5 Sterne
Es ist mal wieder Zeit für einen leichten und fröhlichen französischen Film, der aber nicht die grosse Masse ins Publikum lockt. Doch kann nach Bienvenue chez les Ch'tis ein Film aus dem gallischen Raum noch reüssieren? Nun, ein kommerzieller Erfolg dürfte Noémie Lvovskys Komödie Faut que ça danse! nicht werden. Doch trotzdem spielt sich das vielfältige Schauspielerensemble direkt in die Herzen der Zuschauer.
Dem Gelegenheitskinogänger dürfte der Hauptdarsteller von Faut que ça danse! - Jean-Pierre Marielle - aus The Da Vinci Code bekannt sein, dort spielte der grosse, urfranzösische Mime den Museumsdirektor Saunière. Der Film floppte und von Marielle nahm niemand so richtig Notitz. Es ist zu hoffen, dass dem älteren Herrn nun etwas mehr Achtung entgegengebracht wird. Wer die Klassiker Hold-Up und Coup de torchon nicht gesehen hat, der sollte sich nun wenigstens Faut que ça danse! erbarmen, denn hier zeigt Jean-Pierre Marielle seine enorme Wandlungsfähigkeit und sein überragendes Schauspieltalent. Er bringt den Juden Salomon brillant auf die Leinwand, ein Mann, der einerseits unglaublich lebensfreudig, andererseits aber auch schwer traumatisiert ist - eine für eine Komödie sehr komplizierte Figur. Unterstützt wird Marielle von Valeria Bruni Tedesci (Schwester von Mme Sarkozy), Sabine Azéma, der für einen César nominierten Bulle Ogier, Bakary Sangaré, dessen Rolle auf der einen Seite zwar sehr lustig wirkt, auf der anderen Seite aber auch zu Tränen rühren könnte, und schliesslich Daniel Emilfork in seiner letzten Rolle als beflissener Arzt, der die abstruse Theorie hegt, übermässiger Geschlechtsverkehr führe zur Explosion der Prostata. Alle diese Akteure bewegen sich im Rahmen einer typischen, storyarmen Komödie, die aber gespickt ist mit Lebensfreude und Absurdität. Für einige Kritiker war gerade diese Absurdität der grösste negative Aspekt des Films. Man lege keinen Wert auf eine Szene, in welcher Salomon Hitler umbringt, tönte es beispielsweise auf OutNow.CH. Doch auch in der Internet Movie Database bringt es Faut que ça danse! bloss auf läppische 6.3 Sterne.
Ja, Noémie Lvovskys Film hat seine Schwächen, das ist so. Die Story ist etwas dünn geraten und auch spielt die Frau teilweise zu sehr mit dem Unverständlichen, so erscheinen einige Szenen Insider-Witze zu sein. Trotzdem sollte der Charme von Faut que ça danse! noch jeden überzeugen können. Mit einem Tempo und einer Fröhlichkeit, die den Film sehr jazzig machen, wird hier über die Liebe und das Älterwerden sinniert, immer vor dem Hintergrund einer etwas durchgeknallten französischen Familie.
Für Filmfreaks bietet Faut que ça danse! überdies noch diverse An- und Einspielungen verschiedenster Filme. So hören wir einen Monolog, was an The Godfather denn so toll sei, wir sehen eine eher widerliche Szene aus The Fly II und können uns über Steve Buscemi in In the Soup freuen. Wiederkehrendes Stilmittel ist der Tanzfilm Top Hat mit Salomons grossem Vorbild Fred Astaire.
Der Film ist bei weitem nicht perfekt, zeigt aber einmal mehr auf, wozu unsere westlichen Nachbarn fähig sind. Man fühlt sich wohl im Kino, man lacht und leidet mit den Protagonisten mit und so mancher ältere Zuschauer dürfte sich fragen, wo er denn Tanzstunden nehmen oder sich in einem Panzer verstecken könnte. Wen dieses Statement verwundert, dem sei gesagt: Faut que ça danse! muss man gesehen haben! Faut qu'on regarde!
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