5 Sterne
Regisseur Terry George machte zuletzt mit seinem Film Hotel Rwanda über den Völkermord in Ruanda auf sich aufmerksam. Sein neuer Film, Reservation Road, dreht sich zwar um eine fast alltägliche Tragödie, doch auch hier enthält der Film eine sozialkritische Komponente. Der Nordire George beleuchtet in Reservation Road das Schicksal zweier verzweifelter Männer, deren Leben von einem Autounfall mit anschliessender Fahrerflucht dramatisch durcheinander gebracht wird; eine beeindruckende Charakterstudie.
Fahrerflucht ist ein ernstes Problem. "Hit & Run" gehört gemeinsam mit "Road Rage" zu einer der häufigsten Todesursachen im amerikanischen Strassenverkehr. Dieses Thema geht nun das düstere Psychodrama Reservation Road an, wobei allerdings nicht die Verurteilung des Schuldigen, sondern die psychische Belastung des Täters und des Vaters des Opfers im Vordergrund steht. Den Täter Dwight Arno gibt Mark Ruffalo, der zuletzt in etwas weniger erfolgreichen Filmen (abgesehen von David Finchers Erfolg Zodiac) mitspielte, den am Boden zerstörten Vater des von Arno überfahrenen Kindes Joaquin Phoenix, der in den letzten Jahren an Popularität gewonnen hat (Commodus in Gladitor und Johnny Cash in Walk the Line). Unterstützt werden die beiden Hauptakteure von den Frauen Jennifer Connelly und Mira Sorvino, die beide in ihren Rollen zu glänzen wissen. Ausserdem erhält Elle Fanning, die jüngere Schwester von Shooting Star Dakota Fanning (diesen Rang hat ihr Abigail Breslin zwar in der Zwischenzeit abgelaufen), eine Chance, aus dem Schatten ihrer Schwester zu treten. Ihre Rolle mag nicht allzu dankbar sein, doch sie meistert die Aufgabe, die verunsicherte und etwas vernachlässigte kleine Schwester ihres von allen geliebten Bruders Josh zu spielen, ansprechend. Doch schauspielerisch geben in Reservation Road vor allem Phoenix und Ruffalo den Ton an. Beide liefern ein Performance, die preisverdächtig wirkt. Sie verschwinden hinter ihren Figuren und erfassen die Lebenssituation der beiden Männer Dwight und Ethan so lebensnah wie es nur geht.
Der Film ist eindringlich und düster. Es lassen sich Ansätze bei der griechischen Tragödie erkennen, entsprechend erschütternd und dunkel kommt das Ende daher, welches aber doch wieder einen Funken Hoffung in sich birgt. Reservation Road ist sicherlich kein gemütlicher Film, doch er spielt sehr gut mit den Gefühlen des Zuschauers, der sich nie wirklich entscheiden kann, ob er nun auf der Seite des Täters Dwight oder auf jener des Opfers Ethan steht. Leider fallen ein paar Szenen etwas aus dem Konzept, vornehmlich diejenigen, in welchen Ethan seine Zeit in einem Chatroom verbringt, dort hätte die Dramatik und die Stilisierung etwas zurückgeschraubt werden können.
Reservation Road reiht sich zu den anderen Highlights des ersten Kinohalbjahres 2008 - I'm Not There, No Country For Old Men, Juno - ein. Es handelt sich beim Film um ein starkes Drama, das noch lange in Erinnerung bleibt und einmal eine etwas neue Thematik aufzeigt. Es ist logisch, dass Reservation Road nicht die grosse Masse ins Kino locken wird, doch wenn man den Begriff "Geheimtipp" einmal passend verwenden will, dann sollte man sich Terry Georges neusten Film wirklich ansehen.
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