Donnerstag, 28. Juli 2011

La tête en friche

Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.

Es gibt zeitgenössische französische Regisseure, welche im Ausland leider kaum wahrgenommen. Dazu gehört zum Beispiel Jean Becker, dessen einfühlsame Tragikomödien Mal um Mal begeistern. Die hinreissende Verfilmung von Marie-Sabine Rogers Buch La tête en friche bildet da keine Ausnahme.

Germain (Gérard Depardieu) ist um die fünfzig, schon ewig Hilfsarbeiter und lebt in einem Wohnwagen im Garten seiner senil werdenden Mutter (Claire Maurier) in der westfranzösischen Kleinstadt Pons. Er ist ein liebenswürdiger, hilfsbereiter, wenn auch sehr eigensinniger Kerl, der von seinen Kumpels im lokalen Bistro oft als Einfaltspinsel bezeichnet wird. Dies rührt daher, dass er zwar eine Menge über Obst und Gemüse weiss, ein bewanderter Bauarbeiter ist und die Tauben im Park mit Namen auseinanderhalten kann, aber in Sachen Fremdsprachen, Geschichte und Literatur, gelinde gesagt, keine Koryphäe ist; selbst Lesen und Schreiben kann Germain kaum. Doch eines Tages begegnet ihm im Park die 45 Jahre ältere Margueritte (Theaterlegende Gisèle Casadesus), die ein Buch bei sich trägt – Albert Camus' La peste. Die beiden kommen ins Gespräch und freunden sich schnell an; die weltgewandte Greisin liest Germain aus den verschiedensten Büchern vor und zeigt ihm so die Schönheit der Literatur auf, während er ihr mit seiner sympathischen und aufgestellten Art die Stunden im etwas trostlosen Seniorenheim verkürzt. Als sie ihm offenbart, dass sie schon sehr bald erblinden wird, beschliesst er, richtig lesen zu lernen, sodass er seiner neugewonnenen Freundin dereinst aus ihren Büchern vorlesen kann.

La tête en friche heisst übersetzt soviel wie "Hohlkopf". Gérard Depardieu passt perfekt in diese Titelrolle und wird in seiner rustikalen, aber herzensguten Art vom Anmut der 97-jährigen Gisèle Casadesus perfekt kontrastiert und wundervoll ergänzt. Zwischen den beiden stimmt die Chemie perfekt. Zu keinem Zeitpunkt bekundet das Duo Mühe, den Film zu tragen. Jean Becker hätte keine besseren Castingentscheidungen treffen können: Makellose Chemie und Harmonie – bei den Figuren wie bei ihren Interpreten.

Lernerfolg: Germain (Gérard Depardieu) liest Margueritte (Gisèle Casadesus) vor.
Becker ist ohnehin ein bemerkenswerter Regisseur und Autor. Es scheint keine noch so unauffällige Prämisse zu geben, die er nicht in eine berührende Filmstory auszugestalten weiss. Dabei zeichnen sich seine Werke gerade dadurch aus, dass sie auf allzu dramatische Konflikte verzichten. Becker beschränkt sich auf die Beobachtung seiner Charaktere – vergleichbar mit dem Briten Mike Leigh (Secrets & Lies, Another Year) – und lässt diese, mittels tief philosophischen, mal ganz banalen Dialogen, ein faszinierendes, einfaches Eigenleben entwickeln. So entstehen ausgezeichnete, urfranzösische Dialogfilme wie Dialogue avec mon jardinier (2007) oder eben La tête en frîche. Bahnbrechende Thesen werden hier nicht aufgestellt; Becker und Co-Autor Jean-Loup Dabadie, der schon mit François Truffaut zusammengearbeitet hatte, ist vielmehr daran gelegen, die Poesie des Alltäglichen zu illustrieren, was ihnen mit ihrem humorvollen Skript bestens gelungen ist.

La tête en frîche ist eine beschauliche, besonnene, zutiefst anrührende und auf sublime Art tiefgründige Tragikomödie, die Freunde des französischen Kinos begeistern wird. Mit Grazie und Eleganz präsentiert Altmeister Jean Becker eine Liebeserklärung an das Leben, die Freundschaft und die verbindende Kraft der Literatur.

★★★★★½

Donnerstag, 21. Juli 2011

Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 2

Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.

Nach zehn Jahren endet die Harry-Potter-Serie nun auch im Kino. Mit Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 2 zieht Regisseur David Yates noch einmal alle Register und bietet ein ausladendes Fantasy-Spektakel, welches aber auch die stillen Momente der Buchvorlage nicht aussen vor lässt.

Der Kampf zwischen Gut – dem Orden des Phönix – und Böse – den Todessern – scheint entschieden: Lord Voldemort (Ralph Fiennes) hat den legendären "unbesiegbaren" Elderzauberstab aus dem Grab von Albus Dumbledore (Michael Gambon) geraubt, mit Severus Snape (Alan Rickman) herrscht sein scheinbar treuester Gefolgsmann in Hogwarts und ganz Grossbritannien sucht seinen Erzfeind Harry Potter (Daniel Radcliffe). Dieser befindet sich mit seinen Freunden Ron (Rupert Grint) und Hermione (Emma Watson) nach wie vor auf der Suche nach Horkruxen – Objekten, in denen Voldemort Teile seiner Seele versteckt hat, um unsterblich zu sein. Als sie in der Zaubererbank Gringotts ein solches finden, stellen sie fest, dass in Hogwarts ein weiteres versteckt ist. Mittlerweile hat aber auch der Dunkle Lord gemerkt, dass seine Seelenteile in Gefahr sind und rekrutiert seine Armee von schwarzen Magiern und finsteren Kreaturen, um in Hogwarts die letzte, entscheidende Schlacht gegen die Rebellen zu schlagen und Harry Potter endlich zu töten.

David Yates und Steve Kloves, aus dessen Feder sieben der acht Potter-Filme stammen, sahen sich nach dem hervorragenden ersten Teil des zweigeteilten Serienfinales mit einer grossen Herausforderung konfrontiert: Sie mussten alle noch hängigen Handlungsstränge befriedigend zu Ende bringen und gleichzeitig die Spannung der letzten 250 Seiten der Buchvorlage auf Film bannen. Diesen Balanceakt haben die beiden mit Bravour gemeistert. Zwar liess das Quellmaterial nicht ganz soviel Raum für cineastische Überraschungen wie noch in Teil eins, doch Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 2 ist dennoch ein mitreissendes Abenteuer, bei dem zwar vor allem die intimeren Kenner der Materie auf ihre Kosten kommen, welches aber auch die weniger profund Informierten packen wird. Der Vorlage wird so genau wie möglich, aber keineswegs sklavisch gefolgt gefolgt; so finden sich unzählige wörtliche Zitate im Drehbuch. Nebenfiguren wie Professor Minerva McGonagall (die herrliche Maggie Smith), Draco Malfoy (der famose Tom Felton), oder Neville Longbottom (Matthew Lewis), der endlich seinen heroischen Moment feiern darf, rücken in den Vordergrund und erinnern uns daran, welch wichtige Rolle die Nebencharaktere in J.K. Rowlings Universum übernehmen.

Gefahr im Anmarsch: Harry (Daniel Radcliffe), Hermione (Emma Watson) und Ron (Rupert Grint) bereiten sich auf den finalen Kampf gegen Lord Voldemort vor.
Und trotz der toll gemachten Actionsequenzen, in welchen sich Effekte, Alexandre Desplats Musik und Eduardo Serras Kameraarbeit wunderbar ergänzen, bleiben die ruhigen, zwischenmenschlichen Szenen das Herzstück des Films. Der diesbezügliche Höhepunkt ist die Enttarnung von Severus Snape als mutigster Widerstandskämpfer gegen Lord Voldemort. Was schon auf Papier kraftvoll war, wird von David Yates auf Film in einer berührenden, exzellent inszenierten Montage zur Perfektion geführt.

