Jonathan Glazers betörendes und verstörendes Science-Fiction-Kunstwerk Under the Skin ist mit seinem rätselhaften Anti-Plot, seinem sphärischen Tondesign und seinen teils bizarren Bildern ein Film gewordener Albtraum, welcher dazu einlädt, die Menschheit mit neuen Augen zu sehen.
Ein weisser Lichtpunkt in der Mitte der schwarzen Leinwand, auf den sich der Zuschauer langsam zuzubewegen scheint. Kugeln und Halbmondformen in einem scheinbar stellaren Gegenlicht sind zu erkennen. Das Licht verwandelt sich in ein menschliches Auge, die Schwärze in eine zähflüssige Masse. Zu hören ist Mica Levis leicht beängstigender Synthesizer-Klangteppich; darunter glaubt man die verzerrte Stimme von Scarlett Johansson zu hören, welche wie ein brabbelndes Kleinkind Wörter und Töne formt. Man weiss, dass der dritte Film (nach Sexy Beast und Birth) von Musikvideoexperte Jonathan Glazer von einer Ausserirdischen handelt; man hat es in der Presse gelesen oder kennt Michael Fabers gleichnamigen Roman, der Glazer und Co-Drehbuchautor Walter Campbell hier als Inspiration diente. Doch mit der möglichen Ausnahme der gleich auf mehreren Ebenen erschreckenden Schlusssequenz kommt dieser Umstand niemals expliziter zum Ausdruck als in diesen abstrakten Anfangsminuten, in denen sich Motive aus der Film-Avantgarde der Zwanzigerjahre, dem Buñuel'schen Surrealismus und – vor allem – der Vision eines Stanley Kubrick zu einer stilistisch virtuosen Ouvertüre vermengen.
In der Folge wird man Zeuge, wie das namenlose Alien (gespielt von Scarlett Johansson in ihrer bislang radikalsten Rolle) im Körper einer Frau, die wie Scarlett Johansson aussieht, in einem klapprigen Kleinlaster durch Schottland fährt, einsame Männer aufgabelt, in ihr Haus lockt und sie dort in einer schwarzen Flüssigkeit, auf der sie selbst problemlos laufen kann, versinken lässt. Was in diesem gallertartigen Gefängnis von ihren Opfern übrig bleibt, sind leere Hauthüllen. Als sie einen durch Neurofibromatose entstellten Mann (der tatsächlich daran leidende Adam Pearson) am Leben lässt, wird dieser von einem mysteriösen, wiederkehrenden Motorradfahrer (Profi-Rennfahrer Jeremy McWilliams) aufgegriffen. Ein Komplize? Ein Auftraggeber? Ein Nutzniesser? Selber ein Alien? Der Film verrät es uns nicht.
"The
Skin I Live in": Eine namenlose Ausserirdische (Scarlett Johansson) geht in
Schottland auf Männerjagd.
© Ascot Elite Entertainment Group
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