Donnerstag, 8. September 2011

Horrible Bosses

Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.

Hat die Mainstream-Komödie Marke Hollywood mit Seth Gordons Horrible Bosses etwa ihre zynische Seite entdeckt? Die Grundidee des Streifens legt dies nahe. Jedoch schreckt der Film vor richtig schwarzem Humor zurück und bleibt vorab ein spassiges Hit-and-Miss-Komödchen.

Unausstehliche Chefs und die mit ihnen verbundenen Mordfantasien ihrer Angestellten werden in Komödien gerne gebraucht – als Wegwerfwitz. Regisseur Seth Gordon und seine Autoren Brett Ratner und Jay Stern stellten sich nun aber der Herausforderung, diesem Stilelement einen ganzen Film zu widmen. Im Mittelpunkt stehen die Freunde Nick (Jason Bateman), Dale (Charlie Day) und Kurt (Jason Sudeikis), die von ihren jeweiligen Vorgesetzten terrorisiert werden; Nick wird vom paranoiden Ekelpaket Harken (Kevin Spacey) getriezt, der frisch verlobte Dale muss sich gegen die Avancen der nymphomanischen Julia (Jennifer Aniston) zur Wehr setzen, während Kurt nach dem Tod seines geliebten Chefs (Donald Sutherland) dessen drogensüchtigen Sohn Bobby (Colin Farrell) daran hindern muss, die traditionsreiche Firma zu ruinieren. Beim gemeinsamen Feierabendbier gebären sie schliesslich die zündende Idee, ihre Chefs umzubringen. Einen Mordberater wie "Motherfucker" Jones (Jamie Foxx) zu finden, ist dabei noch das geringste Problem.

Horrible Bosses will sich offensichtlich vom Durchschnitt der amerikanischen Buddy-Komödien abheben, doch dies gelingt ihm nur bedingt. Wie fürs Genre typisch, liessen sich Ratner und Stern eine Ansammlung an Witzen einfallen, die von subtil und lustig bis zu dämlich und beleidigend reichen. Letztere äussern sich in uninspirierten Gags unter der Gürtellinie, die eigentlich bei der Leseprobe hätten gestrichen werden sollen – ein Beleg für die augenfällige Unbedarftheit des Autorenduos. So ist man froh um jeden angenehm absurden Moment; sei es das Aufklären von Dale, dass der Mordplan auf Alfred Hitchcocks Strangers on a Train zurückgreift und nicht auf Throw Momma from the Train, Danny DeVitos Hommage daran; sei es der wahre Grund, weshalb "Motherfucker" Jones Zeit im Gefängnis verbrachte; oder sei es die Tatsache, dass Dale als Triebtäter vorbestraft ist, weil er eines Nachts einen Busch auf einem leeren Kinderspielplatz neben seiner Stammbar als Toilette missbrauchte.

Die Kumpels (v.l.) Dale (Charlie Day), Kurt (Jason Sudeikis) und Nick (Jason Bateman) suchen einen Auftragskiller.
Was Horrible Bosses aber zu einem grundsätzlich amüsanten Kinoerlebnis macht, ist sein Cast. Den (zugegebenermassen ganz ordentlichen) Gag-Reel-Abspann hätte man nicht gebraucht, um zu erraten, dass alle Beteiligten einen Heidenspass auf dem Set hatten. Das Trio Bateman, Day und Sudeikis harmoniert prächtig miteinander und blüht vor allem dann auf, wenn etwas Würde und Professionalität angebracht wären. Auch auf Seiten der Antagonisten gibt es einige Komik-Perlen zu bewundern; allen voran Kevin Spacey, der einmal mehr zeigt, dass er auch komödiantischen Rollen gewachsen ist. Seine Boshaftigkeit ist, vielleicht auch weil der Rest des Films sie grösstenteils vermissen lässt, eine wahre Freude – er ist und bleibt ein Schauspieler, den man liebend gerne hasst.

Das Schicksal – zweifelhaft, aber nicht undankbar – von Horrible Bosses dürfte feststehen: Er wird sich in eine lange Reihe von Filmen einreihen, deren Aufgabe es ist, einen Männerabend abzurunden. Wohl bekomms.

★★★½

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