Das norwegische Kino steht, grob gesagt, auf zwei Grundpfeilern:
düsteren Dramen und abseitigen Komödien. Happy, Happy bewegt
sich mit seiner süffisant-ironischen Aufarbeitung zweier Ehekrisen
irgendwo dazwischen. Allzu viel Eindruck hinterlässt das Werk
allerdings nicht.
Nett, aber langweilig. So lässt sich das Leben der Mittdreissigerin
Kaja (Agnes Kittelsen) wohl am besten zusammenfassen. Mit ihrem Mann
Eirik (Joachim Rafaelsen) und ihrem Sohn Theodor (Oskar Hernæs
Brandsø) lebt sie in einem kleinen norwegischen Dorf. Im Ehebett
herrscht derzeit Flaute; Theodor spielt nur mit Eirik, sofern dieser
nicht auf der Jagd ist; und sogar das Wetter zeigt sich von seiner
eintönigen Seite: Schnee, wohin das Auge auch blickt. Kaja zeigt
sich entsprechend erfreut, als im Haus nebenan das Ehepaar Elisabeth
(Maibritt Saerens) und Sigve (Henrik Rafaelsen) mit ihrem
dunkelhäutigen Adoptivsohn Noa (Ram Shihab Ebedy) einzieht. Auch
deren Beziehung hat schon bessere Zeiten gesehen; der Grund für den
Umzug war denn auch eine Affäre Elisabeths. Bei gemeinsamen
Abendessen lernen sich die beiden Paare näher kennen, was bald schon
zu einer leidenschaftlichen Affäre zwischen Kaja und Sigve führt.
Diese bleibt nicht lange geheim, wodurch es im lokalen Chor, wo Kaja,
Sigve und Elisabeth mitsingen, zu einigen unangenehmen Situationen
kommt.
Der Begriff des skandinavischen Films ist oft mit dem des
Naturalismus verbunden. Diese Tradition wird in Happy, Happy –
Originaltitel: Sykt lykkelig, was übersetzt soviel heisst wie "Wahnsinnig glücklich" –, dem erst zweiten Langspielfilm von
Regisseurin Anne Sewitsky, konsequent weitergeführt. Die
ausgedehnten, mit verlegenen Pausen versehenen Dialoge erinnern in
ihrer Lebensnähe an diejenigen Diablo Codys (Juno, Young
Adult), sind aber, anders als bei der Amerikanerin, nicht
komödiantisch-absurd überhöht. Es ist nicht primär der Inhalt,
der die Lacher generiert – wobei auch dieser mehrfach zum Zuge
kommt, etwa wenn Noas Herkunft erwähnt wird ("Ist das ein
afrikanischer Name?") –, sondern die unangenehme Atmosphäre
einer Szene. Von der den Raum einengenden Handkamera unterstützt,
zeichnen die Autorinnen Mette M. Bølstad und Ragnhild Tronvoll mit
einfachsten Mitteln das Bild zweier stagnierender Beziehungen, von
vier Menschen, die sich nach Abwechslung und Neuanfängen sehnen. So
entstehen einige virtuose Szenen, wobei vor allem der Spielabend mit
dem ominösen "Partnerspiel" und Eiriks Auseinandersetzung mit
der eigenen Sexualität herausstechen.
Noch steht der Frieden: Kaja (Agnes Kittelsen), Eirik (Joachim
Rafaelsen), Elisabeth (Maibritt Saerens) und Sigve (Henrik Rafaelsen)
beim Spielabend.
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Hätte
der Film diese Formel beibehalten können – intelligente und
subtile Charakterstudien, angereichert mit alltäglichem, teils recht
gewagtem Humor –, Happy, Happy könnte als vollauf gelungenes
Projekt bezeichnet werden. Doch leider geht Sewitskys Film im letzten
Drittel unerklärlicherweise die Luft aus; das Ganze fällt
buchstäblich in sich zusammen. Die Inszenierung, bis zu diesem
Zeitpunkt konsequent geradlinig, verzettelt sich mit allzu konfusen
Einlagen, etwa Eiriks und Kajas norwegisch-deutsch-englischem
Streitgespräch, welche so überhaupt nicht zum bis dato
angeschlagenen Ton passen. Es scheint, als hätten sich Bølstad und
Tronvoll nicht entscheiden können, was für ein Ende sie ihren
jeweiligen Figuren gewähren sollten. Wieder einmal zeigt sich, dass
auch die beste Geschichte unter einem unbefriedigenden Abschluss
leidet.
★★★
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