Wer befürchtete, dass die Serie mit einem inferioren Film zu Ende geht, kann aufatmen. Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 2 ist der furiose und würdige Abschluss eines weltweiten Kino-Phänomens. Aficionados werden eine wehmütige Träne vergiessen und murmeln: "Mischief managed" (sinngemäss "Unheil angerichtet").

★★★★★

Donnerstag, 14. Juli 2011

The Beaver

Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.

Fast zwei Jahre nach Drehschluss hat es The Beaver nun endlich auf die Leinwand geschafft – allen Kontroversen zum Trotz. Hat sich das Warten gelohnt? Jein. Jodie Fosters Neuester besticht zwar in diversen Punkten, ist aber ein heilloses Durcheinander von Ideen und Ansätzen.

Spielzeugfabrikant Walter Black (Mel Gibson) hat ein Problem. Er ist klinisch depressiv und spricht auf keine Therapie an. Mittlerweile hat er resigniert und verbringt den Grossteil seiner Zeit mit Schlafen. Dies nagt an den Kräften seiner Familie: Ehefrau Meredith (Jodie Foster) vergräbt sich in ihrer Arbeit als Achterbahn-Designerin, wird damit aber auch nicht glücklich; Walters jüngerer Sohn Henry (Riley Thomas Stewart) hat Schwierigkeiten, Freunde zu finden und wird zusehends zum Einzelgänger; und der ältere Porter (Anton Yelchin) hat panische Angst davor, so zu werden wie sein Vater. Als Meredith schliesslich ihren Mann aus dem Haus wirft, versucht dieser sich umzubringen – ohne Erfolg. Stattdessen fällt ihm ein Fernseher auf den Kopf, woraufhin er beginnt, durch eine Biber-Handpuppe, die er in einer Mülltonne gefunden hat, mit seiner Umwelt zu kommunizieren. Dieses Plüschtier, welches ab sofort mit "The Beaver" angesprochen werden will, verleiht Walter scheinbar neue Kräfte. Er nimmt wieder aktiv am Familienleben teil, er beschäftigt sich wieder mit Henry und er rettet seine Spielzeugfirma mit einer Glanzidee vor der Insolvenz. Nur Porter kann sich mit dem Biber nicht anfreunden; er wendet sich immer mehr von seinem Vater ab und kümmert sich um seine eigenen Sorgen. Er wird nämlich von der hübschen Musterschülerin Norah (Jennifer Lawrence, Oscar-Nomination für Winter's Bone) darum gebeten, ihre Abschlussrede für sie zu schreiben.

The Beaver ist erst der zweite Film seit 2004, in welchem Mel Gibson (Mad Max, Braveheart) vor der Kamera zu sehen ist. Der gefallene Superstar ist in den letzten Jahren mit ultrakonservativen Ansichten, antisemitischen Sprüchen und Alkoholexzessen negativ aufgefallen und mutierte so vom Vorzeige-Prominenten zum Problemfall für die Studios. Dementsprechend wird er auch gerne aufs Heftigste kritisiert; schon nach dem ersten Trailer für The Beaver wurde die Frage gestellt, was er sich bei der Wahl dieser Rolle gedacht habe. Doch überraschenderweise gehört Mel Gibsons Performance zu den Vorzügen des Films. Er spielt Walter Black mit der richtigen Subtilität und man hat als Zuschauer keinerlei Schwierigkeiten, den Wunsch der Hauptfigur, aus der Depression auszubrechen, abzunehmen. Selbst Gibsons viel parodierter unnatürlicher britischer Dialekt, mit dem er die Biberpuppe sprechen lässt, funktioniert zum Vorteil des Films, indem er einen daran erinnert, dass der "Beaver" trotz allem ein Teil von Walter ist.

