Jurassic World: Fallen Kingdom – ★★
Nachdem der zweite Zyklus der Jurassic Park-Franchise mit Colin Trevorrows Jurassic World (2015) einen recht vielversprechenden Anfang nahm, ist J. A. Bayonas Fortsetzung Fallen Kingdom nur noch halbgarer Unsinn. Immerhin hat sich der Unterhaltungswert einigermassen gehalten – wenn auch vor allem dank der haarsträubenden Unglaublichkeit dessen, was auf der Leinwand geschieht.
Drei Jahre, nachdem der Dinosaurier-Vergnügungspark "Jurassic World" von seinen Exponaten überrannt wurde, sind diese wegen eines bevorstehenden Vulkanausbruchs vom erneuten Aussterben bedroht. Dies wollen Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) und Owen Grady (Chris Pratt), die Helden des Vorgängers, verhindern, haben jedoch die Rechnung ohne die finsteren Geschäftsmänner gemacht, die aus Dinosauriern weiterhin Profit schlagen wollen.
Jurassic Park war noch nie die subtilste oder realistischste Hollywood-Reihe. Doch Fallen Kingdom schiesst den Pteranodon ab. Flache Protagonisten treten an gegen klischierte Schurken, die mit ihrer motivationslosen Boshaftigkeit bisweilen an die kulleräugigen, Hände reibenden, Schnurrbart tragenden Antagonisten der Stummfilmzeit erinnern. Hinzu kommen deplatzierte Dialogzeilen, hanebüchen konstruierte Szenarien, grinsende (!) Dinos und ein Schauplatz- und Stimmungswechsel, der sich – inmitten eines Abenteuerfilms mit prähistorischen Reptilien – um eine Prise Gothic-Horror bemüht. Das ist dermassen wahnwitzig, dass man es eigentlich gesehen haben muss.
Ocean's Eight – ★★★★
Reboots treten oft eine Diskussion darüber los, wie "nötig" eine Wiederaufnahme bekannter Stoffe ist. Über diese im Kern nicht unberechtigte Frage kann man endlos reden. In Fällen wie Ocean's Eight, Gary Ross' ausschliesslich weiblich besetzter Antwort auf Steven Soderberghs allseits beliebte Ocean's-Trilogie – ihres Zeichens selbst Remakes –, kann man sich die Debatte aber auch schenken und sich einfach am Spass erfreuen, den der Reboot bereit hält.
Ocean's Eleven (2001) gilt mittlerweile zu Recht als Neo-Klassiker des leicht verdaulichen, starbesetzten Hollywood-Entertainments: In rasant vorgetragenen zwei Stunden vollführen George Clooney, Brad Pitt, Matt Damon und viele andere bekannte Gesichter einen Raubzug durch die Casinos von Las Vegas, vom Stilisten Soderbergh gewohnt brillant inszeniert.
Gary Ross (Pleasantville, The Hunger Games) mag kein Regisseur seines Kalibers sein, doch sein Ocean's Eight übertrifft Soderberghs Sequels Twelve (2004) und Thirteen (2007) dennoch mühelos. Ausgestattet mit einem sichtlich hoch motivierten Cast (Sandra Bullock, Cate Blanchett, Mindy Kaling, Sarah Paulson, Helena Bonham Carter, die Musikerinnen Rihanna und Awkwafina), lässt Ross einen perfekt aufgezogenen Juwelenraub über die Bühne gehen – angeführt von Debbie (Bullock), der entfremdeten Schwester von Clooneys Danny Ocean.
Der Film bietet genau das, was von einer sommerlichen Langfingerkomödie erwartet werden darf: witzige Sprüche, sympathische Charaktere und ein gesundes Mass an Spannung, nicht zuletzt deshalb, weil das Publikum – wie in Soderberghs Logan Lucky (2017) – lange nicht in die Details von Debbies Plan eingeweiht wird. So ist Ocean's Eight ein mustergültiges Starvehikel Marke Hollywood: leicht, kurzweilig und durchgehend unterhaltsam.
Tully – ★★
Marlo (Charlize Theron) ist gerade zum dritten Mal Mutter geworden. Das Baby hält sie die ganze Nacht wach, ihre Kinder im Grundschulalter bringen ihre eigenen Probleme mit sich, und Ehemann Craig (Mark Duplass) ist im Alltag keine grosse Hilfe. Das alles ändert sich schlagartig, als die Nacht-Kinderbetreuerin Tully (Mackenzie Davis) auftaucht, um Marlo zur Hand zu gehen.
Tully ist die dritte Zusammenarbeit zwischen Regisseur Jason Reitman (Thank You for Smoking, Up in the Air) und Drehbuchautorin Diablo Cody (Jennifer's Body, Ricki and the Flash) – und ihre bisher schwächste. Juno (2007) bestach mit scharfzüngigen Dialogen und hervorragender Figurenzeichnung, Young Adult (2011) mit emotionaler Reife und authentischen Konflikten. Tully wiederum beginnt als ein erfrischend unromantischer Blick aufs Muttersein, bevor er sich ohne Not in die Belanglosigkeit manövriert.
Das ist ein Jammer, denn Charlize Theron glänzt hier mit ihrer besten Darbietung seit Mad Max: Fury Road (2015). Ihre Darstellung mütterlicher Überforderung – und mütterlichen Kinderüberdrusses – ist ein starker Gegenentwurf zu den idyllischen Vorzeigefamilien, die einem das Kino immer wieder verkauft. Reitman und Cody tun Theron wahrlich keinen Gefallen damit, sie in ein uninspiriertes, ärgerlich vorhersehbares Stück magischen Realismus zu werfen, das letztendlich weniger wie ein ehrliches Familienporträt als wie eine verunglückte Twilight Zone-Episode wirkt.
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