Kriegsfilme wandeln oft nah an problematischem Heroismus und heikler Glorifizierung, gerade wenn es um den "letzten grossen Krieg" gegen Hitlers Nazideutschland geht. Dieser Darstellung tritt David Ayer in Fury mit bemerkenswerter psychologischier Tiefe und kompromisslosem Realismus entgegen.
Selten traf eine Tagline – der knappe Einzeiler, der fast jedes Filmplakat schmückt – so zu wie in diesem Fall: "War never ends quietly", steht auf dem Poster zu lesen, und Autor und Regisseur Ayer lässt in seinem 134-minütigen Drama keine Zweifel darüber aufkommen. Fury spielt im April 1945 – im selben Monat, in dem Hitler sich im Führerbunker erschoss, wenige Wochen vor der deutschen Kapitulation vor den Alliierten. Von Siegestrunkenheit ist an der Front, inzwischen im Herzen Deutschlands gelegen, nichts zu spüren: "Hard to believe we're winning this thing", grummelt Sergeant Don "Wardaddy" Collier (Brad Pitt mit einer der besten Leistungen seiner Karriere), bevor er mit der Crew seines Sherman-Panzers "Fury" zu einer neuen Mission aufbricht. Die letzte forderte das Leben eines seiner Mannen, weshalb Collier und seine Kameraden – Boyd "Bible" Swan (herausragend: Shia LaBeouf), Trini "Gordo" Garcia (Michael Peña) und Grady "Coon-Ass" Travis (Jon Bernthal in den Fussstapfen von John Cassavetes in The Dirty Dozen) – kurzfristig Verstärkung vom Bürohengst Norman (Logan Lerman) erhält. Dieser ist ein kriegsunerfahrener Frischling, nicht viel älter als die Kinder in Hitlers "letztem Aufgebot", der sich zunächst mit Händen und Füssen dagegen wehrt, andere Menschen umzubringen.
Doch im Krieg, darauf läuft Fury hinaus, geht jede Unschuld und letztlich auch jede konventionelle Moral verloren. Zwischen Mord und dem Töten von Feinden wird eine scharfe Linie gezogen, welche jeder auf seine Art rechtfertigt: Collier, ein entfernter Verwandter von Aldo Raine, Brad Pitts Zweitweltkriegs-Persona in Quentin Tarantinos Inglourious Basterds, sieht sich auf einem Rachefeldzug gegen die Gräueltaten der SS, Boyd auf einer göttlich abgesegneten Mission der Gerechtigkeit; Grady und Garcia bemühen sich darum, um jeden Preis am Leben zu bleiben. Für Norman, der zu Beginn des letzten Akts das sprechende Kampf-Alias "Machine" verliehen bekommt, wird das Niedermähen deutscher Soldaten nach und nach zu einem kruden Spass. Dass er dafür schlussendlich als Held betitelt wird, ist nichts anderes als perverse Ironie.
Sergeant Don "Wardaddy" Collier (Brad Pitt, rechts) instruiert Norman (Logan Lerman), das neueste Crew-Mitglied seines Panzers "Fury". © Sony Pictures International |
★★★★
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen