Die Verfilmung des zweiten Teils von Suzanne Collins' Hunger
Games-Jugendbuch-Trilogie wartet mit einem neuen Regisseur, zwei
neuen Autoren sowie dem doppelten Budget des ersten Eintrags auf.
Doch wie bereits dieser fordert auch Catching Fire die gängigen
Blockbuster-Konventionen heraus.
Panem, gelegen im Nordamerika einer unbestimmten Zukunft, ist zu
Beginn von Collins' Roman The Hunger Games (2008) und Gary
Ross' gleichnamiger Filmadaption (2012) eingeteilt in zwölf
Distrikte, welche vom dekadenten "Capitol" unterjocht werden.
Eingeschüchtert wird die Bevölkerung durch die alljährlichen Hunger Games, ein live im Fernsehen übertragenes
Sportereignis, in dem sich 24 Teenager – zwei pro Distrikt – so
lange bekämpfen, bis schliesslich der letzte Überlebende als Sieger
von dannen zieht. Doch im ersten Trilogieteil, im Laufe der 74.
Hungerspiele, erhält die strikte Ordnung Risse: Die "Tribute" aus dem ärmsten aller Distrikte, Katniss Everdeen (Jennifer
Lawrence) und Peeta Mellark (Josh Hutcherson), umgehen die
Spielregeln so, dass sie zu gemeinsam Siegern erklärt werden.
Dieser Akt der Auflehnung hat Konsequenzen: In Catching Fire gärt es in den Distrikten. Um einer Revolution vorzubeugen, zwingt
Panems Präsident Snow (Donald Sutherland) Peeta und vor allem
Katniss, das inoffizielle Gesicht des Widerstands, dazu, sich als
Freunde des Capitols zu zeigen. Als dies seine Wirkung verfehlt,
greift Snow zu einem Trick, um die Macht von Katniss und
ihresgleichen zu brechen: Zum 75. Jubiläum der Spiele werden die
Teilnehmer nicht aus dem Fussvolk ausgelost, sondern aus den
bisherigen Siegern. Katniss und Peeta kehren in die Arena zurück.
Will man dem dichten Plot des Hunger Games-Mittelstücks
gerecht werden, drängt sich eine detaillierte Einführung – in die
Prämisse von Suzanne Collins' Universum einerseits, in die Sachlage
der ersten Fortsetzung andererseits – nachgerade auf, gerade weil
eine der Stärken von Catching Fire, auf Papier wie Zelluloid,
das Vertiefen von Aspekten des ersten Teils ist. Gary Ross schaffte
es in The Hunger Games, die beklemmend unmittelbare Atmosphäre
von Collins' Roman mit viel Verve auf die Leinwand zu transponieren;
in Catching Fire spitzt sich diese Atmosphäre, analog zur
Eskalation der Lage in Panem, unter Regisseur Francis Lawrence sowie
den oscarprämierten Skripteuren Simon Beaufoy (Slumdog
Millionaire) und Michael Arndt (Little Miss Sunshine), zu.
Auf ihrer Siegestour müssen die Hunger-Games-Überlebenden Katniss
(Jennifer Lawrence) und Peeta (Josh Hutcherson) Propaganda für die
Capitol-Diktatur machen.
© Impuls Pictures AG
|
Vermittelt wird dies aber nicht, wie man es von einem Projekt dieser
Grössenordnung erwarten würde, mit einer höheren Dichte an
effekthascherischen Actionszenen (wobei die Action, wenn sie
eintritt, äusserst gekonnt inszeniert ist) oder einem Hang zu
übertriebenem Pathos. Catching Fire ist ein Blockbuster, der
sich dem Stigma des Wortes als Synonym für sinnleeren Kintopp
widersetzt. Einfache Antworten und austauschbare
Selbstzweck-Unterhaltung finden ebenso wenig statt wie das Anbiedern
an jene Fans der Franchise, welche darauf beharren, darin nichts
anderes als eine Dreiecks-Liebesgeschichte zwischen Katniss, Peeta
und dem rebellischen Gale (Liam Hemsworth) zu sehen – wenngleich
der Film stellenweise zu stark auf dieser Konstellation verweilt.
Lawrence, Beaufoy und Arndt verstehen den seriösen Subtext von
Collins' Büchern und widmen gut zwei Drittel der Laufzeit der
Darstellung des Orwell'schen Überwachungsstaates Panem, welcher sein
Volk mit belangloser Glamour-Berichterstattung gefügig macht, es mit
Sonderberichterstattungen über die Garderobe von Katniss und Peeta
von den echten Problemen abzulenken versucht. Catching Fire ist
intelligenter und schärfer als man es einer
Hollywood-Grossproduktion gemeinhin zutrauen würde; er verlangt
einen aktiven und aufmerksamen Zuschauer, der bereit ist, sich mit
der gewichtigen Materie auseinanderzusetzen. Ein "Blockbuster",
der dies voraussetzt, macht Hoffnung.
★★★★★
Kann ich so unterstreichen, der Film hat mir sehr gefallen und kann jetzt kaum auf den (die) 3ten Teil(e) warten
AntwortenLöschen