sandra Bullock wurden in verschiedenen Projektstadien als
Darsteller gehandelt. Am Drehbuch waren neben Mike Lobell, Aaron
Sorkin und Frank Cottrell Boyce auch die Brüder Joel und Ethan Coen
(Fargo, The Big Lebowski, No Country for Old Men)
beteiligt, deren Namen nun das Poster schmücken.
Doch die Frage drängt sich auf, wie viel von Gambit tatsächlich aus der Feder der beiden Meister des absurd-schwarzen
Humors stammt. Berichten zufolge soll nämlich Interimsregisseur
LaGravenese viele ihrer – vom späteren Hauptdarsteller Colin Firth
damals für "brillant" befundenen – Änderungen rückgängig
gemacht haben, darunter etwa die Entscheidung, die Handlung des
Films, der mittlerweile nur noch marginal mit Ronald Neames Original
zusammenhängt, von Grossbritannien in die USA zu verlegen. Davon
abgesehen, fehlen dem Skript über weite Strecken der hintersinnige
Biss und der Sinn für Subversion, was die Komödien der Coens –
auch die unterbewerteten Intolerable Cruelty und The
Ladykillers (auch ein Remake) – stets ausgezeichnet hat.
Verblieben sind diese Tugenden allenfalls in der angedeuteten, aber
nie voll ausgeschöpften Vielschichtigkeit der weiblichen Hauptfigur
oder den japanischen Geschäftsmännern, deren Bekräftigung
westlicher Vorurteile reine Verhandlungsstrategie ist ("Time to
bust out the zen").
Kurator Harry Deane (Colin Firth) spannt das Cowgirl PJ (Cameron
Diaz) ein, um einen arroganten Milliardär zu betrügen.
© Ascot Elite
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So wurde aus einer einst durchaus attraktiven Affiche einer jener
müden Komödien-Versuche, in denen Innovation rar ist und echter
Witz nur sporadisch aufblitzt, ein schnell vergessenes Werk im Stile
von Dan Mazers I Give It a Year oder Justin Zackhams The Big
Wedding. Der Plot, zusammengesetzt aus fragwürdigen Motivationen
und versandenden Szenarien, dreht sich um den Londoner Kurator Harry
Deane (Colin Firth), der mit Hilfe eines Hobby-Künstlers (Tom
Courtenay) seinen unausstehlichen Chef Lionel Shabandar (Alan
Rickman) betrügen will, indem er ihm einen gefälschten Monet
unterjubelt, den er angeblich im Wohnwagen des Cowgirls PJ (Cameron
Diaz) gefunden hat.
Der Geist der Gebrüder Coen ist immerhin in Form der grundlegenden
Struktur spürbar, welche dem Ganzen Harrys Vision des perfekten
Plans voranstellt und in den darauf folgenden 75 Minuten zeigt, wie
die Realität vom eben nur scheinbar einfachen Konzept abweicht. Das
Coen-Œuvre ist gespickt mit misslungenen Plänen, deren Ziel das
schnelle Geld ist – von Raising Arizona, Fargo und The
Big Lebowski bis The Man Who Wasn't There, The
Ladykillers, No Country for Old Men und Burn After
Reading. Doch hier fehlen neben einem klar ersichtlichen Motiv
auch die Feinheiten von Harrys Fischzug. Shabandar wird basierend auf
einer knapp zehnsekündigen Rückblende und den offenkundig
übertriebenen Fantasien von Harry zum berechtigten Opfer erklärt,
während die finale "Wendung" – so einfach wie geistlos –
blosse Improvisation als einen alles überragenden Masterplan zu
tarnen versucht. Erzählt wird diese unspektakuläre Räuberpistole
mit einem entschiedenen Mangel an Witz und Dynamik; einzig die
engagierten Darbietungen von Colin Firth und Cameron Diaz sorgen für
vereinzelte humoristische Lichtblicke. Zu retten ist dieser
verdorbene Brei allerdings nicht.
★★
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