Nur wenige fiktive Figuren erfreuen sich so grosser und anhaltender
Beliebtheit wie Ian Flemings Geheimagent James Bond. 50 Jahre nach
der ersten Kinoadaption lockt nun der 23. Film der Serie ins Kino. Skyfall bleibt der Serienlinie treu: ein aufwändiger, solider
Actionfilm mit Edel-Label.
Harte Zeiten für MI6-Chefin M (Judi Dench): Eine vom britischen
Geheimdienst gehütete Liste mit NATO-Undercoveragenten wird in
Istanbul entwendet. Beim Versuch, sie dem Dieb zu entreissen, wird
Top-Spion James Bond (Daniel Craig) von seiner Partnerin (Naomie
Harris) versehentlich angeschossen und muss als "missing, presumed
dead" abgebucht werden. Kurz darauf wird das Hauptquartier von MI6
zum Ziel eines Anschlags, woraufhin M sich beim Beamten Gareth
Mallory (Ralph Fiennes) und vor einem Regierungsausschuss
verantworten muss. Als der tot geglaubte Bond wieder auftaucht, macht
er sich auf die Suche nach demjenigen, der die Angriffe auf den
Geheimdienst orchestriert hat – obwohl er seine Position nur unter
Vorbehalt wieder einnehmen darf. Nach einem mässig erfolgreichen
Training und einem eher frustrierenden Treffen mit dem
Computer-Tüftlergenie Q (Ben Whishaw) gelangt er über die
verführerische Sévérine (Bérénice Lim Marlohe) zu Raoul Silva
(Javier Bardem), der einen persönlichen Rachefeldzug gegen M und das
Vereinigte Königreich führt.
Am 5. Oktober 1962 startete Dr. No mit dem jungen Schotten Sean
Connery in der Hauptrolle in den Kinos. Der Film avancierte zum
Kassenschlager und ebnete den Weg für sämtliche 007-Streifen, die
seither über die Leinwände flimmerten. Ganz dem Jubiläum
entsprechend, erweisen Top-Liga-Regisseur Sam Mendes (American
Beauty, Revolutionary Road) und das Autorenteam Neal Purvis,
Robert Wade und John Logan in Skyfall der Seriengeschichte ihre
Reverenz: Der alte Aston Martin – mit "Eject"-Knopf – wird
aus der Versenkung geholt, Gut und Böse prügeln sich auf dem Dach
eines fahrenden Zuges, klassische Figuren wie Q und Moneypenny
tauchen in Neubesetzung wieder einmal auf. Doch die Nostalgie hat
ihre Kehrseite. Bond und M kämpfen gegen ihren Ruf als
Auslaufmodelle, Q schmunzelt, die Zeit der explodierenden
Kugelschreiber sei vorbei. Das Fazit am Ende ist ebenso bewährt wie
vorhersehbar: Neue Besen kehren gut, aber die alten kennen die Ecken.
James Bond (Daniel Craig, links) wird vom mysteriösen Superschurken
Raoul Silva (Javier Bardem) festgehalten.
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Fans der Serie werden zweifelsohne ihre Freude am Geschehen haben,
auch wenn 007 sich ausnahmsweise nur einen Martini und keine
wirkliche Sexszene gönnt. Aber Skyfall deutet, wie schon viele
seiner Vorgänger, unabsichtlich auf eine tiefer liegende Problematik
hin. Nähme man das Element "James Bond" aus der Gleichung,
erhielte der Film weder den Hype noch die begeisterten Kritiken,
welche derzeit omnipräsent sind. Das Ganze würde nüchterner
betrachtet, im Guten wie im Schlechten. Denn in seinem Kern ist der
23. Bond ein eher durchschnittlicher Actionfilm, der erst 110 Minuten
Anlaufzeit braucht, um das Publikum mit 30 Minuten bester
Unterhaltung zu belohnen. Zwar begeistern Roger Deakins'
Panorama-Bilder, ebenso Adeles Titelsong und der britische
Mimen-Hochadel von Ralph Fiennes bis Judi Dench, unterstützt vom
Spanier Javier Bardem, zeigt sich in guter Form – allen voran der
Schrotflinten schwingende Albert Finney, bei dem ein Hauch von Walter
Brennans Stumpy aus Howard Hawks' Rio Bravo mitschwingt. Doch Skyfall bietet eben auch genreübliche Plotlöcher, farblose
(Daniel Craig) oder schlicht stümperhafte (Bérénice Lim Marlohe)
Darsteller, schwache Effekte und haarsträubend abgedroschene
Dialoge. Bond war schon immer mehr Schein als Sein und seine neueste
Mission veranschaulicht dies in greller Deutlichkeit.
★★
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