Qu’est-ce qu’on a fait au Bon Dieu?, der jüngste Komödien-Kassenschlager aus Frankreich – "der neue Intouchables", wie allenthalben zu hören ist – bietet amüsanten Kulturschock-Humor, doch der mit allzu viel Personal bevölkerte Film geht mit seinem Potential zu verschwenderisch um.
"Was haben wir dem lieben Gott nur zu Leide getan?", wehklagen Monsieur Claude (wunderbar: Christian Clavier) und Madame Marie Verneuil (Chantal Lauby), nachdem ihre jüngste Tochter Laure (Élodie Fontan) ihnen ihren Ehemann in spe, den schwarzen Ivorer Charles Koffi (Noom Diawara), vorgestellt hat. Für das gutbürgerliche, katholische, überzeugt gaullistische Ehepaar wurde damit der Bogen vollends überspannt; noch weiter scheint ihre Toleranz nicht zu reichen, haben sie doch erst gerade, nach einem desaströsen Familientreffen und einem versöhnlichen gemeinsamen Weihnachtsfest, ihren Frieden mit der Gattenwahl ihrer drei anderen Töchter geschlossen: Isabelle (Frédérique Bel) ehelichte den muslimischen Anwalt Rachid (Medi Sadoun), Odile (Julia Piaton) den erfolglosen jüdischen Unternehmer David (Ary Abittan) und Ségolène (Émilie Caen) den chinesischstämmigen Bankier Chao (Frédéric Chau). Und nun droht also die Ankunft des charmanten Charles, dessen Vater (Pascal Nzonzi) wenig erfreut ist über die geplante Vermählung seines Sohnes mit einer Vertreterin der "weissen Aggressoren", die fragile Harmonie zu torpedieren.
Philippe
de Chauverons sympathischen Film mit dem Millionen-Erfolg Intouchables von
Olivier Nakache und Éric Toledano zu vergleichen, tut ihm beileibe keinen
Gefallen. Die Zuschauerzahlen mögen ähnlich beeindruckend sein; auch die
Thematik, welche vor dem Hintergrund erstarkender Front-National-Xenophoben
abgehandelt wird, ist derjenigen des Vorgängers verwandt; doch Qu’est-ce qu’on
a fait au Bon Dieu? ist – sowohl als Komödie als auch als soziokulturell
relevantes Werk – in jederlei Hinsicht der unterlegene Film. Teil des Problems
ist bei der Plot-Konzeption zu suchen: Monsieur Verneuils Weg zur Akzeptanz
seiner multikulturellen Familie ist willkürlichen Zeitsprüngen unterworfen;
zwischen einzelnen Sequenzen liegt nicht selten mehr als ein Jahr, was einen stringenten
Erzählfluss verunmöglicht. Als noch irritierender jedoch erweist sich der schiere
Überfluss an Protagonisten: Nicht nur fehlt dadurch einigen Akteuren jegliches
Profil – so etwa den gänzlich austauschbaren Isabelle, Odile und Ségolène; dem
Film kommt so auch die emotionale Zugkraft abhanden. Während Intouchables von
der hervorragend ausgeleuchteten Freundschaft seiner beiden Hauptfiguren lebte,
erschöpft sich der Reiz von Qu’est-ce qu’on a fait au Bon Dieu? in seinen
leider zu dünn gesäten Kalauern.
Zugegeben,
es sind lustige Kalauer. Gerade das Zusammenspiel von Rachid, David und Chao,
welche, genau wie Claude und Marie, zur Stereotypisierung und zu rassistischen
Seitenhieben neigen, führt zu diversen köstlichen Momenten; auch die karikiert-bigotten
Vorurteile Koffi Seniors gegenüber dem europäischen Kontinent sorgen für
manchen Lacher. Doch letztendlich ist der Humor eher hemdsärmelig denn bissig;
die ernsthaften Ansätze (so etwa der unbehagliche Hyper-Gallizismus, den
Claudes Schwiegersöhne demonstrativ an den Tag legen), omnipräsent in Intouchables, weichen bis zum Schluss den Klischees einer konventionellen
romantischen Komödie, in der die kulturellen Unterschiede mit einem
ordentlichen Gelage unter Männern, die zwischenmenschlichen Konflikte mit der
Lösung einer haarsträubend unlogischen Parade von Missverständnissen aus der
Welt geschafft werden. Was bleibt, ist das Gefühl einer vergebenen Chance.
★★
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