Nicht viele Regiedebütanten sind mit einer derartig günstigen
Ausgangslage gesegnet wie Brian Klugman und Lee Sternthal. Trotz
eines vergleichsweise schmalen Budgets stand ihnen ein hochkarätiger
Cast mit alten Haudegen sowie aufstrebenden Stars zu Verfügung und
ihre mit reichlich literarischem Pathos gefüllte Geschichte
versprach, eine breite Zuschauermasse anzusprechen. Doch das
Potenzial wurde nicht ausgenutzt: The Words ist ein
uninteressantes Drama vom Fliessband.
Clay Hammond (Dennis Quaid) betritt die Bühne, räuspert sich und
beginnt, aus seinem neuen Buch vorzulesen – "The Words,
by me." Der Roman handelt von Rory Jansen (Bradley Cooper),
einem um Erfolg ringenden Schriftsteller, der mit seiner Frau Dora
(Zoe Saldana, welche im Abspann unverständlicherweise mit dem
Ehrenzusatz "and..." gewürdigt wird) ein kleines New
Yorker Appartement bewohnt. Talent wäre zwar vorhanden, doch die
angespannte wirtschaftliche Lage macht es für Amateur-Autoren schier
unmöglich, von den Verlagen eine Chance zu erhalten; Rory muss
seinen Vater (J. K. Simmons) Monat für Monat um Geld bitten. Doch
als er per Zufall ein packendes Manuskript entdeckt und unter seinem
Namen veröffentlicht, ändert sich seine Situation schlagartig:
Binnen kurzer Zeit wird das Buch zum nationalen Phänomen, Rory wird
berühmt. Als jedoch ein mysteriöser alter Mann (Jeremy Irons)
auftaucht, der behauptet, das Erfolgswerk verfasst zu haben, fällt
Rorys Welt in sich zusammen.
Intellektuell und hintergründig, so will The Words sein, eine
subtile Meditation über das Wesen der Literatur. Den diesbezüglichen
Schlüsselsatz flüstert Clay Hammond gegen Ende des Films einer
Bewunderin zu: Wahrheit und Fiktion lägen nahe beieinander, aber zu
einer Berührung komme es nie. Um dieses Stück Dialog zu
illustrieren, bemüht das Regisseur- und Drehbuchautorenduo Klugman
und Sternthal eine penetrant verschachtelte, enorm gezwungen wirkende
Erzählung, die mit gewichtiger Miene auf den verschiedenen Ebenen
die gleichen Bilder aufgreift und dem Zuschauer die ohnehin
offensichtlichen Parallelen zwischen den Figuren buchstäblich
einhämmert. Den Coup de grâce schliesslich stellen die nicht enden
wollenden Querverweise auf Leben und Wirken von Ernest Hemingway dar:
Der Protagonist im Buch im Buch im Film liest The Sun Also Rises;
Rorys Gewissenskrise wird durch einen Mann ausgelöst, der nur als
"Old Man" bezeichnet wird; und die Anekdote, wie Hemingway
den Grossteil seines Frühwerkes verlor, darf selbstverständlich
auch nicht fehlen.
Der Schwindler und der Schriftsteller: Rory (Bradley Cooper) setzt sich mit dem mysteriösen alten Mann (Jeremy Irons) auseinander. |
Gelänge es den Machern, diese Fragmente der Inspiration mit einem
vernünftigen Literatur-Motiv zu einer befriedigenden Geschichte zu
verbinden – wie es etwa Regisseure wie Curtis Hanson (Wonder
Boys), Jean Becker (La tête en friche) oder auch Rob
Epstein und Jeffrey Friedman (Howl) geschafft haben –, dann
fiele es auch leichter, das Ganze ernst zu nehmen, ihm Substanz
zuzugestehen. Doch so wie die Dinge liegen, wirken die
Ausschweifungen und Ausschmückungen, literarischer und sonstiger
Art, bestenfalls unnötig, schlechtestenfalls selbstgefällig. Der,
obgleich dreigeteilt, hauchdünne Plot vermag niemals zu packen,
ebenso wenig das Schicksal seiner bloss grob skizzierten Figuren. The
Words ist schlicht langweilig; es herrscht dramatischer
Stillstand, den selbst der stellenweise in bester Dungeons &
Dragons-Manier chargierende Jeremy Irons nicht überwinden kann.
Der Rest der ansehnlichen Schauspieltruppe, vielleicht mit Ausnahme
von J. K. Simmons, erledigt seine Arbeit ohne jede Begeisterung.
Dennis Quaid verzieht kaum eine Miene, Zoe Saldana schluchzt sich
durch die Handlung, Bradley Cooper gibt den ins Off starrenden,
privilegierten, aber dennoch romantisch gequälten "Artiste".
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