Neue Hoffnung für die "weit entfernte Galaxie" von Star Wars blüht nun dank J. J. Abrams auf, dem Spielberg- und Zemeckis-Jünger und Neuaufleger des ewigen Konkurrenten Star Trek. Mit ihm an der Spitze des kreativen Teams, unterstützt von Empire- und Jedi-Drehbuchautor Lawrence Kasdan, sollten die Prequels vergessen gemacht und eine neue Ära ohne jeglichen Einfluss Lucas' eingeläutet werden. Mit Erfolg: Episode 7, The Force Awakens, vielleicht Abrams' bester Film bisher, ist eine nostalgische Weltraum-Oper, die sich auf den Charme der originalen Trilogie bezieht, gleichzeitig aber auch einer neuen Vision Tür und Tor öffnet.
Selbst wer kein begeisterter Anhänger der Franchise ist, wird kaum von der Gänsehaut verschont bleiben, die sich einstellt, wenn zu Beginn des Films, unterlegt mit John Williams' legendärem musikalischem Hauptthema, die berühmte gelbe Schrift über den schwarzen Hintergrund rollt und in der Ewigkeit des Alls verschwindet. 30 Jahre nach dem Fall von Darth Vader sind die Jedi-Helden von damals zu Legenden geworden: Während Luke Skywalker (Mark Hamill) Gerüchten zufolge auf einem abgelegenen Planeten zum Einsiedler geworden ist, kommandiert seine Schwester Leia Organa (Carrie Fisher) die Rebellen der Neuen Republik, die von der dunklen Kraft des First Orders, dem Nachfolger von Vaders Imperium, bedroht werden.
Erzählerisch bietet The Force Awakens kaum Bahnbrechendes. Wie Return of the Jedi und The Phantom Menace vor ihm übernimmt auch er die grundlegende Struktur von A New Hope – mitsamt einem Wüstenplaneten als Ausgangspunkt. Doch das wirkt weniger wie ein Selbstplagiat denn als Aneignung eines bewährten Schemas für Entstehungsgeschichten. Zwar binden Abrams, Kasdan und Co-Autor Michael Arndt (Little Miss Sunshine, Toy Story 3) auch bekannte Gesichter wie Leia, Han Solo (Harrison Ford) und seinen treuen Co-Piloten Chewbacca (Peter Mayhew) in die Handlung ein; doch der Plot ruht eindeutig auf den Schultern von Rey und Finn.
Zusammen mit Poe und Ren begründen die beiden ein neues Kapitel in der Star Wars-Historie, sowohl figurentechnisch als auch im grösseren Zusammenhang. Auf die weisse Macho-Kultur der ersten drei Teile – in denen Lucas unter anderem darauf bestand, dass Carrie Fisher in ihrem Kostüm keine Unterhosen tragen dürfe – folgt ein Film, der von einem schwarzen Ex-Stormtrooper, einer vergleichsweise äusserst differenziert geschriebenen Frau und einem Latinx-Rebellen getragen wird. Gerade in diesem Bereich beweist sich Abrams, trotz seines gerechtfertigten Rufs als begabter Stilimitator, als Regisseur von Rang.
Die dunkle Bedrohung hat einen neuen Namen: Kylo Ren (Adam Driver) will die Galaxie unterjochen. © Lucasfilm |
Der Grundstein für die dritte Trilogie ist also gelegt. Wie Lucas nach A New Hope wird auch Abrams sein Mandat im zweiten Teil abgeben; bereit steht der wohl innovativere Brick- und Looper-Regisseur Rian Johnson, der in Episode 9 wiederum durch Colin Trevorrow (Jurassic World) ersetzt werden soll. Alleinherrschaft, das hat Lucas' Prequel-Egotrip gezeigt, steht Star Wars nicht gut zu Gesicht; die Magie seiner fabelhaften Erfindung entfaltet sich dann am besten, wenn er sie von anderen Filmemachern interpretieren lässt. Mit Abrams' hervorragendem The Force Awakens ist Star Wars einmal mehr eine Kraft, mit der es zu rechnen gilt.
★★★★
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