In Zusammenarbeit mit Warner Bros. hat der legendäre dänische
Spielzeughersteller Lego einen Animationsfilm produziert. Was im
Grunde nichts anderes ist als ein 100-minütiger Werbefilm für sein
kultiges Produkt, überzeugt mit gewitztem Humor, ungezügelter
Energie und blühender Fantasie.
Hat die Welt auf einen Film gewartet, der Präsident Abraham Lincoln
(Stimme: Will Forte), die Zauberer Albus Dumbledore (Harry
Potter) und Gandalf (The Lord of the Rings), die Superhelden
Batman (Will Arnett – wunderbar), Superman (Channing Tatum), Green
Lantern (Jonah Hill) und Wonder Woman (Cobie Smulders), den Star
Wars-Androiden C-3PO (Originalbesetzung Anthony Daniels) sowie
William Shakespeare, Michelangelo und die Simpsons-Nebenfigur
Milhouse Van Houten aufeinander treffen lässt? Wahrscheinlich eher
weniger, doch nun, da sie alle in The Lego Movie vereint sind,
wäre es vermessen, sich darüber zu beklagen. Was die Regisseure
Phil Lord und Christopher Miller, welche erstmals 2009 mit dem
animierten Abenteuer Cloudy with a Chance of Meatballs auf sich
aufmerksam machten, hier heraufbeschwören, gehört zum
Erfrischendsten, was im Hollywood-Mainstream letzthin zu sehen war.
"Everything
Is Awesome" ist die Pop-Hymne der von Lord Business (Will Ferrell)
geführten Stadt, in der das Bauarbeiter-Legomännchen Emmet (Chris
Pratt) ein durchschnittliches, aber stets gut gelauntes Leben führt;
und ihr Titel steht symptomatisch für den ganzen Film. Nachdem Emmet
zufällig auf ein mysteriöses Artefakt stösst, welches die
Superwaffe – eine Leimtube – zu neutralisieren vermag, die Lord
Business vor einigen Jahren dem weisen Magier Vitruvius (ein
umwerfender Morgan Freeman) gestohlen hat, gerät er, verfolgt von
einem bipolaren Polizisten (Liam Neeson), in einen wilden Strudel
aberwitziger Abenteuer, den er zusammen mit der lebhaften Rebellin
Wyldstyle (Elizabeth Banks), einem Einhorn-Kätzchen (Alison Brie)
sowie dem narzisstischen Batman bestreitet. In dieser verrückten
Welt aus Legosteinen, in der CGI und Quasi-Stop-Motion nahtlos
ineinander übergehen, in der Geister an absichtlich unübersehbaren
Fäden hängen und sich so manches Geräusch als rudimentäre
Nachahmung entpuppt, ist alles möglich. Der Fantasie sind keine
Grenzen gesetzt: Hier sitzt Abraham Lincoln auf einem
raketenbetriebenen Thron, dort existiert ein Transformer-Pirat und
anderswo verfolgt Batman eine Zweitkarriere als Sänger düsterer
Balladen ("Darkness... no parents... continued darkness"). Die
strikten Bauanleitungen, die Lord Business zum ehernen Gesetz erheben
will, sind für den wahren Spieler lediglich eine Empfehlung.
Dass all diese hochgradig unterhaltsamen Szenarien letztlich der
Vorstellung eines menschlichen Lego-Enthusiasten entstammen – der
ultimative Werbe-Kniff –, wird indes schnell klar. Gerade deshalb
stellt sich im letzten Akt eine leise Enttäuschung ein, als das
Regie-Duo einen Ausflug in die "echte" Welt unternimmt und
Absurdität und Subversion – die gefügige "Everything Is
Awesome"-Konsumgesellschaft, in der Emmet lebt, ist eine für einen
Kinderfilm unerwartet harsche Kritik an den zeitgenössischen USA –
vorübergehend durch überbetonte Rührseligkeit und vergleichsweise
plumpes Pathos ersetzt werden. Doch schlussendlich ist The Lego
Movie ein für alle Beteiligte erfolgreiches Unterfangen: Ein
Sequel ist bei Warner Bros. nicht nur geplant – es hat sogar schon
einen Starttermin (26. Mai 2017). Lego beschliesst mit The Lego
Movie eine mehrjährige Image-Kampagne, die der lange kriselnden
Firma wieder zur Beliebtheit von einst verholfen hat. Gut so, denn
der Zuschauer wird mit einem überaus köstlichen Stück
Unterhaltungskino verwöhnt.
★★★★
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