Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.
Filmfans konnten ihr Glück kaum fassen, als Sci-Fi-Visionär J.J.
Abrams bekanntgab, dass sein nächstes Projekt eine Hommage ans
Frühwerk des Kultregisseurs Steven Spielberg sein und dass der
Meister höchstselbst mitproduzieren würde. Was konnte schiefgehen?
Viel, wie Super 8 zeigt.
J.J. Abrams ist ein famoser Regisseur. Das hat er zuletzt mit seinem
fulminanten Reboot der Star Trek-Filmreihe bewiesen. Auch Super 8 zeichnet sich durch seine stilsichere Inszenierung aus,
welche zusammen mit der Musik Michael Giacchinos, Larry Fongs
Kamreaarbeit, der Ausstattung und dem spannenden, leider kaum
beleuchteten Hintergrund des Aliens zu den positiven Aspekten des
Streifens gehört. Doch leider werden alle diese Faktoren von einer
traurigen Tatsache überschattet: Abrams' Drehbuch ist eine einzige
Katastrophe.
Dabei wäre die Story eigentlich ganz passabel: Im Jahre 1979 wollen
ein paar Jugendliche aus dem fiktiven Lillian (Ohio) eine Zombieposse
auf Super-8-Film drehen. Bei einer Nachtszene benutzen sie einen
vorbeifahrenden Güterzug als Kulisse, da Regisseur Charles (Riley
Griffiths) auf professionelle Schauwerte aus ist. Aber mitten in der
Szene entgleist der Zug, woraufhin in Lillian seltsame Dinge
geschehen und sich das Militär einschaltet. Dennoch will Charles
seinen Film zu Ende drehen. Dabei verguckt sich Joe (Joel Courtney),
dessen Mutter bei einem Fabrikunfall starb, aber in die hübsche
Alice (Elle Fanning – mit Abstand die beste Darstellerin).
Es stimmt, dass dieser Plot Spielberg-Werken wie Close Encounters
of the Third Kind oder E.T. ähnelt – daran wäre
grundsätzlich nichts auszusetzen –, doch Abrams hat in seinem
Drehbuch leider auch Elemente übernommen, auf die man auch in jenen
Filmen gut hätte verzichten können. Vor allem die zentrale
Kinder-Combo strapaziert die Geduld des Kinogängers: Nicht nur haben
diese Bälger so gut wie keine Persönlichkeit – jeder Charakter
hat ein einziges definierendes Merkmal – und sind deshalb
unvorstellbar langweilig; sie müssen obendrein auch noch
fürchterlichen Text von sich geben. Dieser besteht entweder aus
willkürlichen Linien, welche hölzerner und unnatürlicher nicht
sein könnten ("I'm crying! Oh my god, I'm crying"), aus
Dialogen, die ins Nichts führen, oder aus steinalten Witzen, die man
schon gefühlte hundert Mal gehört hat.
Trübe Aussichten? Joe (Joel Courtney) und Alice (Elle Fanning)
finden zueinander, während ihr Heimatort von einem Monster und dem
Militär zerlegt wird.
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Nach Subtilität sucht man in Super 8 vergeblich: Es scheint,
als ob J.J. Abrams befürchtete, dass man seinem Film nicht ansehen
würde, dass er in den 1970er-Jahren spielt; also packte er
belanglose Anspielungen auf zeitgenössische Ereignisse, wie etwa den
Störfall im AKW Three Mile Island, in sein Skript. Feinsinnige Gags
wie der Umstand, dass die Chemiefabrik im Film der Kinder nach George
A. Romero, dem Meister des Zombiefilms, benannt ist, sind Mangelware.
Auch die Schreckmomente sind völlig uninspiriert und vorhersehbar.
Und zu "guter" Letzt ist Abrams' Film in keiner Weise
eigenständig – selbst von den Spielberg-Einschläge abgesehen.
Kaum ein Moment, in dem man sich nicht an Rob Reiners Stand by Me
oder Garth Jennings' Son of Rambow erinnert fühlte.
Super
8 ist eine nervende, abgedroschene und übertrieben rührselige
Angelegenheit. So sehr sogar, dass man sich wünscht, das mysteriöse
Wesen würde die Hauptakteure einfach verschlingen. So nicht, Mr.
Abrams. So nicht.
★★☆☆☆☆
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