Es scheint alles so perfekt: Frank (Leonardo DiCaprio) und April Wheeler (Kate Winslet) schmieden gewagte Zukunftspläne.
4.5 Sterne
Revolutionary Road wurde vor den Golden Globes als Geheimtipp für die eine oder andere Trophäe gehandelt. Kate Winslet war allerdings die einzige, die für Sam Mendes' neuestes Werk eine solche einheimsen konnte. Dass der Film neben den grossen Produktionen dieses Winters - The Curious Case of Benjamin Button, Slumdog Millionaire, Frost/Nixon - etwas untergeht, ist verständlich. Ob sich Revolutionary Road qualitativ überhaupt mit diesen Filmen messen kann, ist fraglich, doch trotzdem lohnt sich ein Blick.
Leider muss vorausgeschickt werden, dass der Hype um die schauspielerische Leistung in Revolutionary Road wirklich nur ein Hype ist. Zwar überzeugen Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in ihrem ersten gemeinsamen Film seit Titanic als Hauptakteure, doch einen Schauspielpreis will man ihnen dafür dann auch nicht gleich verleihen. Kate Winslet, zweifelsfrei eine talentierte Schauspielerin, setzt etwas allzu häufig auf ihre tränenverhangenen Augen und DiCaprio, der die bessere Leistung zeigt, wirkt etwas unterfordert. Aber trotzdem können beide Darsteller überzeugen, doch begeistert ist man davon nicht. Da wirkt beispielsweise Kathy Bates besser. Sie spielt eine ungalublich intrigante Person und ist mit ihrer pentranten guten Laune so etwas wie der Comic Relief in Revolutionary Road. Michael Shannon, der ewige Nebendarsteller, spielt hingegen alle an die Wand. Seine Oscarnomination ist verdient und mit seiner Leistung in Revolutionary Road könnte er sogar Heath Ledger Konkurrenz machen. Immerhin schlagen beide Figuren, John Givings hier und der Joker in The Dark Knight, in die gleiche Bresche. In beiden Fällen werden intelligente Psychopathen dargestellt, die aber dennoch als Einzige die Situation vollends begreifen.
Das permanente Nichtbegreifen der Situation erinnert sehr stark an Sam Mendes' Meisterwerk American Beauty. Auch dort wurde die perfekte amerikanische Familie kritisiert und die Intrigen demaskiert. Allerdings hüllt sich Revolutionary Road in den Mantel der Vergangenheit, was ihm zwar die Aktualität nicht raubt, sie aber zumindest abschwächt. Das wundert es nicht, dass American Beauty um einiges zynischer und bissiger war. Löst man Revolutionary Road aber aus diesem Kontext, ergibt sich ein stimmiges Sittenbild aus dem Amerika der 1950er Jahre. Das Traumehepaar, welches mit seinem Leben frustriert ist und einen Ausgang sucht, der aber durch das Umfeld versperrt wird, ist eine aktuelle Thematik, die hier sehr sorgsam angegangen wird. Das Ganze wurde gefällig inszeniert, lässt aber etwas Neues vermissen. Fast alle Aspekte des Films wurden irgendwo anders schon einmal gesehen. Natürlich kann man sagen, dass dies am 1961 verfassten Roman von Richard Yates liegt. Ist dem so, dann ist Revolutionary Road sicher eine gelungene Buchverfilmung. Das Drehbuch von Justin Haythe, der sich bisher in Hollywood nicht besonders hervortat, ist dicht und atmosphärisch. Ein möglicher Vorwurf, den sich Haythe gefallen lassen muss, ist, dass er zu stark darauf setzt, dass die Geschichte aufregend genug ist, um den Zuschauer zu fesseln. Doch das muss jeder selber entscheiden. Sehr gelungen ist jedenfalls das Ende, welches kurz einen Zynismus à la American Beauty aufblitzen lässt. Ausser Acht gelassen wurde bisher die gut ausgearbeitete Dramaturgie von Revolutionary Road. Die Charakterentwicklung zeugt zweifellos von Talent und auch die Einführung verschiedener neuer Personen und die Vorstellung neuer Probleme für das Ehepaar wirkt weder gesucht noch hölzern.
Der wohl grösste Reiz von Revolutionary Road liegt aber in seiner visuellen Virtuosität. Kein Wunder, wenn Roger Deakins am Werk ist. Seine Kameraführung ist ein wichtiger Teil des Films. Er trägt viel zur Atmosphäre bei und begeistert Mal um Mal mit ausgefeilten Kamerapositionen und guten Ideen zur Belichtung. So weiss er zum Beispiel, dass Dunkelheit am bedohlichsten wirkt, wenn sie am frühen Abend im Haus herrscht. So bannte er eine ganze angespannte Szene auf Film, die dem Publikum die richtigen Gefühle vermittelt. Dass ihm dafür keine Oscarnomination gegönnt wurde, liegt möglicherweise daran, dass er bereits 2008 zweimal nominiert war und dieses Jahr für The Reader nominiert ist. Trotzdem vermisst man seine Arbeit für Revolutionary Road auf dem diesjährigen Tableau.
Sicher hat Sam Mendes mit Revolutionary Road ein gutes Stück Film gedreht, doch ob dieses in späteren Jahren als Klassiker verstanden werden wird, ist unwahrscheinlich. Dazu ist der Streifen schlicht zu gewöhnlich. Doch das hindert ihn nicht daran, die Themen "Aufrechterhaltung der Fassade" und "Ethisch-moralische Zwickmühlen" seriös und anschaulich zu behandeln. Und dafür verdient Revolutionary Road unsere Anerkennung.
