3 Sterne
Was wäre ein Sommer ohne Blockbuster-Sequel? 2008 trifft es die Welt des irischen Schriftstellers C.S. Lewis. Nach dem ersten Teil - The Lion, the Witch and the Wardrobe, der quasi an die Buchvorlage festgekettet war - kommt nun eine freiere Adaption ins Kino: die Vorlage ist der 1951 erschienene Roman Prince Caspian: The Return to Narnia. Während der erste Teil relativ kindgerecht realisiert wurde - entsprechend mussten Abstriche bezüglich Schlachten und Storyverlauf gemacht werden - strotzt der neue Film vergleichsweise vor Gewalt. Das bedeutet jedoch nicht, dass er sich mit einem Lord of the Rings messen kann - obgleich diese Filmreihe von diesem Rezensenten als gnadenlos überschätzt betrachtet wird. Eine wichtige Frage bleibt: Wurden aus dem schleppenden ersten Teil die Konsequenzen gezogen? Naja.
Seltsamerweise besitzt The Chronicles of Narnia: Prince Caspian an den ungewöhnlichsten Stellen Mängel.Beginnend mit den Computereffekten: Während im ersten Teil all die Fabelwesen sehr gut animiert waren, sehen die Tierchen hier wie Teddybären oder ähnliches unechtes Getier aus. Es kann ebenfalls nicht als gutes Zeichen gewertet werden, wenn bei einer Zentaurin eine Markenaufschrift auf ihrem Top zu sehen ist. Doch das ist ein Fehlerchen, wie es sich in vielen Filmen findet. Die Computeranimationen sind ja noch nicht einmal das Hauptproblem. Auch die saumässige Titelfigur wäre noch zu ertragen - dazu später. Nein, was einem an The Chronicles of Narnia: Prince Caspian am meisten stört, ist die Tatsache, dass der Film grauenhaft inkohärent ist. Es finden sich am laufenden Band "loose ends", die im Prinzip eigentlich ziemlich offensichtlich sein müssten. Storyteile scheinen nicht aufeinanderzupassen und der Film ist - trotz verständlicher Plotline - sprunghaft.
Ein anderes Problem sind die Schauspieler. Während Anna Popplewell und Georgie Henley sichtlich Fortschritte seit The Lion, the Witch and the Wardrobe gemacht haben, bleibt Skandar Keynes blass und William Moseley nervt sogar noch mehr als im ersten Film. Eine weitere Katastrophe ist Ben Barnes, der als Caspian einfach nur unbedeutend und nervend wirkt. Man fragt sich nach einer Weile, wie mies wohl seine Casting-Konkurrenten waren, wenn jemand wie er die Rolle bekommt. Andererseits aber schien den Produzenten das hübsche Gesichtchen des Milchbubis zu gefallen, sodass vielleicht nur ein Minimum an Schauspielkunst vonnöten war, um den Prinz Caspian verkörpern zu dürfen. Nicht schlecht hingegen ist Sergio Castellitto als Bösewicht Miraz, dem man alles Gute dabei wünscht, wenn er Jagd auf Caspian macht.
Aber es müssen ja wohl positive Dinge am Film vorhanden sein, damit er den ersten Teil übertrumpft. Tatsächlich gibt es einige positive Punkte, wie zum Beispiel die Naturaufnahmen und die verschiedenen Schlachten, die hier endlich etwas vermehrt vorkommen. Überdies ist The Chronicles of Narnia: Prince Caspian einfach ein Wohlfühlfilm, der einem einen netten Kinobesuch beschert. Da sieht man auch über den unnötig eingeschobenen Auftritt von Tilda Swinton wohlwollend hinweg.
Es ist wahr, dass der neue Narnia-Film kritisch betrachtet mehr negative als positive Punkte aufweist. Es ist ebenfalls wahr, dass ein gelungener Film anders aussieht. Und es ist genauso wahr, dass einem The Chronicles of Narnia: Prince Caspian wie eine Lord-of-the-Rings-Verharmlosung vorkommt. Aber immerhin kommen die Kinozuschauer voll auf ihre Kosten, was Popcorn- und Familienunterhaltung angeht. Da kommt auch die stattliche Überlänge von 144 Minuten irgendwie gelegen, denn damit verweilt man lange genug in einer schönen Traumwelt. Trotzdem reisst man sich dann doch nicht drum, sich den Film nochmals anzusehen.
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