Erfolgreiche Behandlung? Der depressive Walter Black (Mel Gibson) findet zu neuer Lebenskraft, indem er durch seine Biber-Handpuppe kommuniziert.
Doch selbst die beste Schauspielleistung – und The Beaver ist fast ausnahmslos vorzüglich besetzt – vermag nicht über das Kyle Killens maues Drehbuch hinwegzutäuschen. Dies fängt bei der Prämisse an. So sehr sich der Film bemüht, sie nachvollziehbar zu erklären, es gelingt ihm nie hundertprozentig. Der Gedanke, dass ein depressiver Mann plötzlich per Handpuppe zu interagieren anfängt, ist schlicht zu weit hergeholt, um glaubwürdig zu wirken. Verstärkt wird dieser Eindruck des allzu unrealistischen Plots durch den Wechsel der Tonart, den The Beaver zu Beginn des dritten Aktes vollzieht: Walters Situation, die zuvor sogar leicht humoristisch angegangen wurde, verwandelt sich plötzlich und ohne Vorwarnung oder Andeutung in einen Psychothriller Marke Child's Play – es scheint, als habe sich Killen in eine Ecke geschrieben, aus der er ohne Kraftakt nicht mehr herauskam. Eine weiterere erzählerische Eigenart von The Beaver ist der Subplot mit Walters Sohn Porter und dessen "Klientin" Norah, der wie ein komplett anderer, besserer, Film eines anderen Autors daherkommt. Im Gegensatz zur Hauptstory ist dieser Handlungsstrang nämlich durchaus realistisch und emotional anregend, nicht zuletzt dank Anton Yelchin und Jennifer Lawrence, und darüber hinaus echt spannend.

The Beaver ist kein schlechter Film, aber, und das ist wohl der Knackpunkt, wirklich gut ist er eben auch nicht. Jodie Fosters neuestes Werk hat zweifelsohne seine Stärken, doch seine Probleme sind zu gross, als dass man sie einfach ignorieren könnte. Zu sehr nagt das unausgegorene Szenario an der Qualität von Jodie Fosters neuestem Werk. Letzten Endes ist The Beaver nichts anderes als ein interessantes kleines Projekt eines noch unerfahrenen Drehbuchautors, das dank einigen prominenten Darstellern und einer zweifellos begabten Regisseurin mehr Aufmerksamkeit erhält, als es verdient.

★★★½

Donnerstag, 7. Juli 2011

Larry Crowne

Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.

Mit dem Sommer ist auch die Zeit der Liebeskomödien gekommen. Allerdings hat das Genre unzweifelhaft schon bessere Zeiten gesehen. Hat es Tom Hanks' Starvehikel Larry Crowne geschafft, die qualitativ angeschlagene Hollywood-Rom-Com wieder neu zu beleben? Leider nur sehr bedingt.

Gestatten, Larry Crowne (Tom Hanks), ein sympathischer Kerl Mitte vierzig, der sich nach zwanzig Jahren Marine-Küchendienst niederliess und einen Verkaufsjob bei einer Warenhauskette annahm. In dieser Position fühlt er sich wohl, Kunden und Mitarbeiter schätzen seine positive Einstellung. Doch eines unschönen Tages wird Larry aus heiterem Himmel entlassen. Der Grund: Ihm fehlt eine College-Ausbildung. Und in Zeiten der Wirtschaftskrise trifft es bei Rationalisierungen die Unqualifizierten eben zuerst. Die Suche nach einer neuen Arbeit gestaltet sich schwierig. Also schreibt er sich auf Anraten seiner Nachbarn Lamar (Cedric "the Entertainer") und B'Ella (Taraji P. Henson) an der lokalen Universität ein. Seine Hauptfächer: Wirtschaftslehre beim exzentrischen Dr. Matsutani (Star Trek-Veteran George Takei) und freies Reden bei der frustrierten Mercedes Tainot (Julia Roberts). Larry lebt sich schnell auf dem Campus ein; er findet Freunde und wird sogar in eine Clique von Motorrollerfans aufgenommen. Bei einer abendlichen Rundfahrt gabelt er die an einer Bushaltestelle wartende Mercedes auf, die sich gerade mit ihrem Versager von Ehemann Dean (Bryan Cranston) heftig gestritten hat. Unter Alkoholeinfluss küsst sie ihren Schüler sogar – natürlich ein absolutes Tabu. Die beiden bewahren Stillschweigen über den Vorfall, finden aber immer mehr Gefallen aneinander.

