Nach dem unvollkommenen, insgesamt aber unterhaltsamen ersten Teil
der Hobbit-Trilogie bietet The Desolation of Smaug einen
düstereren, brutaleren Blick auf J. R. R. Tolkiens Roman. Auch Teil
zwei kommt nicht ohne Probleme aus, brilliert aber mit einem
fulminanten Schlussdrittel.
Das Kinderbuch The Hobbit, or There and Back Again, 1937
erschienen, folgt, ganz seinem Titel entsprechend, der unglaublichen
Reise, die der Hobbit Bilbo Baggins mit einer Kompanie von 13 Zwergen
und dem mächtigen Zauberer Gandalf quer durch den mythischen
Kontinent Mittelerde unternimmt, um den bösen Drachen Smaug aus der
einstigen Zwergenfestung Erebor zu vertreiben. Diese Geschichte hat
der neuseeländische Regisseur Peter Jackson, welcher mit der
Tolkien-Leinwandtrilogie The Lord of the Rings weltweit
Kultstatus erlangte, nun um dermassen viele Handlungsstränge
erweitert und verlängert, dass der Titel gebende Hobbit (gespielt
vom ideal besetzten Martin Freeman) mittlerweile zur Nebenfigur
degradiert wurde. Die Tendenz machte sich in An Unexpected
Journey bemerkbar; in The Desolation of Smaug liegt der
Fokus über weite Strecken unverhohlen auf dem Zwergen-Anführer
Thorin Oakenshield (Richard Armitage), Magier Gandalf (Ian McKellen)
sowie auf der unglücklich konzipierten, weil dramaturgisch
überflüssigen, Liebesgeschichte zwischen einem Zwerg und einer
Kriegerin aus dem verschlagenen Volk der Waldelben.
Doch
wie schon in An Unexpected Journey, als Bilbo
mit dem mysteriösen Gollum (Andy Serkis) in einem Rätselwettstreit
um sein Leben feilschte, erreicht The Desolation of Smaug seinen Höhepunkt dann, als Jackson sich von allen Ablenkungen
vorübergehend verabschiedet und sich ganz seinem kleinen,
bescheidenen Helden aus dem grünen Shire widmet. Bilbos Zwiegespräch
mit Gollum war, dank Worten und Schauspielleistungen allein, der
unumstrittene Höhepunkt des ersten Teils; das Gleiche gilt für den
zweiten Teil, in dessen drittem Akt Bilbo von seinen Reisegefährten
ins Innere von Erebor geschickt wird, um Smaug einen Edelstein
abzuluchsen. Was folgt, ist eine der besten Sequenzen aus Jacksons
ganzem Mittelerde-Legendarium: Smaug – makellos animiert, von
Benedict Cumberbatch schlichtweg grandios gesprochen, eine
vortreffliche Mischung aus Satansfigur ("I am fire, I am death")
und mittelalterlichem Märchen-Schreckgespenst – liefert sich ein
packendes, aufregend inszeniertes Rededuell mit dem schlauen Bilbo,
dessen stattliche Länge vollauf gerechtfertigt ist.
In der
Höhle des Löwen: Hobbit Bilbo (Martin Freeman) muss einen Edelstein
aus der Schatzkammer des bösen Drachen Smaug entwenden.
© 2012 Warner Bros. Ent.
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Dasselbe lässt
sich für den Rest des rund 160-minütigen Films nicht immer sagen.
Allzu oft verweilt Jackson auf Angelegenheiten – etwa dem Konflikt
zwischen dem Waldelben-König Thranduil (Lee Pace) und seinem Sohn
Legolas (Orlando Bloom) –, welche auf die Schlacht, die im dritten
Teil (There and Back Again, 2014) geschlagen werden wird, sowie
auf den Beginn der Lord of the Rings-Saga hinweisen sollen, im
Ganzen aber eher zur herrschenden narrativen Unordnung beitragen. An
anderen Stellen hingegen nimmt sich der Film nicht genug Zeit; so zum
Beispiel bei der Wanderung von Bilbo und den Zwergen durch den
verwunschenen Düsterwald, auf dessen die Sinne benebelnde Wirkung
nicht befriedigend eingegangen wird – eine enttäuschend
überhastete Sequenz.
Und dennoch ist The Desolation of Smaug, wie schon sein Vorgänger, ein
mitunter irritierendes, aber zumeist aufregendes Abenteuer,
versinnbildlicht durch jene hervorragende Szene, in der Bilbo und
Kompanie in leeren Fässern durch Stromschnellen schiessen, um aus
elbischer Gefangenschaft zu entkommen: Elben jagen Zwerge, Orks töten
Elben, Zwerge bekämpfen Orks; alles ist in Bewegung, physikalische
Gesetze scheinen aufgehoben, Motive verschwommen – doch Langeweile
stellt sich nie ein.
★★★
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