Hollywoods romantische Komödien stecken schon seit Jahren in einer nicht enden wollenden Krise, in der Geist, Witz und Romantik immer öfter formelhaften Plots und geistlosen Klischees zum Opfer fallen. Neuestes Beispiel: The Big Wedding, das starbesetzte Remake einer Schweizer Produktion.
Dass sich bei der Suche nach gelungener amerikanischer
Mainstream-Komödienunterhaltung allmählich Verzweiflung einstellt,
ist allein daran erkennbar, dass seit einigen Jahren wieder versucht
wird, der Misere mit Neuauflagen von Filmen aus dem frankophonen Raum
beizukommen – eine Strategie, welche bereits in den Neunzigerjahren
mit Titeln wie Father's Day oder Jungle 2 Jungle bei
Kritik und Publikum auf nur wenig Gegenliebe stiess. Vor diesem
tristen Hintergrund ist denn auch The Big Wedding entstanden,
basierend auf Jean-Stéphane Brons Mon frère se marie. Zwar
wird sich der Lausannois darüber freuen können, die von ihm ins
Leben gerufenen Figuren von prominenten Darstellern wie Robert De
Niro oder Diane Keaton verkörpert zu sehen; davon abgesehen, dürfte
jedoch die Enttäuschung über überkandidelte Ausschmückungen und
den unbedarft-banalen Humor vorherrschen.
Denn Regisseur Justin Zackham (Autor von The Bucket List)
begnügt sich nicht mit der eigentlich simplen Prämisse: Ein
geschiedenes Ehepaar muss vor der Hochzeit seines Adoptivsohnes
dessen leiblicher Mutter vorspielen, das Eheglück habe noch Bestand.
Natürlich bildet dies auch den Kern von The Big Wedding, doch
Zackham dichtet der Geschichte zahlreiche weitere Irrungen und
Wirrungen an. Nach 20 Jahren Ehe haben sich Don (De Niro), der
inzwischen mit Bebe (Susan Sarandon) liiert ist, und Ellie (Keaton)
scheiden lassen, doch das freundschaftliche Verhältnis hat sich
gehalten – auch dank der erfolgreichen Karrieren der mittlerweile
erwachsenen Kinder. Lyla (Katherine Heigl) ist Anwältin, Jared
(Topher Grace) Arzt und der aus Kolumbien adoptierte Alejandro (Ben
Barnes) hat gerade sein Studium abgeschlossen und steht kurz davor,
seiner Verlobten Missy (Amanda Seyfried) das Jawort zu geben.
Um die leibliche Mutter (Patricia Rae) seines Adoptivsohnes Alejandro
(Ben Barnes) zu täuschen, spielt Don (Robert De Niro) den
verheirateten Vater.
© Ascot Elite
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Doch die anstehende Hochzeit bringt weitaus gravierendere Probleme
mit sich als die Vorbehalte von Missys Eltern gegenüber "ethnisch
gemischten" Enkelkindern. Der Besuch von Alejandros streng
katholischer – und, obwohl sie ihren Sohn durch Adoption vor der "Armut" bewahren wollte, wenigstens einigermassen begütert
scheinender – Mutter Madonna (Patricia Rae) zwingt Ellie und Don
dazu, ihr ein intaktes Eheglück vorzuflunkern, was Bebe in Rage
versetzt; die unerwartet schwangere Lyla wartet auf den Anruf ihres
Noch-Freundes; Pfarrer Monighan (Robin Williams) zeigt sich wenig
überzeugt von der religiösen Reinheit von Missy und Alejandro;
derweil Madonnas Tochter Nuria (Ana Ayora) Jared, Jungfrau aus
abflauender Überzeugung, den Kopf verdreht.
The
Big Wedding zahlt den Preis für diese grösstenteils ins Nichts
führenden Handlungsstränge. Sie alle in nur 90 Minuten Laufzeit
befriedigend abzuhandeln, grenzt ans Unmögliche. Entsprechend fehlt
Zackhams Film die nötige Tiefe, um auf einer emotionalen Ebene zu
überzeugen, seinem Drehbuch der Scharfsinn, um zu unterhalten. Zwar
unternimmt er den an sich löblichen Versuch, dem linkischen Charme
von Charles Shyers Father of the Bride-Remakes nachzueifern,
doch sein Humor ist von der platt-derben Sorte: Uninspirierte Running
Gags, abgedroschene Stereotypen (konservativ-elitäre und
liberal-intellektuelle Oberschicht, Künstler, Katholiken, Latinos)
und die sporadische Imitation von Judd Apatows "ironischen" Geschmacklosigkeiten ersetzen echte Witze. Lacher provoziert der
eindimensionale The Big Wedding allenfalls mit dem Anspruch,
Komödie sein zu wollen.
★
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