Das Thema Krebs, vor allem wenn jüngere Menschen betroffen sind,
wurde in jüngerer Vergangenheit schon mehrfach im Kino behandelt.
Entsprechend vermag die deutsch-irische Koproduktion Death of a
Superhero nicht zu überraschen. Einfühlsam ist das Ganze aber
allemal.
Seit rund einem Jahr leidet der 15-jährige Donald (Thomas
Brodie-Sangster) an einem Hirntumor. Trotz intensiver Bestrahlung und
einiger positiver Resultate hat der Teenager dem Leben gegenüber
eine zynische Einstellung entwickelt; auch Suizid schliesst er nicht
aus. Seine Eltern (Sharon Horgan, Michael McElhatton) sind
verzweifelt, auch weil scheinbar kein Psychologe in der Lage ist, die
emotionale Mauer des Jungen zu durchbrechen. Dieser kanalisiert seine
Wut, indem er Comics zeichnet, in denen er als Superheld gegen den
personifizierten Tod namens "The Glove" kämpft. Durch dieses
Maltalent wird der renommierte Thanatologe Dr. Adrian King (Andy
Serkis) auf Donald aufmerksam. Zwischen den beiden entsteht nach und
nach eine ungewöhnliche Freundschaft. Doch Donalds besteht nicht nur
aus Besuchen im Krankenhaus und in Therapiezimmern: In der Schule
lernt er die rebellische Shelly (Aisling Loftus) kennen, in die er
sich verliebt.
Es ist schwierig, nach Filmen wie Restless, 50/50 oder
auch dem Schweizer Genre-Versuch Stationspiraten der
Krebs-Thematik viel Neues zu entlocken, ist doch das Potenzial von
gängigen Motiven wie "Die Liebe ist stärker als der Tod" oder "Tod ist nur für die Überlebenden schlimm" begrenzt. Insofern
ist es wohl symptomatisch, dass ein Film wie Death of a Superhero
aus einem finanziell angeschlagenen Land wie Irland kommt: Auf der
Suche nach hohen Einnahmen werden beliebte Formeln bemüht. Zwar ist
Ian Fitzgibbons Verfilmung eines Romans des Neuseeländers Anthony
McCarten noch weit vom kommerziellen Erfolg entfernt – in den USA
spielte der Streifen bisher nur etwa 600 (!) Dollar ein –, doch
immerhin weiss der Film überwiegend zu gefallen.
Eine vom Tod geprägte Freundschaft: Der krebskranke Teenager Donald
(Thomas Brodie-Sangster) und der Thanatologe Adrian (Andy Serkis).
|
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Death of a Superhero
sehr formelhaft ist. Oft fällt es nicht schwer, in
bedeutungsschwangeren Pausen zu erahnen, wo der Dialog hinführen
wird; die Wendungen überraschen in den seltensten Fällen. Doch
Regisseur Fitzgibbon hat zwei Trümpfe in der Hinterhand: die
animierten Sequenzen und seine Schauspieler. Erstere sind Szenen aus
Donalds Comics und bestechen durch eine rasante Inszenierung von
Bildern und Musik sowie deren Verbindung mit der Realität. Den
Darstellern wiederum ist es zu verdanken, dass auch Formelhaftes
berühren kann. Herausragend ist das Zusammenspiel zwischen Thomas
Brodie-Sangster, dem die Balance zwischen abgeklärtem Zyniker und
verängstigtem Kind ausnehmend gut gelingt, und Andy Serkis –
wieder einmal ohne digitales Makeup –, hinter dessen lakonischer
Fassade immer Adrians Tragödie spürbar bleibt. Unter den
Nebendarstellern sticht insbesondere Michael McElhatton heraus, der
dem etwas bemühenden letzten Akt stimmige emotionale Kraft verleiht.
Death
of a Superhero bietet kaum etwas, was nicht schon gesagt wurde.
Aber der Film profitiert von seinem starken Cast, einer behutsamen
Herangehensweise an das – trotz einer drohenden cineastischen
Übersättigung – immer noch schwierige Thema und dem richtigen
Fokus: Familie und Identität statt Krankheitskitsch.
★★★
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen