Man sollte denken, dass das Resultat einer Kollaboration des
gefeierten schwedischen Regisseurs Lasse Hallström und des
preisgekrönten Drehbuchautors Simon Beaufoy wenigstens passabel
wäre. Weit gefehlt: Salmon Fishing in the Yemen ist einer der
enttäuschendsten Filme des Jahres.
Nach einem Anschlag auf eine afghanische Moschee steht Patricia
Maxwell (Kristin Scott Thomas), die PR-Beraterin des britischen
Premierministers, unter Zugzwang, eine Nachricht zu finden, die den
Nahen Osten in ein besseres Licht rückt. Dabei stösst sie auf den
Wunsch des anglophilen Scheichs Muhammad (Amr Waked), in seinem
Heimatland Jemen das Lachsfischen einzuführen. Verantwortlich für
die Abklärungen ist die frisch in einen Soldaten verliebte Harriet
(Emily Blunt). Der von ihr kontaktierte Fischexperte Dr. Alfred Jones
(Ewan McGregor) hält das Vorhaben aber für undurchführbar. Als
Patricia das Projekt zur Priorität erklärt, muss Alfred dennoch mit
Harriet zusammenspannen und versuchen, das Unmögliche möglich zu
machen. Dabei freunden sich die beiden mit Muhammad an und lenken
sich von ihren jeweiligen Schwierigkeiten ab: Der leicht autistische
Alfred steckt in einer Ehekrise, Harriets Freund wird nach
Afghanistan abkommandiert.
Simon Beaufoy ist beileibe kein Neuling in der Welt der
Drehbuchautoren. Der Brite wurde bereits 1998 für seine Arbeit an The Full Monty für einen Oscar nominiert. Es folgten ein Sieg (Slumdog Millionaire, 2009) sowie eine weitere Nomination (127
Hours, 2011). Umso erstaunlicher ist es, wie stümperhaft er in
seiner gleichnamigen Adaption von Paul Tordays Roman Salmon
Fishing in the Yemen vorgeht. Beaufoy scheint vergessen zu haben,
dass Konflikt der Treibstoff jeder Geschichte ist, denn der Film
kommt praktisch ohne solchen aus. Die zentralen Probleme sind
entweder gar keine, werden aber zu tragenden Elementen aufgebauscht,
oder sie werden künstlich hergestellt, egal wie lächerlich oder an
den Haaren herbeigezogen sie auch sein mögen – frei nach dem
Motto: Eine Nahost-Erzählung braucht Terrorismus. Dass dabei der –
von Terry Stacey (P.S. I Love You) zugegebenermassen schön
eingefangene – Ethnokitsch an eine Reisewerbung für den Jemen
erinnert, passt zum strukturell ohnehin verwirrten Film. Es lässt
sich nicht so recht erkennen, ob Salmon Fishing in the Yemen
nun eine Komödie – pro: einige absurd-witzige Linien; contra:
kindischer Slapstick –, eine Liebesgeschichte – vieles davon
läuft auf Nebenspuren ab – oder ein Drama sein soll. Würde Lasse
Hallströms Regie nicht für etwas flottes Tempo sorgen, der Streifen
wäre ganz und gar unerträglich.
Drehbuch in den Sand gesetzt? Scheich Muhammad (Amr Waked), Dr.
Alfred (Ewan McGregor) und Harriet (Emily Blunt) bei einer
Strategiesitzung.
|
Ob die Hauptschuld für die Misere nun an Simon Beaufoy oder an Paul
Torday liegt, ist letztlich unwichtig. Salmon Fishing in the
Yemen ist ein ärgerliches Machwerk, welches es so schnell wie
möglich zu vergessen gilt.
★
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen