Mit nur 38 Jahren gehört Seth MacFarlane bereits zu den erfolg- und
einflussreichsten Vertretern der amerikanischen Comedy-Szene. Aus
seiner Feder stammen die drei Hit-Serien Family Guy, American
Dad! und The Cleveland Show, er geniesst einen
hervorragenden Ruf als Sänger, Texter und Synchronsprecher und mit
seiner Liebe zum derben Humor hat er sich zugleich eine riesige
Fanbasis und ein beträchtliches Heer an Gegnern erarbeitet. Mit Ted
wagt er nun den Schritt ins Spielfilmregie-Fach. Wer etwas
anderes als MacFarlanes typische Mischung aus kruder
Hit-and-Miss-Komik und harschen popkulturellen Anspielungen erwartet,
ist im falschen Film.
Im Boston der Achtzigerjahre lebte einst ein kleiner Junge namens
John Bennett, der einfach keine Freunde fand. Doch am
Weihnachtsmorgen 1985 sollte sich das Leben des einsamen Kindes für
immer verändern, denn unter dem Baum lag ein ganz besonderes
Geschenk: ein grosser Teddybär, den John sogleich fest ins Herz
schloss. Und weil gerade die magische Zeit des Jahres herrschte, ging
sein Wunsch, der Bär solle lebendig werden, in Erfüllung; "Ted"
(Stimme: Seth MacFarlane) wurde über Nacht zur Mediensensation.
Seither sind 27 Jahre vergangen und John (Mark Wahlberg) und Ted sind
immer noch beste Freunde. Allerdings wird die Freundschaft immer mehr
zur Belastung für Johns Beziehung mit seiner Freundin Lori (Mila
Kunis). Also bittet er Ted, sich eine eigene Wohnung und einen Job zu
suchen. Dies erweist sich aber für einen Plüschbären ohne jeden
Anstand als grosse Herausforderung.
Seth MacFarlanes Humor ist bissig, kompromisslos und verhält sich
den Grenzen des guten Geschmacks gegenüber vollkommen gleichgültig.
In der Unterhaltungsindustrie führen seine Serien einen erbitterten,
wenn auch nicht ganz ernst gemeinten Kleinkrieg mit South Park und
den Simpsons; politisch wollen ihm rechte – der Parents
Television Council oder Sarah Palin – wie linke – die Gay and
Lesbian Alliance Against Defamation – Exponenten ans Leder.
Unanständigkeit, Antireligiosität, Jugendgefährdung, Rassismus und
Sexismus, so lauten die Anklagen. Kümmern tut ihn das freilich
wenig. Überragende Einschaltquoten für seine Fernsehserien geben
ihm Recht. Und die Erfolgsgeschichte wird in Ted fortgesetzt:
MacFarlanes vulgärer Klamauk vermag auch im Kino die Massen zu
begeistern. Obwohl der Film in den USA erst ab 17 Jahren freigegeben
ist – eigentlich eine kommerzielle Katastrophe –, gehört er zu
den Kassenschlagern des Sommers.
Freunde fürs Leben: Der 35-jährige John Bennett (Mark Wahlberg) und sein zum Leben erwachter, unflätiger Teddybär Ted (Stimme: Seth MacFarlane). |
Zwar ist die Mischung aus Liebes- und Buddy-Komödie, ein nicht eben
neues Konzept, lange nicht so gewagt wie gewisse Werke aus dem
TV-Œuvre des Regisserus, doch sein primäres Ziel erreicht der Film
mühelos: Ted ist lustig. Manche Witze laufen ins Leere,
manche wirken geschrieben wohl unterhaltender als sie gesprochen
tatsächlich sind, die Geschichte, welche wider Erwarten mehr als nur
ein Alibi ist, verläuft in allzu konventionellen Bahnen –
allerdings ist die Beziehung zwischen John und Lori überraschend gut
gelungen. Doch MacFarlane wäre nicht MacFarlane, wenn sich in seinen
Erzeugnissen neben den weniger gelungenen Humorversuchen nicht auch
Unmengen an köstlichem Komödienmaterial finden würde. Und dieses
nimmt, wie man es sich aus Family Guy gewohnt, die
unterschiedlichsten Formen an.
Die Wegwerf-Verweise auf die Popkultur – Justin Bieber, Katy Perry,
Jack and Jill ("Adam Sandler plays a guy and a girl
and... it's awful. It's... unwatchable"), das herrlich
willkürliche Schlussbild – bemühen sich gar nicht erst um
Langlebigkeit; die vereinzelten Gastauftritte, deren Höhepunkt
sicherlich Patrick Stewarts Erzähler ist, verfehlen ihre Wirkung
nicht; die Selbstreflexion funktioniert ("I do not sound that
much like Peter Griffin!"); bei MacFarlanes Lieblingsthemen
werden keine Gefangenen gemacht ("Look what Jesus did!");
und der Film reüssiert sogar dort, wo Sacha Baron Cohen drei Filme
lang gescheitert ist: Ted zeigt, dass es möglich ist, gute
Witze über menschliche Fäkalien zu machen. Grossen Anteil am
Gelingen haben auch die Hauptdarsteller. MacFarlane und insbesondere
Mila Kunis (Meg Griffin in Family Guy) laufen zu
komödiantischer Höchstform auf. Mark Wahlberg hingegen, obwohl auch
er seinen Anteil an Lachern beisteuert, wirkt in seiner Zurückhaltung
fast peinlich berührt ob der zum Besten gegebenen Zoten.
Die Freundschaft gefährdet Johns Beziehung mit seiner Freundin Lori (Mila Kunis). |
Neue Freunde wird sich Regiedebütant MacFarlane mit Ted kaum
machen. Der Film ist unverschämt, beleidigend, vulgär, derb und
macht jede Menge Spass – wenn man sich denn mit dem Humor der
Macher anzufreunden weiss. Von den diversen Einzeilern abgesehen,
wird kaum etwas davon über längere Zeit hängen bleiben. Beste
Voraussetzungen eigentlich für MacFarlanes nächstes Kinoprojekt.
★★★
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