4 Sterne
Eine neue Liebeskomödie made in Hollywood? Sofort alle Alarmglocken auf Rot! Denn dieses Genre ist so frisch wie ein verfaulter Apfel und so geniessbar wie eine Flasche Lebertran - zumindest heutzutage. Dass der Streifen auch noch als halbe Satire verkauft wird, kann die Sache ja wohl kaum aufwerten! Und dann spielt auch noch das hübsche Gesichtchen Scarlett Johansson mit! Nein, diesen Film will man nicht sehen! Oder?
Wenn man am 31. Dezember 2008 während den Silvesterfeierlichkeiten das Kinojahr Revue passieren lässt, dann wird man bei der Sparte "Überraschung des Jahres" unweigerlich auf The Nanny Diaries stossen. Denn der neue Film von Shari Springer Berman und Robert Pulcini - Regisseure von American Splendor - vermag mit einer unterhaltsamen Story, passablen Schauspielern und einer guten Portion Zynismus zu überzeugen.
Selbstverständlich hat The Nanny Diaries mit Problemen zu kämpfen, die eine Rom-Com so mit sich bringt. Sprich: die Übertreibung der Nanny-Kind-Beziehung und der übermässige Charme des Traummannes. Doch der Film unterhält mit anderen Werten. Beispielsweise mit seiner Hauptdarstellerin Scarlett Johansson, die einmal mehr beweist, dass sie eine ernstzunehmende Schauspielerin ist, die ihre Aufgaben jeweils sehr genau nimmt. Sie spielt Annie mit viel Motivation und macht die Figur unglaublich sympathisch. Unterstützt wird sie von einer sehr bösen Laura Linney und einem Paul Giamatti, den man selten so gesehen hat. Wer es auf berühmte Namen abgesehen hat, wird noch mit der etwas uninspiriert dazugepappten Alicia Keys bedient. Immerhin offenbart die Musikerin ein gewisses schauspielerisches Talent, was einem die Peinlichkeit eines schlecht gespielten Auftritts erspart.
Wie gut ist aber die angekündigte Satire? Besonders in der ersten Hälfte überwiegen bissige Kommentare, gepaart mit einigen lustigen Dialogen zwischen Annie und ihrem Schützling Grayer. Doch leider werden satirische Einschübe immer seltener, je länger der Film dauert. Am Ende muss man sich als Zuschauer mit einer Rede von Scarlett Johansson begnügen. Doch diese Rede ist unglaublich befriedigend, denn für einmal nervt man sich nicht wegen des Happy Ends.
The Nanny Diaries ist zwar ein typischer Hollywoodfilm, der erst noch viele Ähnlichkeiten mit The Devil Wears Prada aufweist - Kunststück, die Romanvorlagen wurden beide von Direktbetroffenen verfasst - doch immer wieder überrascht der Streifen durch witzige Einfälle, absurde Situationen und zynische Sprüche. Keine hohe Filmkunst, aber dennoch ein Film zum Wohlfühlen.
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