Nachdem die grosse Zeit der "Ealing Comedies" ein
Ende gefunden hatte und realistische Sozialdramen das Bild der
englischen Filmindustrie zu prägen begannen, machte sich eine junge
Generation von Schauspielern und Autoren jene absurde Komödie zu
Eigen, die noch heute als Hauptmerkmal des britischen Humors gilt.
Auch Richard Lester, bekannt für seine Arbeit mit den Beatles,
bewegte sich in den Sechzigerjahren in jenen Kreisen. Davon zeugt
etwa seine bizarre Antikriegs-Komödie How I Won the War aus
dem Jahr 1967.
Earnest Goodbody (Michael Crawford) ist ein tollpatschiger junger
Patriot, der während des Zweiten Weltkriegs notdürftig zum Offizier
eines kleinen Trupps der britischen Armee befördert wird. Mit seinen
Untergebenen, unter ihnen Earnests Assistent Gripweed (John Lennon),
welche stets aufs Neue Pläne schmieden, sich ihres übermotivierten
Vorgesetzten zu entledigen, sichert er zunächst die Position in
Nordafrika, wobei nicht nur die Italiener und die Deutschen
geschlagen werden müssen, sondern auch ein Cricket-Feld erbaut
werden soll. Danach zieht die unselige Kameradschaft nordwärts, um
erst die Normandie und schliesslich die letzte intakte Rhein-Brücke
einzunehmen, die Earnest einem sympathischen deutschen Offizier (Karl
Michael Vogler) abgekauft hat.
Sich ewig wiederholende Leibesübungen, unfreundliches Gebrüll,
antiquierte Weltbilder, ein diktatorisches Hierarchieverständnis –
das Militär sollte eigentlich genügend Stoff für gute Komödien
und Satiren liefern. Tatsächlich mangelt es dem Genre nicht an
Werken, denen mitunter Kultstatus zugeschrieben wird: Robert Altmans
M*A*S*H, Mike Nichols' sardonische Romanverfilmung Catch-22
oder Ivan Reitmans Stripes erfreuen sich grosser
Beliebtheit, obwohl sich bei Letzteren doch die Frage nach dem Warum
stellt. Nichols' Film weiss 40 Minuten lang zu unterhalten, bevor er
ins Ungeniessbare abdriftet; Reitman vermag seinen hohen Ansprüchen
niemals gerecht zu werden. Auch How I Won the War begeistert
das geneigte Publikum bis heute, doch dies ist ebenfalls nur schwer
nachvollziehbar.
Assistent und Offizier: Gripweed (John Lennon, links) und Earnest Goodbody (Michael Crawford). |
Grossen Anteil daran hat der Umstand, dass Richard Lester und Autor
Charles Wood grösstenteils auf einen Plot verzichten. Sie übersetzen
Patrick Ryans Roman in eine assoziative Ansammlung von Episoden,
Miniaturen und Vignetten, von denen einige leidlich amüsieren –
meist dank der Beteiligung John Lennons, der sträflich wenig
eingesetzt wird –, die meisten aber wirkungslos verpuffen. Wären
die Kapriolen der jungen Soldaten wenigstens einigermassen subversiv,
lustig – oder etwa beides –, dann wäre der eklatante Mangel an
Stringenz deutlich leichter zu verzeihen. So aber bleibt das Ganze
eine mühselige und verwirrende Angelegenheit, in der scheinbar
willkürlich zwischen verschiedenen Handlungsebenen hin- und her
geschnitten wird, ohne dass eine einzige überzeugt – oder
zumindest zufrieden stellend etabliert oder gar erklärt wird.
Und dennoch wird How I Won the War von manchen Betrachtern
gerne mit Voltaires Candide verglichen: Die widersinnigen
Wiederauferstehungen gewisser Charaktere, das unerklärliche
Auftauchen der Mentor-Figur, die lose zusammenhängenden Orte, an
denen die stilisierte Handlung stattfindet, sollen an die Odyssee von
Candide und Pangloss erinnern. Zwar mögen gewisse Vergleiche
zutreffen – immerhin irritiert auch die erstmalige Lektüre von
Voltaires grossem Werk, weil es sich jeglicher narrativer Logik
widersetzt –, doch insgesamt scheint die Verbindung marginal;
wahrscheinlicher wirkt die Erklärung, dass damit die Ehre einer
missglückten Satire gerettet werden soll.
Im Einsatz: Earnests Trupp nähert sich der Normandie. |
Letztendlich ist es jedoch egal, wie man es dreht und wendet, in
welchem philosophischen Kontext man How I Won the War liest.
Tatsache ist, dass Regisseur Lester es versäumt hat, viel
versprechendes Quellenmaterial befriedigend zu adaptieren. Sein Film
ist schwerfällig, unnötig unzugänglich, nur bedingt interessant
und obendrein auch schrecklich langweilig; nur selten gingen 106
Minuten dermassen langsam vorbei – wie der Krieg für die Soldaten.
★★
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