Die Kritik mag etwas spät erscheinen, doch das passt gerade exzellent ins Konzept: Nach 19 Jahren Pause haben George Lucas und Steven Spielberg wieder zusammengespannt und Henry "Indiana" Jones Jr. aus dem vermeintlichen Ruhestand geholt. Nach dem letzten Abenteuer - Indiana Jones and the Last Crusade (1989) - geht Harrison Ford nun doch noch einmal auf Schatzsuche und lässt den Kinozuschauer an gehobenem, unterhaltsamem Nonsens teilhaben.
Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull unterscheidet sich bezüglich Cast etwas von den vorangegangenen drei Teilen. Im neuen Film ist Harrison Ford nicht Alleinunterhalter, sondern bekommt hochkarätige Unterstützung: Shia LaBeouf mimt Jones' unehelichen Sohn Mutt, Cate Blanchett versucht sich an der Rolle der bösen Russin und John Hurt darf einen Irren spielen (die Auftritte von Jim Broadbent und Ray Winestone dürfen auch nicht vergessen werden). Bei dieser Besetzung zeigt sich leider, dass Harrison Ford - wie auch er selbst sagt - kein gestandener Schauspieler ist. Sein Spiel wirkt mitunter etwas hölzern und bemüht, doch so kennen wir Indy und deshalb werden wir ihm das auch nicht nachtragen. Auch die Storyentwicklung wurde etwas der gängigen Praxis angepasst. Drehten sich die Teile 1 bis 3 mehr um biblische Themen, kommt Teil 4 nun mit einer etwas überdrehten Sci-Fi-/Mystery-Geschichte daher. Dabei wird genug in der amerikanischen Geschichte gegraben, um den Gedanken aufkommen zu lassen, das Ganze sei wirklich so. Doch glücklicherweise war das nie das Anliegen von Lucas und Spielberg: Die Irrungen und Wirrungen der Geschichte werden nicht als wahr verkauft, was einem wieder klar wird, wenn Indiana Jones eine Atombombenexplosion in einem alten Kühlschrank überlebt. Und wer sich immer gefreut hat, wenn Nazis verprügelt wurden, der wird vom neuen Indy etwas enttäuscht sein; es sind nicht Nazis, sondern Kommis. In der amerikanischen Moral gibt es zwischen diesen beiden politischen Gruppen freilich keinen Unterschied. Nostalgiker dürfen sich über zahlreiche Anspielungen freuen (nicht nur aus den bisherigen drei Filmen), beispielsweise die verblüffende Ähnlichkeit zwischen Shia LaBeouf und Marlon Brando. Auch erwähnenswert ist die Musik von John Williams, der auch hier wieder ganze Arbeit geleistet hat.
Indiana Jones ist zurück! Ob er noch einmal kommt, bleibt offen. Es wäre besser, wenn nicht, denn aus Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull wurde ähnlich viel rausgeholt, wie aus dem dritten Teil, die Raiders of the Lost Ark und der Temple of Doom haben im Crystal Skull ihren Meiser gefunden. Der Fan des guten, schlichten, 50er-Jahre-Unterhaltungskinos wird sich freuen und wird noch lange Indys Titelmelodie vor sich hinsummen.
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