Larry Crowne gibt sich sichtlich Mühe, sich vom durchschnittlichen Rom-Com-Kino der letzten Jahre zu distanzieren, im Grunde kein schlechter Gedanke. Die Autoren des Streifens, Nia Vardalos (My Big Fat Greek Wedding) und Tom Hanks selbst, umgingen in ihrem Skript die gängigsten und nervigsten Klischees; auf ausgelutschte Storyelemente wie das grosse Missverständnis, welches die ganze Handlung unnötig verlängert, oder den erbitterten Widersacher der Hauptfigur wird verzichtet. Doch Vardalos und Hanks haben es versäumt, diese Klischees nicht nur aus ihrem Film herauszuschreiben, sondern sie auch durch eigene, originelle Einfälle zu ersetzen. Dadurch stellen sich in Larry Crowne kaum Reibungen ein; viele Szenen laufen auf nichts Spezielles hinaus und versanden ohne grossen Einfluss auf die Geschichte. Diesen Mangel an Spannung vermögen auch die Gags nicht wirklich auszugleichen. Für jeden gelungenen Lacher, meistens von Seiten George Takeis oder Cedric "the Entertainers", liefert das Drehbuch auch einen Gag, der sein Ziel entweder verfehlt oder allzu sehr erzwungen wirkt. Besonders in den ersten paar Szenen zwischen Larry und Mercedes versucht das Drehbuch Kapital aus den verschiedenen Wesenszügen der Figuren – er ist naiv und liebenswert, sie genervt und zynisch – zu schlagen, doch was herauskommt, sind gestelzte Momente der Peinlichkeit, welche zum Fremdschämen einladen.

Unterschiedliche Altersgenossen: Student Larry (Tom Hanks) hilft seiner Lehrerin Mercedes (Julia Roberts) bei einem GPS-Problem.
Dass Larry Crowne aufs Ganze gesehen aber gefällig bleibt, ist in erster Linie seinem Hauptdarsteller zu verdanken. Tom Hanks ist mittlerweile Hollywoods Symbolfigur für den aufrechten und treuherzigen, aber immer auch leicht selbstironischen, amerikanischen Vorzeigebürger. Seine Beflissenheit, sein untrüblicher Glaube an das Gute in seinen Mitmenschen ist auch der Grund, warum sein Larry Crowne ein echter Sympathieträger ist. Schade nur, dass sein weiblicher Gegenpart eine unausstehliche Kratzbürste ist. Der ganze Film fällt mit Julia Roberts' Mercedes. Ihre Abfälligkeit, ihre bösartigen Vorurteile und ihre Egomanie stehen dermassen in Kontrast zu Larrys sonnigem Gemüt, dass sie selbst nach ihrem (sehr moderaten) "Wandel" immer noch nichts taugt als Identifikationsfigur. Dass sich Larry in jemanden, der derart unsympathisch wie Mercedes ist, verlieben kann, scheint ganz und gar unwahrscheinlich, was der Liebesgeschichte jegliche Glaubwürdigkeit raubt.

Liebeskomödien leben zu einem schönen Teil von der Chemie des Hauptdarstellerpaares. Doch so gut Tom Hanks mit George Takei oder Cedric "the Entertainer" funktioniert, so schlecht klappt es mit Julia Roberts. Entsprechend finden sich die Reize von Larry Crowne auch meistens dann, wenn Roberts nicht Teil der Szene ist. Dies ist bedauerlich, da der Film mit seinen Rückgriffen auf Komödien der 80er- und 90er-Jahre – mitsamt der Stilisierung des College-Lebens – durchaus Potenzial gehabt hätte. Eine gründliche Überarbeitung des Drehbuchs im Allgemeinen und des Charakters Mercedes Tainot im Speziellen hätte den Film wohl vom Genre-Durchschnitt abgehoben. So aber ist Tom Hanks' zweite Regiearbeit ein nicht weiter bemerkenswertes, schnell vergessenes Sommerfilmchen, das immerhin leidlich zu unterhalten vermag.

★★★