3 Sterne
Wenn Judd Apatow für eine Komödie den Produzenten spielt, kanns ja lustig werden. Nonsens-Erfolge wie The 40 Year-Old Virgin, Superbad und Anchorman entstanden auf diese Weise. Auch als Regisseur mag der Mann zu überzeugen (Knocked Up). Doch nun ist eine weitere Produktionsarbeit an der Reihe: die ungewöhnliche Rom-Com Forgetting Sarah Marshall, diesmal mit einer etwas unbekannten Schauspielerliste - der bekannteste Name darunter ist vielleicht noch Mila Kunis, die in der Zeichentrickserie Family Guy jeweils Tochter Meg mimt. Die Darsteller sind nicht alle gleich talentiert, der Film ist mittelmässig, doch etwas hebt Forgetting Sarah Marshall vom derzeitigen Rom-Com-Schrott (What Happens In Vegas...) zumindest zeitweise ab.
Es ist eine traurige Tatsache, dass neuere Romantic Comedys eher etwas für zartbesaitete Leute sind, da auf Korrektheit und leider auch Harmlosigkeit geachtet wird. Apatow-Projekte hingegen legen Wert auf gute Dialoge, verrückte Charaktere und auch eine Spur Frivolität. Diese Dinge sind bei Forgetting Sarah Marshall auch im Überfluss vorhanden, doch besonders die verrückten Figuren werden hier schon beinahe bis zur Schmerzgrenze überzeichnet. Russell Brand spielt den dumpfbackigen Rockstar Aldous zwar gut, leider aber ist die Figurenzeichnung etwas missraten. Aldous hampelt nur durch die Gegend und gibt lächerliche Binsenweisheiten von sich, was zuviel der Karikatur des bekehrten Stars ist. Gut gelungen hingegen ist die Hauptfigur Bretter - famos dargestellt von Jason Segel - die die ganze Sympathie des Publikums geniesst und mit seinem Dracula-Musical alle zum Lachen bringt. Nett daher kommt auch oben erwähnte Mila Kunis, die nicht nur hübsch aussieht, sondern ihrer Figur noch etwas Tiefe verleiht. Blass dagegen ist Kristen Bell als Titelfigur Sarah Marshall, die zwar einige Male zickig in die Kamera schaut, doch ansonsten echtes Schauspieltalent vermissen lässt. Gespickt ist der Film auch noch mit einigen kurzen Auftritten von Jonah Hill (eine Hauptrolle in Superbad), dessen Figur etwas gar einfach gestrickt und an und für sich unnötig ist, aber doch noch einigermassen witzig rüberkommt.
Geschrieben ist das Ganze solid, die Dialoge kommen rasant, absurde Situationen gibts viele ("Will you put some clothes on?!") und einige bissige Zweideutigkeiten versüssen die Angelegenheit. Das Problem ist nur, dass irgendwie die letzte Konsequenz zu feheln scheint. So verpuffen gute Ansätze in seichten Poniten. Es soll aber nicht der Eindruck entstehen, Forgetting Sarah Marshall sei langweilig oder etwa kitschig. Der Film weicht geschickt solchen Gefahren aus, manchmal aber auch auf Kosten des Storyverlaufs, an dem es zeitweilig etwas hapert. Sprünge und Unklarheiten sind hier das Problem.
Was wiederum eine positive Seite des Films darstellt, ist das Hawaii, welches schön touristisch aufbereitet wurde. Doch immerhin spielt die Insel hier eine Rolle, während What Happens In Vegas... höchstens 20 Minuten in der Spielmetropole Las Vegas spielt. Was den Schauplatz angeht ist also nichts zu bemängeln.
Natürlich ist Forgetting Sarah Marshall auf eine gewisse Weise Durchschnitts- und Alltagsfutter, das dem Kinozuschauer vorgesetzt wird. Unterhalten wird man aber relativ gut, obwohl es etwas allzu oft ziemlich flach zu- und hergeht. Ausserdem muss sich der Film den Vorwurf gefallen lassen, sich mehr als einmal zu wiederholen und auch teilweise zu tief in die Frivolitätentrickkiste gegriffen wurde. Der Film wird nicht in Erinnerung bleiben wie Knocked Up, die Augen haben vor Lachen auch nicht getränt, aber man hat eine bodenständige Liebeskomödie gesehen. Und das ist doch auch schön.
Mittwoch, 30. Juli 2008
Dienstag, 29. Juli 2008
Caramel
3 Sterne
Es ist ein Fluch. Als Mann kann man mit Frauenfilmen selten etwas anfangen. Sie können noch so kunstvoll und elegant sein, die Thematik geht am männlichen Zuschauer vorbei. Deshalb ist die Rezension eines Mannes über Caramel, den neuesten Film der Libaneserin Nadine Labaki, vielleicht nicht ideal. Dennoch muss man als Kritiker hier nun einmal durch. Und mit einem neutralen Blinkwinkel lässt sich Caramel vielleicht noch etwas Reiz abgewinnen.
