Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Region.
Erstmals seit Juno arbeiten Regisseur Jason Reitman und Autorin
Diablo Cody wieder zusammen. Wie schon im Publikumsliebling von 2007
geht es in Young Adult, einem Coming-of-Age-Film der angenehm
anderen Art, um die Crux des Erwachsenwerdens.
Mavis (Charlize Theron) ist 37 Jahre alt, frisch geschieden und wohnt
mit Hündchen Dulce in einem Appartementkomplex in der amerikanischen
Midwest-Metropole Minneapolis. Ihren Lebensunterhalt verdient sie
sich als Ghostwriterin einer sich unaufhaltsam dem Ende zuneigenden,
weil nicht mehr zeitgemässen, Serie von Teenager-Romanen. Durch ein
E-Mail ihrer alten Flamme Buddy (Patrick Wilson) wird sie unversehens
aus dem ewig gleichen Trott – schreiben, in Fast-Food-Restaurants
herumhängen, nichtige Liebesaffären hinter sich bringen –
gerissen: Ihr High-School-Liebhaber ist gerade Vater geworden und hat
das Foto des Säuglings an alle seine Mail-Kontakte verschickt. Mavis
deutet dies als ein Zeichen, dass Buddy sich nach ihr sehnt; also
packt sie einen Koffer und kehrt an ihren Heimatort, die gesichtslose
Kleinstadt Mercury, zurück. Überzeugt davon, dass das glückliche
Leben ihres Ex-Freundes nur eine Scharade ist, versucht Mavis, ihn
zurückzugewinnen. Derweil der seit einem brutalen Schläger-Übergriff
gehbehinderte Matt (Patton Oswalt), der gleichzeitig mit Mavis zur
Schule ging, vergeblich versucht, sie zur Vernunft zu bringen.
Jason Reitman scheint sich darauf spezialisiert zu haben, sich in
seinen Filmen eher unsympathischen Protagonisten zu widmen.
Tabak-Lobbyist Nick Naylor (Thank You for Smoking, 2005) und
der mietbare "Entlasser" Ryan Bingham (Up in the Air, 2009)
waren beides aalglatte Zyniker, welche in ihren jeweiligen Voiceovers
nicht einmal versuchten, ihren Charakter schönzureden; Mavis Gary
schlägt in eine ähnliche Kerbe, auch wenn ihr der hinterhältige
Charme der beiden Männer fehlt, was es nicht ganz einfach macht,
sich in sie hineinzufühlen. Doch Charlize Theron entdeckt in ihrer
im Teenageralter hängen gebliebenen Zicke – man kann es nicht
anders sagen – ungeahnte Tiefen, besonders in ihren Gesprächen mit
dem ruhigen Matt, grossartig gespielt von Stand-Up-Comedian Patton
Oswalt, dessen Ehrlichkeit und bescheidene Zufriedenheit Mavis'
Gebäude von Lebenslügen trefflich kontrastieren.
Mittdreissigerin Mavis Gary (Charlize Theron) stattet ihrem Heimatort
einen Besuch ab.
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★★★★½
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