Donnerstag, 11. August 2011

Super 8

Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.
Filmfans konnten ihr Glück kaum fassen, als Sci-Fi-Visionär J.J. Abrams bekanntgab, dass sein nächstes Projekt eine Hommage ans Frühwerk des Kultregisseurs Steven Spielberg sein und dass der Meister höchstselbst mitproduzieren würde. Was konnte schiefgehen? Viel, wie Super 8 zeigt.

J.J. Abrams ist ein famoser Regisseur. Das hat er zuletzt mit seinem fulminanten Reboot der Star Trek-Filmreihe bewiesen. Auch Super 8 zeichnet sich durch seine stilsichere Inszenierung aus, welche zusammen mit der Musik Michael Giacchinos, Larry Fongs Kamreaarbeit, der Ausstattung und dem spannenden, leider kaum beleuchteten Hintergrund des Aliens zu den positiven Aspekten des Streifens gehört. Doch leider werden alle diese Faktoren von einer traurigen Tatsache überschattet: Abrams' Drehbuch ist eine einzige Katastrophe.

Dabei wäre die Story eigentlich ganz passabel: Im Jahre 1979 wollen ein paar Jugendliche aus dem fiktiven Lillian (Ohio) eine Zombieposse auf Super-8-Film drehen. Bei einer Nachtszene benutzen sie einen vorbeifahrenden Güterzug als Kulisse, da Regisseur Charles (Riley Griffiths) auf professionelle Schauwerte aus ist. Aber mitten in der Szene entgleist der Zug, woraufhin in Lillian seltsame Dinge geschehen und sich das Militär einschaltet. Dennoch will Charles seinen Film zu Ende drehen. Dabei verguckt sich Joe (Joel Courtney), dessen Mutter bei einem Fabrikunfall starb, aber in die hübsche Alice (Elle Fanning – mit Abstand die beste Darstellerin).

Es stimmt, dass dieser Plot Spielberg-Werken wie Close Encounters of the Third Kind oder E.T. ähnelt – daran wäre grundsätzlich nichts auszusetzen –, doch Abrams hat in seinem Drehbuch leider auch Elemente übernommen, auf die man auch in jenen Filmen gut hätte verzichten können. Vor allem die zentrale Kinder-Combo strapaziert die Geduld des Kinogängers: Nicht nur haben diese Bälger so gut wie keine Persönlichkeit – jeder Charakter hat ein einziges definierendes Merkmal – und sind deshalb unvorstellbar langweilig; sie müssen obendrein auch noch fürchterlichen Text von sich geben. Dieser besteht entweder aus willkürlichen Linien, welche hölzerner und unnatürlicher nicht sein könnten ("I'm crying! Oh my god, I'm crying"), aus Dialogen, die ins Nichts führen, oder aus steinalten Witzen, die man schon gefühlte hundert Mal gehört hat.

Trübe Aussichten? Joe (Joel Courtney) und Alice (Elle Fanning) finden zueinander, während ihr Heimatort von einem Monster und dem Militär zerlegt wird.
Nach Subtilität sucht man in Super 8 vergeblich: Es scheint, als ob J.J. Abrams befürchtete, dass man seinem Film nicht ansehen würde, dass er in den 1970er-Jahren spielt; also packte er belanglose Anspielungen auf zeitgenössische Ereignisse, wie etwa den Störfall im AKW Three Mile Island, in sein Skript. Feinsinnige Gags wie der Umstand, dass die Chemiefabrik im Film der Kinder nach George A. Romero, dem Meister des Zombiefilms, benannt ist, sind Mangelware. Auch die Schreckmomente sind völlig uninspiriert und vorhersehbar. Und zu "guter" Letzt ist Abrams' Film in keiner Weise eigenständig – selbst von den Spielberg-Einschläge abgesehen. Kaum ein Moment, in dem man sich nicht an Rob Reiners Stand by Me oder Garth Jennings' Son of Rambow erinnert fühlte.

Super 8 ist eine nervende, abgedroschene und übertrieben rührselige Angelegenheit. So sehr sogar, dass man sich wünscht, das mysteriöse Wesen würde die Hauptakteure einfach verschlingen. So nicht, Mr. Abrams. So nicht.

★★

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