4 Sterne
Mike Mignolas Comic Hellboy - erschienen bei den Dark Horse Comics, wo auch Frank Millers 300 verlegt wurde - geht im Kino in die zweite Runde. Nach dem sehr unterhaltsamen ersten Teil, dessen Story aber ziemlich abgedroschen und schwach wirkte, folgt nun der zweite Teil - erneut unter der Regie von Guillermo del Toro. Hier wurde der Inhalt völlig umgekrempelt. Das Resultat ist ein knalliger, ironischer und überkandidelter Humbug.
Wer Pan's Labyrinth gesehen hat, wird sich in Guillermo del Toros neuestem Streich häufig an den mehfachen Oscargewinner erinnern. Es wurden viele Stilelemente wiederverwendet und auch technisch erinnert Hellboy II: The Golden Army an die schaurige Fabel von 2006. Für die Academy ist die Comicverfilmung aber höchstwahrscheinlich uninteressant. Zwar überzeugt die meisterhafte Kameraarbeit von Guillermo Navarro, der für Pan's Labyrinth bereits eine Goldstatuette erhielt, und auch die Special Effects sind sehr solide gemacht, doch Comicverflimungen haben bei den Oscars sowieso immer einen schweren Stand. Ausserdem geht der neue Hellboy sang- und klanglos gegen die Marvel- und DC-Adaptionen Iron Man und The Dark Knight unter, welche die technischen Oscars nächstes Jahr wohl unter sich ausmachen dürften.
Trotzdem darf man mit Hellboy II: The Golden Army zufrieden sein. Denn der Film unterstreicht einen anhaltenden Trend in Hollywood, der als höchst positiv zu werten ist: Auch bei sogenannten "hirnlosen" Filmen, zu denen man den Grossteil der Comicverfilmungen wohl zweifelsfrei zählen darf, wird nun auf ansprechende Schauspielleistungen Wert gelegt. Robert Downey Jr. begeisterte die Massen als Tony Stark in Iron Man, Will Smith konnte in Hancock überzeugen und selbst Tobey Maguire gibt sich in den Spiderman-Filmen redlich Mühe, eine gute Leistung zu bringen. Auch der zweite Teil von Hellboy - beim ersten Teil waren die Meinungen zu den Schauspielern eher zwiespältig - schafft es, gute Darsteller zu bieten. Sogar der ansonsten etwas steife Ron Perlman verleiht der Hauptfigur viel Sympathie und kann seinen Catchphrase "Oh, crap!" auch beim zehnten Mal noch witzig vortragen. Hinzu kommt Hellboys hünenhaftes Aussehens, welches in perfekter Harmonie zu Ron Perlmans Stimme steht, und fertig ist der ideale Protagonist. Begleitet wird dieser vom Fischmenschen Abe - gespielt von Doug Jones, der auch gleich noch die Rollen von zwei weiteren Fabelwesen übernahm - der sich zum ersten Mal in seinem Leben verliebt, was die Story stellenweise etwas gar holprig macht, seiner Freundin Liz (Selma Blair), mit welcher er sich einige Male handfest streitet, und Johann Krauss, der von Family-Guy-Schöpfer Seth MacFarlane gesprochen wird und die perfekte Karikatur eines Deutschen abgibt. Wer sich im ersten Teil über Selma Blair aufgeregt hat, dürfte hier mit ihr etwas zufriedener sein, da sie ihre Kräfte nun endlich im Griff hat und einige flotte Sprüche abschiesst, anstatt nur herumzujammern. Als Antagonist hält dieses Mal Luke Goss alias Prinz Nuada den Kopf hin. Er hat viel Ähnlichkeit mit Jeremy Irons in The Time Machine und ist böse genug, um als akzeptabler Bösewicht durchzugehen. Vollendet wird der Cast durch John Hurt, der eine kleinere Szene in einer Rückblende zu spielen hat - seine Figur ist tot - und Jeffrey Tambor als hohes Tier im Geheimdienst B.P.R.D. (Bureau for Paranormal Research and Defense).
Schauspielerisch gefällt Hellboy II: The Golden Army sehr, doch leider gibt es auch einige Wehrmutstropfen zu beklagen. So scheint Guillermo del Toro aus Hellboy die falschen Lehren gezogen haben. Ihm scheint zwar aufgefallen zu sein, dass für den ultimativen Erfolg eine interessantere Story vonnöten gewsen wäre, doch er kam nicht auf die Idee, dass man die Geschichte nicht bis ins Lächerliche überzeichnen sollte. Die Story erinnert anfangs zu stark an The Lord of the Rings, was nicht jedem zusagen wird. Obowohl man durchaus Gefallen am spinnerten Drehbuch - geschrieben von Guillermo del Toro - finden könnte, wird einem die Stilisierung der Parteien Gut und Böse bald einmal zu viel. Auch der Endkampf im asiatischen Stil ist zu überkandidelt und erinnert zu stark an Kill Bill oder Crouching Tiger, Hidden Dragon. Eine weitere Schwäche des Films ist die Betonung der Liebesgeschichten. Bereits in Hellboy nervte man sich über die Liebsgeschichte zwischen Liz und Hellboy, nun stören einen die Turteltäubchen Abe und Prinzessin Nuala (Anna Walton) - die Zwillingsschwester von Nuada - die auf peinlichste Weise miteinander flirten. So muss man am Ende einsehen, dass die Figur Abe Sapien nicht dafür gemacht ist, sich zu binden. Er ist auf eine angenehme Art naseweis, er ist intelligent und hat auch seine komischen Einlagen, verliebt will man ihn aber wirklich nicht sehen.
Bei Hellboy II: The Golden Army handelt es sich um eine weitere, bedeutungslose Comicverfilmung, die aber mit einer brillanten Kameraführung, guten Schauspielern, beeindruckenden Special Effects und vielen coolen und witzigen Sprüchen zu glänzen vermag. Sucht man erzählerische Tiefe oder glaubwürdige Twists, ist man bei diesem Film an der falschen Adresse. Hellboy II: The Golden Army ist ein unterhaltsamer Actionstreifen, der sich überhaupt nicht ernst nimmt und mehrmals mit herrlicher Selbstironie auftrumpfen kann. Ausserdem lernt man, dass das Tor zwischen unserer Welt und derjenigen der Fabelwesen mitten in New York liegt. Öfter mal was Neues.
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