Die Cars-Franchise, insbesondere der 2011 erschienene zweite Teil, gilt gemeinhin als wunder Punkt in der Pixar-Filmografie. Nun erreicht mit Planes ein Spin-off die Kinos, welches von der berüchtigten Sequel-Schmiede DisneyToons produziert wurde. Es ist besser, als man es hätte erwarten dürfen.
Originalität ist allerdings nicht die Stärke des Films. Gerne
skizziert man Plots mit Verallgemeinerungen wie "Ein Aussenseiter
vom Land folgt seinem Traum und erhält die Chance, seine
Leidenschaft auf der grossen Bühne auf die Probe zu stellen, wo er
prompt reüssiert und seine Spötter Lügen straft". Planes lässt sich jedoch tatsächlich auf diese Vereinfachung reduzieren.
TV-Regisseur Klay Hall (The Simpsons, King of the Hill)
liefert in seinem zweiten Langspielfilm (der erste war das
DisneyToons-Feenabenteuer Tinker Bell and the Lost Treasure)
nach einem Drehbuch von Jeffrey M. Howard eine Aufsteigergeschichte
nach Schema F: In der Welt von Cars, welche ausschliesslich von
beseelten Fortbewegungsmitteln (Autos, Schiffe, Züge und natürlich
Flugzeuge) bevölkert wird, träumt Dusty (Originalstimme: Dane
Cook), ein Sprühflugzeug mit Höhenangst, davon, an einem Rennen um
die Welt teilzunehmen. Dieses Ziel erreicht er zwar mit Hilfe seiner
Freunde – einem Weltkriegsbomber (Stacy Keach), einem Tanklaster
(Brad Garrett) und einem Gabelstapler (Teri Hatcher) –, doch die
Erdumrundung birgt Gefahren in Form von Stürmen und tückischen
Gebirgszügen sowie hinterhältigen Rivalen, etwa dem amtierenden
Champion Ripslinger (Roger Craig Smith).
Nein, Überraschungen hält Planes fürwahr kaum bereit. Auf
seiner Reise muss Dusty seine Akrophobie überwinden, um sein
Potential erfüllen zu können; er findet neue Verbündete (darunter
Bulldog, ein unverwüstliches britisches Postflugzeug, gesprochen von
John Cleese) und verliebt sich sogar; derweil die Beziehung zwischen
ihm und seinem Mentor durch dessen Lügen über seine Vergangenheit
einen herben Dämpfer erhält. Die Stippvisiten in Ländern wie
Deutschland, Indien oder Nepal wiederum erschöpfen sich im obligaten
Abhaken aller erdenklicher kultureller Stereotypen. Am Ende steht
eine aufgepfropfte "inspirierende" Moral.
Sprühflugzeug Dusty (Dane Cook) tritt zu einem Rennen um die Welt
an.
© Disney
|
Doch obwohl dem Film nahezu jede dramatische Spannung fehlt,
rehabilitiert er sich zumindest teilweise mit den Qualitäten, die
ihm sein enger Rahmen erlaubt. So erweist sich etwa eines der
primären Probleme des Cars-Universums, das beschränkte
Angebot an erzählerischen Möglichkeiten – Verkehrsmittel als
Figuren verunmöglichen stationäre, fokussierte Szenarien –, als
Segen, da die häufigen Schauplatzwechsel die Trägheit der
Geschichte kompensieren. Langeweile stellt sich trotz der
vorhersehbaren Wendungen nie ein. Zu verdanken ist dies auch einem
gesunden Mass an gelungenen Witzen – neben den unvermeidlichen
Versuchen, Kinder mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner anzusprechen
–, augenzwinkernden Ergänzungen zu Pixars Konzeption der
Maschinenwelt (Segelflieger als Möwen, Traktore als Kühe) und
Animation auf einem für DisneyToons ungewohnt hohen Niveau.
In einem Punkt aber bleibt Planes der Firmen-Philosophie treu:
Was Howard und Hall hier auf die Leinwand gebannt haben, ist weniger
ein Produkt kreativen Schaffens als eine nicht sonderlich subtile
Marketing-Aktion, deren Erfolg nicht nur an der Anzahl verkaufter
Kinokarten, sondern auch an der Menge abgesetzter
Happy-Meal-Spielzeuge gemessen werden wird. Man muss diese auf
schnelles Geld ausgerichtete Strategie nicht gut heissen oder gar
unterstützen; doch sie hat zweifelsohne schon zu schlechteren Filmen
geführt.
★★★
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen