Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.
Die Zeiten, in denen das Thema der erwerbstätigen Mütter kontrovers
diskutiert wurde, liegen glücklich hinter uns. Regisseur Douglas
McGrath scheint dies aber nicht mitbekommen zu haben. Sein I Don't
Know How She Does It rennt auf unbeholfenste Art und Weise offene
Türen ein.
Kate Reddy (Sarah Jessica Parker) ist eine moderne Frau: Sie hält
die Balance zwischen Familie – Ehemann Richard (Greg Kinnear) und
Kinder Emily und Ben – und Job (Fondsmanagerin) so gut es geht.
Doch als einer ihrer Entwürfe von Manager Jack Abelhammer (Pierce
Brosnan) gutgeheissen wird, verbringt Kate immer mehr Zeit im fernen
New York. Und da Architekt Richard ebenfalls einen grossen Auftrag
bekommt, leidet das Familienleben der Reddys sehr.
Eine Frage, die sich während den ganzen eineinhalb Stunden Laufzeit
von I Don't Know How She Does It stellt, ist diejenige nach dem
Zielpublikum dieses Films. Wem muss im Jahr 2011 noch gepredigt
werden, dass arbeitende Mütter Akzeptanz verdienen? Wer, ausser
vielleicht die religiöse Rechte, kann sich immer noch nicht mit der
Tatsache anfreunden, dass der Spagat zwischen Familie und Beruf
mittlerweile ein Charakteristikum der modernen westlichen
Gesellschaft ist? An der gleichnamigen Romanvorlage, die
Drehbuchautorin Aline Brosh McKenna (27 Dresses) hier
adaptierte, kann es nicht liegen – diese ist auch erst neun Jahre
alt.
Nein, das antiquierte Programm des Films ist höchstwahrscheinlich
auf die schiere Naivität der Macher zurückzuführen. Ein Indiz
dafür sind die widersprüchlichen Prioritäten, die hier gesetzt
werden: Die liberale Kate schwingt plötzlich Anti-Abtreibungs-Reden;
der Film kann sich nie richtig entscheiden, ob Richard nun Recht mit
seiner Kritik an seiner Frau hat oder nicht; und das dem Zuschauer
eingehämmerte Motto "Frauen, bleibt euch selber treu!" wird
durch die Quasi-Verteufelung der Familienplanung – einschliesslich
der Haltung, gar keine Kinder haben zu wollen – anhand der Figur
Momo (Olivia Munn, bekannt aus Jon Stewarts Daily Show)
komplett über den Haufen geworfen. Und als Krönung des Ganzen wird
auch noch Howard Hawks' Screwball-Klassiker His Girl Friday in
einem völlig falschen Licht gezeigt – ohne jeden Kontext, der hier
wahrlich nötig wäre.
Arbeitsbeziehung: "Working Mum" Kate (Sarah Jessica Parker)
unterhält sich mit ihrem Geschäftspartner Jack Abelhammer (Pierce
Brosnan).
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Aber selbst wenn man von den verwirrten Botschaften, die I Don't
Know How She Does It zu vermitteln versucht, absieht, bleibt nicht
viel Lobenswertes übrig. Die Witze sind bestenfalls Hit-and-Miss –
einige passable sind dabei –, jedwede satirischen Anklänge
verpuffen im Ansatz, es werden antiquierte Rollenmuster zelebriert,
die Dialoge wirken schmerzhaft künstlich – die Linien der
sechsjährigen Emily sind die eines mehr als doppelt so alten
Mädchens – und auch die Inszenierung lässt sehr zu wünschen
übrig. Bestes Beispiel dafür ist der verschwendete Pierce Brosnan,
der offenbar als eine Art Gaststar hätte aufgebaut werden sollen,
aber schon vor seinem Auftritt stimmlich in Erscheinung tritt. Doch
Brosnan hat wenigstens seinen Charme; Sarah Jessica Parker agiert
gänzlich ohne solchen.
I
Don't Know How She Does It gehört nicht zu den allerschlechtesten
Hollywood-Rom-Coms. Dazu ist er viel zu harmlos und bekömmlich.
Dennoch wiegt das kraftlose und altbackene Skript zu schwer, um einen
befriedigenden Film zu generieren.
★★☆☆☆☆
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