Der neue Film von Nadine Labaki, die für Caramel auch gleich die Hauptrolle übernahm, zeigt die heutige Situation der Frauen in Libanons Hauptstadt Beirut. Dort bekommt der Zuschauer Einblicke ins Leben verschiedener Frauen mit unterschiedlichen Problemen. Dabei werden höchst aktuelle Problematiken angesprochen, wie zum Beispiel vorehelicher Sex, Homosexualität und geistige Behinderung. Natürlich muss sich nicht eine einzelne Frau mit all diesen Dingen auseinandersetzen, sondern gleich eine ganze Riege, deren Leben durch einen Coiffeursalon verbunden wird. Die Chefin des Salons wird von der Regisseurin Labaki überzeugend dargestellt, auch ihre Kolleginnen werden erfrischend gespielt.
Das Problem mit Caramel ist, dass eine eher künstliche Ernsthaftigkeit zelebriert wird und der Witz - wenn er mal zum Tragen kommt - zu zaghaft vorgetragen wird. Kein Vergleich also mit dem genialen israelischen Film The Band's Visit, dem der Spagat zwischen Komödie und Bestandsaufnahme eines sozialen Problems sehr gut gelungen ist.
Caramel wirkt gegen Ende auch gnadenlos in die Länge gezogen, die echte Laufzeit von 95 Minuten täuscht. Nach etwa einer Stunde verliert man als Mann etwas das Interesse am Film und wendet sich - kurz auch mit geschlossenen Augen - dem Kinosessel zu.
Sympathischer Comic Relief des Films ist die Figur Lili (herrlich gespielt von Aziza Semaan), die etwas seltsam im Kopf ist, jedoch ihre Bits noch so beisammen hat, dass man kein Mitleid mit ihr haben muss, sondern sich an ihren liebenswerten und resoluten Kapriolen erfreuen kann.
Caramel ist ausserdem sehr kunstvoll gedreht, mit guter Kameraführung und karamellfarbiger Beleuchtung wird der Zuschauer hier erfreut.
Man kann über Caramel diskutieren. Man kann ihn als einfach langweilig abstempeln oder eben zugeben, dass der Film nicht für einen geschaffen ist. Technisch und schauspielerisch gibt es quasi nichts zu bemängeln, bloss der Storyverlauf ist nicht allzu interessant. Doch das kommt wohl auf den Standpunkt an.
Es ist ein Fluch. Als Mann kann man mit Frauenfilmen selten etwas anfangen. Sie können noch so kunstvoll und elegant sein, die Thematik geht am männlichen Zuschauer vorbei. Deshalb ist die Rezension eines Mannes über Caramel, den neuesten Film der Libaneserin Nadine Labaki, vielleicht nicht ideal. Dennoch muss man als Kritiker hier nun einmal durch. Und mit einem neutralen Blinkwinkel lässt sich Caramel vielleicht noch etwas Reiz abgewinnen.
Der neue Film von Nadine Labaki, die für Caramel auch gleich die Hauptrolle übernahm, zeigt die heutige Situation der Frauen in Libanons Hauptstadt Beirut. Dort bekommt der Zuschauer Einblicke ins Leben verschiedener Frauen mit unterschiedlichen Problemen. Dabei werden höchst aktuelle Problematiken angesprochen, wie zum Beispiel vorehelicher Sex, Homosexualität und geistige Behinderung. Natürlich muss sich nicht eine einzelne Frau mit all diesen Dingen auseinandersetzen, sondern gleich eine ganze Riege, deren Leben durch einen Coiffeursalon verbunden wird. Die Chefin des Salons wird von der Regisseurin Labaki überzeugend dargestellt, auch ihre Kolleginnen werden erfrischend gespielt.
Das Problem mit Caramel ist, dass eine eher künstliche Ernsthaftigkeit zelebriert wird und der Witz - wenn er mal zum Tragen kommt - zu zaghaft vorgetragen wird. Kein Vergleich also mit dem genialen israelischen Film The Band's Visit, dem der Spagat zwischen Komödie und Bestandsaufnahme eines sozialen Problems sehr gut gelungen ist.
Caramel wirkt gegen Ende auch gnadenlos in die Länge gezogen, die echte Laufzeit von 95 Minuten täuscht. Nach etwa einer Stunde verliert man als Mann etwas das Interesse am Film und wendet sich - kurz auch mit geschlossenen Augen - dem Kinosessel zu.
Sympathischer Comic Relief des Films ist die Figur Lili (herrlich gespielt von Aziza Semaan), die etwas seltsam im Kopf ist, jedoch ihre Bits noch so beisammen hat, dass man kein Mitleid mit ihr haben muss, sondern sich an ihren liebenswerten und resoluten Kapriolen erfreuen kann.
Caramel ist ausserdem sehr kunstvoll gedreht, mit guter Kameraführung und karamellfarbiger Beleuchtung wird der Zuschauer hier erfreut.
Man kann über Caramel diskutieren. Man kann ihn als einfach langweilig abstempeln oder eben zugeben, dass der Film nicht für einen geschaffen ist. Technisch und schauspielerisch gibt es quasi nichts zu bemängeln, bloss der Storyverlauf ist nicht allzu interessant. Doch das kommt wohl auf den Standpunkt an.
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