Revolutionary Road wurde vor den Golden Globes als Geheimtipp für die eine oder andere Trophäe gehandelt. Kate Winslet war allerdings die einzige, die für Sam Mendes' neuestes Werk eine solche einheimsen konnte. Dass der Film neben den grossen Produktionen dieses Winters - The Curious Case of Benjamin Button, Slumdog Millionaire, Frost/Nixon - etwas untergeht, ist verständlich. Ob sich Revolutionary Road qualitativ überhaupt mit diesen Filmen messen kann, ist fraglich, doch trotzdem lohnt sich ein Blick.
Leider muss vorausgeschickt werden, dass der Hype um die schauspielerische Leistung in Revolutionary Road wirklich nur ein Hype ist. Zwar überzeugen Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in ihrem ersten gemeinsamen Film seit Titanic als Hauptakteure, doch einen Schauspielpreis will man ihnen dafür dann auch nicht gleich verleihen. Kate Winslet, zweifelsfrei eine talentierte Schauspielerin, setzt etwas allzu häufig auf ihre tränenverhangenen Augen und DiCaprio, der die bessere Leistung zeigt, wirkt etwas unterfordert. Aber trotzdem können beide Darsteller überzeugen, doch begeistert ist man davon nicht. Da wirkt beispielsweise Kathy Bates besser. Sie spielt eine ungalublich intrigante Person und ist mit ihrer pentranten guten Laune so etwas wie der Comic Relief in Revolutionary Road. Michael Shannon, der ewige Nebendarsteller, spielt hingegen alle an die Wand. Seine Oscarnomination ist verdient und mit seiner Leistung in Revolutionary Road könnte er sogar Heath Ledger Konkurrenz machen. Immerhin schlagen beide Figuren, John Givings hier und der Joker in The Dark Knight, in die gleiche Bresche. In beiden Fällen werden intelligente Psychopathen dargestellt, die aber dennoch als Einzige die Situation vollends begreifen.
Das permanente Nichtbegreifen der Situation erinnert sehr stark an Sam Mendes' Meisterwerk American Beauty. Auch dort wurde die perfekte amerikanische Familie kritisiert und die Intrigen demaskiert. Allerdings hüllt sich Revolutionary Road in den Mantel der Vergangenheit, was ihm zwar die Aktualität nicht raubt, sie aber zumindest abschwächt. Das wundert es nicht, dass American Beauty um einiges zynischer und bissiger war. Löst man Revolutionary Road aber aus diesem Kontext, ergibt sich ein stimmiges Sittenbild aus dem Amerika der 1950er Jahre. Das Traumehepaar, welches mit seinem Leben frustriert ist und einen Ausgang sucht, der aber durch das Umfeld versperrt wird, ist eine aktuelle Thematik, die hier sehr sorgsam angegangen wird. Das Ganze wurde gefällig inszeniert, lässt aber etwas Neues vermissen. Fast alle Aspekte des Films wurden irgendwo anders schon einmal gesehen. Natürlich kann man sagen, dass dies am 1961 verfassten Roman von Richard Yates liegt. Ist dem so, dann ist Revolutionary Road sicher eine gelungene Buchverfilmung. Das Drehbuch von Justin Haythe, der sich bisher in Hollywood nicht besonders hervortat, ist dicht und atmosphärisch. Ein möglicher Vorwurf, den sich Haythe gefallen lassen muss, ist, dass er zu stark darauf setzt, dass die Geschichte aufregend genug ist, um den Zuschauer zu fesseln. Doch das muss jeder selber entscheiden. Sehr gelungen ist jedenfalls das Ende, welches kurz einen Zynismus à la American Beauty aufblitzen lässt. Ausser Acht gelassen wurde bisher die gut ausgearbeitete Dramaturgie von Revolutionary Road. Die Charakterentwicklung zeugt zweifellos von Talent und auch die Einführung verschiedener neuer Personen und die Vorstellung neuer Probleme für das Ehepaar wirkt weder gesucht noch hölzern.
Der wohl grösste Reiz von Revolutionary Road liegt aber in seiner visuellen Virtuosität. Kein Wunder, wenn Roger Deakins am Werk ist. Seine Kameraführung ist ein wichtiger Teil des Films. Er trägt viel zur Atmosphäre bei und begeistert Mal um Mal mit ausgefeilten Kamerapositionen und guten Ideen zur Belichtung. So weiss er zum Beispiel, dass Dunkelheit am bedohlichsten wirkt, wenn sie am frühen Abend im Haus herrscht. So bannte er eine ganze angespannte Szene auf Film, die dem Publikum die richtigen Gefühle vermittelt. Dass ihm dafür keine Oscarnomination gegönnt wurde, liegt möglicherweise daran, dass er bereits 2008 zweimal nominiert war und dieses Jahr für The Reader nominiert ist. Trotzdem vermisst man seine Arbeit für Revolutionary Road auf dem diesjährigen Tableau.
Sicher hat Sam Mendes mit Revolutionary Road ein gutes Stück Film gedreht, doch ob dieses in späteren Jahren als Klassiker verstanden werden wird, ist unwahrscheinlich. Dazu ist der Streifen schlicht zu gewöhnlich. Doch das hindert ihn nicht daran, die Themen "Aufrechterhaltung der Fassade" und "Ethisch-moralische Zwickmühlen" seriös und anschaulich zu behandeln. Und dafür verdient Revolutionary Road unsere Anerkennung.
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