Nach dem überwältigenden Erfolg seiner The Lord of the
Rings-Vefilmungen widmet sich Regisseur Peter Jackson nun dem
Beginn von J. R. R. Tolkiens Middle-earth-Saga – in drei Filmen à
je drei Stunden. The Hobbit: An Unexpected Journey
veranschaulicht die Problematik des Unterfangens.
Bilbo Baggins (Martin Freeman) ist ein Hobbit aus dem grünen Shire
(deutsch: Auenland) irgendwo im Nordwesten des mythischen
Middle-earth (Mittelerde). Er geniesst sein ruhiges Leben, das er
lesend, essend und rauchend in seinem gemütlichen Häuschen
verbringt. Doch eines Tages steht der mächtige Zauberer Gandalf (Sir
Ian McKellen) vor seinem Gartentor und erzählt ihm von einem grossen
Abenteuer. Noch am selben Abend dringen dreizehn Zwerge unter ihrem
Anführer Thorin Oakenshield (Richard Armitage) in Bilbos Wohnung ein
und fordern den perplexen Hobbit dazu auf, sie auf ihrer Reise zu
begleiten. Ihr Ziel ist es, die legendäre Zwergenfestung Erebor aus
den Fängen des bösen Drachens Smaug zu befreien. Als Bilbo
schliesslich einwilligt, ahnt er noch nicht, welche Gefahren ihn
erwarten: schwarze Magie; rabiate Trolle; der bleiche Ork, der es auf
Thorins Kopf abgesehen hat; ein kleines Männchen namens Gollum (Andy
Serkis), welches einen geheimnisvollen Ring bei sich trägt.
J. R. R. Tolkiens The Hobbit, veröffentlicht 1937, gehört bis
heute zu den populärsten Kinderbüchern der Welt und gilt als ein
Meisterwerk der Fantasy-Unterhaltungsliteratur. Gegen eine
Filmadaption lässt sich also grundsätzlich nichts einwenden,
insbesondere wenn das Projekt unter der Regie Peter Jacksons
ausgeführt wird, jenes Filmemachers, der bereits Tolkiens Lord of
the Rings-Trilogie werkgetreu, wenn auch etwas langfädig, auf die
Leinwand gebracht hat. Anlass zu Zweifeln gab aber die Ankündigung, The Hobbit würde zwischen 2012 und 2014 in drei Teilen in die
Kinos kommen. Man rechne: Dreihundert Buchseiten erhalten dieselbe
Screentime wie The Fellowship of the Ring, The Two Towers
und The Return of the King – insgesamt fast 1500 Seiten. Man
muss kein Experte sein, um zu erahnen, dass sich hier eklatante
Drehbuchprobleme ankündigen.
Eine lange Reise, auch für den Zuschauer: Der Hobbit Bilbo (Martin
Freeman) und seine Zwergen-Begleiter legen eine Pause ein.
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Und tatsächlich: The Hobbit: An Unexpected Journey ist eine
aufgeblähte Angelegenheit, bei der sich die künstliche Dehnung des
Materials schmerzlich bemerkbar macht. Das Ganze mag zwar angemessen
unterhalten, aber das Gefühl, die ersten hundert Seiten des Buches
hätten in maximal 130 Minuten erzählt werden können, wird man nie
wirklich los. Die anfangs noch berauschenden Panoramaaufnahmen
Neuseelands werden dermassen inflationär eingesetzt, dass nach und
nach jegliche Wirkung verfliegt. Auch erhebt Jackson jedes
Scharmützel zur viertelstündigen Schlachtszene, wodurch die wahren
Action-Höhepunkte – etwa der Kampf der Bergriesen oder die
Hetzjagd im Ork-Reich – übertönt und die dramatischen
Rettungsaktionen mitsamt heroischer Musikuntermalung schnell zur
ermüdenden Routine werden. Und Bilbo, die eigentliche Hauptfigur,
ertrinkt förmlich in einer Flut aus Zwergen, deren
Slapstick-Einlagen den Plot ebenso aufhalten wie die unnötigen
Gastauftritte Cate Blanchetts (Galadriel) und Christopher Lees
(Saruman).
Entsprechend erfreulich sind jene Momente, die daran erinnern, welche
Klasse der Film mit dem Mut zur Straffung hätte erreichen können:
der rühmenswert gegen das wässrige Skript ankämpfende Martin
Freeman (Dr. Watson in der BBC-Serie Sherlock) liefert sich mit
Gollum – einmal mehr eine fantastische Motion-Capture-Performance
von Andy Serkis – einen Rätselwettstreit in bester altenglischer
Tradition; der wie gewohnt hervorragende Sir Ian McKellen gebietet
mit ruhiger Entschlossenheit einer Monstermeute Einhalt; Howard
Shores Musik gibt einer Szene den letzten Schliff – dies alles sind
Elemente eines grossartigen Fantasy-Films. Schade nur, dass ihr Wert
durch eine beschämend grosse Menge an Füllmaterial vermindert wird.
★★★
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