Pixar-Rivale DreamWorks gelang 2010 mit dem begeisternden How to
Train Your Dragon, einer sehr freien Adaption von Cressida Cowells
gleichnamiger Buchreihe, ein qualitativer Meilenstein. Auch Teil zwei
weiss zu gefallen, opfert den Tiefgang aber allzu oft dem
vordergründigen und überhasteten Spektakel.
Seit es dem Teenager Hiccup (Stimme: Jay Baruchel) im ersten Film
gelungen ist, die Bewohner seiner Heimat, der einsamen Wikinger-Insel
Berk, davon zu überzeugen, dass Drachen keine Gefahr für sie
darstellen und sich zu treuen Haus- und Reittieren domestizieren
lassen, sind fünf Jahre vergangen. Der Franchisen-Titel How to
Train Your Dragon hat an sich keine Gültigkeit mehr – die
fliegenden, Feuer speienden Echsen sind gezähmt, Frieden ist im
Reich von Häuptling Stoick (Gerard Butler) eingekehrt und Hiccup hat
alle Zeit der Welt, mit seinem schwarzen Drachen Toothless neue
Gestade zu erkunden. Dort findet Regisseur und Autor – eine seltene
Kombination bei den Filmen der grossen Animationsstudios – Dean
DeBlois (Co-Regisseur des Disney-Hits Lilo & Stitch) neue
Gefahren: Der finstere Drago (grandios: Djimon Hounsou) schart eine
Armee von Drachen um sich, der wohl auch das trutzige Berk nicht
gewachsen wäre. Während Stoick dementsprechend das bewaffnete
Réduit plant, will es Hiccup, inzwischen 20 Jahre alt, mit
Diplomatie versuchen. Auf dem Weg zu Drago wird er jedoch von der
Drachenzähmerin Valka (die hervorragende Cate Blanchett) abgefangen,
die sich als seine tot geglaubte Mutter entpuppt.
Trotz mehrerer, ineinander verzahnter Handlungsstränge voller
emotionaler Spannung reisst How to Train Your Dragon 2 kaum
durch seine Plot-Konzeption mit, weniger noch als sein Vorgänger,
der zum grössten Teil aus der Etablierung von Berk und dem
Drachen-Bestiarium bestand. Knapp bis zur Hälfte widmet sich DeBlois
der Exposition: Figuren werden eingeführt, Hintergründe erklärt,
die nötigsten Brücken zum ersten Film geschlagen. (Detailliertere
Informationen dazu finden sich angeblich in der Fernsehserie DreamWorks Dragons.) Und dennoch wirkt in Sachen
Charaktermotivation und -konflikte in diesem Film vieles
unterentwickelt, mitunter sogar irritierend verkürzt. Hiccup erholt
sich zu schnell vom Schock, seiner Mutter zu begegnen; Dragos Plan
bleibt stets unklar skizziert; die Differenzen Stoicks und Valkas
werden zu leicht beiseite geschafft. Gelöst werden die aufgeworfenen
Konflikte schlussendlich in zwei actionreichen
Schlussakt-Schlachtszenen, deren Wendungen nicht alle restlos
überzeugen.
Auf zu neuen Abenteuern: Hiccup (Stimme: Jay Baruchel) und sein
Drache Toothless erforschen unbekannte Lande.
© 2014 Twentieth Century Fox Film Corporation
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Doch mit Ausnahme einer deplatzierten, als komödiantische Ablenkung
angelegten "Romanze" zwischen einer von Hiccups Kameradinnen und
einem Ex-Schergen Dragos beweist auch der zweite Teil von DreamWorks'
Drachen-Reihe, warum sie es – mehr noch als Shrek, Madagascar und Kung Fu Panda – verdient hat, zum
Studio-Flaggschiff erkoren zu werden. Aus den Kinderbüchern von
Cowell werden hier, trotz aller erzählerischer Vereinfachung,
Geschichten gewonnen, die sich nicht selten durch ihre emotionale
Reife und ihren Mut, düsterere Motive zu erkunden, auszeichnen.
Wunderbar die anrührende Szene, in welcher der Film (fast) aller
Kindlichkeit entsagt und Stoick und Valka ihr Hochzeitslied "For
the Dancing and the Dreaming" – geschrieben vom irischen
Celtic-Punker und Pogues-Bandleader Shane MacGowan (sein erster neuer
Songtext seit mehr als einem Jahrzehnt) – anstimmen.
Nicht verändert hat sich das Pièce de résistance der Franchise:
Auch How to Train Your Dragon 2 entstand mit der Hilfe von
Kameramann Roger Deakins, dessen visuelle Beratung in den
atemberaubend animierten Bildern mühelos erkennbar ist. Gerade die
immer wieder an Meister Hayao Miyazaki erinnernden Flugsequenzen
verleihen diesem Film die Portion Magie, die seine Handlung ein wenig
vermissen lässt.
★★★