Dienstag, 28. Juni 2011

Kung Fu Panda 2

Für die Animationsriesen Pixar und DreamWorks Animation scheint 2011 das Jahr der Sequels zu sein. Während Erstere mit Cars 2 die Geister scheiden, begeistern Letztere mit Kung Fu Panda 2 Publikum wie Kritiker. Das ist insofern erstaunlich, als dass die Fortsetzung der tierischen Kung-Fu-Saga um den übergewichtigen Panda Po alle Fehler des Originals – und von denen gibt es viele – wiederholt und es in Sachen Witz und Charme sogar noch unterbietet.

Vor langer Zeit lebte ein ehrgeiziger Pfau namens Shen (Stimmgeber: Gary Oldman), dessen Ziel es war, eine grosse Stadt zu beherrschen. Doch eine Wahrsagerin (Michelle Yeoh) prophezeite ihm, dass ein Krieger in Schwarz und Weiss ihm Einhalt gebieten würde, woraufhin Shen sich aufmachte, alle Pandas in China auszulöschen. Dies ist dem hochnäsigen Pfau aber offenbar nicht gelungen, da zumindest einer übrig geblieben ist: Po (Jack Black), der Drachenkrieger, sorgt mit seinen Freunden, den "Furious Five", für Recht und Ordnung in China und ist im Kung-Fu-Kloster von Meister Shifu (Dustin Hoffman) gut aufgehoben. Doch gerade als Shifu Po ins Geheimnis des inneren Friedens einweihen will, wird Alarm geschlagen und die Kung-Fu-Kämpfer müssen ein Dorf vor Banditen verteidigen. Es stellt sich heraus, dass diese Schurken Meister Shen dienen, der eine riesige Kanone baut, mit der er sich ganz China untertan machen will. Logisch, dass die Furious Five da eingreifen müssen. Doch kommt ihr Kung Fu gegen die moderne Technik an? Und woher kommt Po eigentlich und wieso wurde er von einer Ente aufgezogen?

Nach dem eher bemühenden Kung Fu Panda wäre es vielleicht eine gute Idee gewesen, das Autorenteam Jonathan Aibel, Robert Koo und Glenn Berger auszuwechseln. Immerhin war dieses Trio für die unlustigen Slapstick-Einlagen und die holprige Geschichte des Originals verantwortlich. Der Grund, wieso das Trio für die Fortsetzung zurükkehrte: Kung Fu Panda war ein Hit und spielte fast das Fünffache der Produktionskosten ein.

© Paramount Pictures Switzerland
Nun denn, haben Aibel/Berger/Koo wenigstens aus ihren Fehlern gelernt? Teilweise. Sie haben erkannt, dass ihre Charaktere durchaus Potenzial haben; sie schraubten die schwachen Schenkelklopf-Momente etwas zurück und konstruierten stattdessen ein Szenario rund um die Selbstfindung der Hauptfigur. Leider aber ist dieses Szenario eine schamlose Kopie der Harry Potter-Reihe. Pos Suche nach seinen verschollenen Eltern, seine Reaktion, als er die Wahrheit erfährt, das Sinnen auf Rache – es wirkt alles, als stamme es aus der Feder J. K. Rowlings.

Auch versäumt es dieser Plot, jedwede Dramaturgie aufkommen zu lassen. Die Geschichte des ersten Teils mag unstet gewesen sein, doch dort war wenigstens eine Erzählstruktur zu erkennen. Kung Fu Panda 2 hingegen dümpelt vor sich hin – hie und da durch eine mässig inszenierte Kampfszene gebrochen – und scheint mehr aus willkürlichen und schlampig zusammengeschusterten Ideen als aus einer durchdachten Story zu bestehen.

Auch das Niveau der Gags haben sich seit 2008 nicht wesentlich verbessert. Es finden sich zwar ein paar wenige Lacher, doch insgesamt ist Jennifer Yuh Nelsons Film – sie ersetzte das Duo Mark Osborne/John Stevenson – eine unlustige, ja beinahe schmerzhafte Angelegenheit. Aibel, Berger und Koo zeigen erschreckend wenig Gespür für Timing und den Punkt, an welchem sich ein Witz totgelaufen hat. Kung Fu Panda 2 weist eine Vielzahl an Running Gags auf, die anfangs vielleicht noch ganz amüsant sind – Stichwort: "Noodles!" –, mit fortschreitender Filmdauer aber immer mehr wie ein verzweifelter Versuch wirken. So werden auch Charaktere, für die man als Zuschauer durchaus Interesse und Sympathien hegen könnte, nach und nach zu billigen, witzlosen Karikaturen reduziert, deren Existenz einzig darin zu bestehen scheint, einen Catchphrase von sich zu geben.

© Paramount Pictures Switzerland
Derartige Mängel würden möglicherweise nicht ganz so schwer wiegen, wenn die Stimmen hinter den Figuren wenigstens gut wären. Doch Kung Fu Panda 2 führt auch in diesem Bereich die Unzulänglichkeit des Originals weiter und verschlimmert sie sogar. Wie schon im ersten Teil passen die prominenten Synchronsprecher überhaupt nicht zu ihren Charakteren. Jack Black ist nicht Po, ebensowenig ist Angelina Jolie Tigress, oder Lucy Liu Viper. Die Vokalleistungen der Schauspieler mögen ganz gut sein, doch sie ändern nichts daran, dass jemand schlechte Casting-Arbeit geleistet hat. In Kung Fu Panda passte wenigstens der Bösewicht (Ian McShane); im Sequel funktioniert nicht einmal das. Gary Oldman liefert als Shen zwar eine gute Performance – ein Mittelding zwischen Lord Voldemort und Montgomery Burns –, doch seine Stimme ist einfach nicht adäquat für einen Pfau. Die einzig passenden Sprecher – Dustin Hoffman als Shifu und Jackie Chan als Affe – sind leider unterbeschäftigt.

Das Beste an Kung Fu Panda 2 sind eindeutig die technischen Aspekte. Animation und Ausstattung sind hervorragend und zeichnen mit ihrer Tiefe und ihrem Detailreichtum ein mystisches Fantasieland, welches einen angenehmen Kontrast zur drögen Story bildet. Die Musik von John Powell und Hans Zimmer hat eine ähnliche Funktion: Der Film scheint dem Irrglauben, er sei gross und episch, verfallen zu sein, wobei einzig die Musik diese Annahme untermauert. Die Kung-Fu-Kämpfe, Pos Kindheitserinnerungen und Shens böse Monologe erhalten durch den atmosphärischen Score ein Minimum an Gewicht, welches die Geschichte selbst ihnen nicht verleihen kann.

Es wird Cars 2 schwer fallen, Kung Fu Panda 2 zu unterbieten. Nach dem ansprechenden How to Train Your Dragon hat DreamWorks wieder einen Rückschritt vollzogen und ein weiteres Mal ein unglaublich schwaches Sequel abgeliefert, welches sich nicht einmal für Toy Story 3- und Harry Potter-Plagiate zu schade ist. Ob eines der 24 Projekte, die in Jeffrey Katzenbergs Studio derzeit in Planung sind, das Vertrauen ins Unternehmen DreamWorks Animation wiederherstellen kann, bleibt abzuwarten.

★★

5 Kommentare:

  1. Lustig. Ich fand KFP2 einen der besten Filme des Jahres und ich habe weissgott nicht nur Schrott gesehen dieses Jahr. :/ ich gab ihm im Review 9,5/10 Punkten.

    Tiefgründiger als mancher DW-Film, fast schon im Stil von Pixar. Und ich weiss nicht, was du an den Sprechern auszusetzen hast, ich fand sie allesamt gut gewählt. Nun denn, damit wir auch einmal anderer Meinung sind ;)

    Gruss Owley

    P.S.: Kannst du bei der Auswahl des Kommentaraccounts noch einen hinzufügen, bei dem man Namen und URL eingeben kann? Ich mag es nämlich nicht, als Plopper angezeigt zu werden ;)

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  2. Und: Kann man Kommentare per Mail abonnieren?

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  3. Ersteres kann ich machen. Bei letzterem bin ich nicht ganz sicher. Ich schau mal. Aber danke für den Comment. :)

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  4. Bin nicht ganz sicher, ob Blogspot mich das zweite machen lässt. Vielleicht bin ich auch einfach zu doof. ;)

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  5. Ich tippe auf zu blöd *duckundweg* ;)

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