Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Heimat.
Das erste Solo-Kinoabenteuer der "Minions", der tollpatschigen, Kauderwelsch sprechenden Superschurken-Lakaien, die in Despicable Me die Herzen des Publikums eroberten, nutzt das Potenzial seiner gelben Helden zunächst optimal, bevor es an seiner eigenen Ambition zerbricht. Ein Film, zwei ungleiche Hälften.
Nicht jedes Format profitiert von einem klassischen Plot, jenem Grundpfeiler der Hollywood-Unterhaltung. Dort, wo hemmungslos Schabernack und Unfug getrieben wird, wirkt eine allzu umständlich eingebaute Geschichte oft wie ein Störfaktor – Monty Python and the Holy Grail wäre noch besser ohne seine "dramatischen" Elemente; die The Naked Gun-Reihe ist dann am lustigsten, wenn sie sich ungezwungen ganz dem sinnfreien Slapstick hingibt. Dass die Minions als Figuren auch in diese Kategorie eingeordnet werden können, zeichnete sich bereits während ihrer ersten beiden Auftritte – als Assistenten des bösen Protagonisten Gru (Stimme: Steve Carell) in Despicable Me (2010) und Despicable Me 2 (2013) – ab. Sie brabbeln eine nur halbwegs verständliche Fantasiesprache (mit wundervoller Variation gesprochen von Despicable Me- und Minions-Co-Regisseur Pierre Coffin), bestehend aus englischen, französischen und spanischen Satzfetzen, sorgen mit ihrer ebenso enthusiastischen wie ungeschickten Natur unentwegt für heilloses Chaos und in ihren actionfreien Momenten pflegen sie einen eher kindlich-simplen Humor.
Dieser Tatsache trägt Minions während seiner ersten 45 Minuten gebührend Rechnung. Eine Herkunftsgeschichte, unterlegt mit einem köstlichen Voiceover von Geoffrey Rush, zeigt die Evolution der trotteligen gelben Schergen, welche es sich seit Anbeginn der Zeit zur Aufgabe gemacht haben, den bösesten Kreaturen des Planeten zu dienen. Doch das Problem, wie der Erzähler es so schön formuliert, "was not finding a new master, but keeping one" – denn so mancher historische Schurke ist an der Hilfe der Minions zu Grunde gegangen. Entmutigt durch ihre Misserfolge, ziehen sich die Titelhelden in eine Eishöhle zurück, wo sie der Langeweile und der Antriebslosigkeit zum Opfer fallen – bis im Jahr 1968 die drei tapferen Minions Kevin, Stuart und Bob in die weite Welt hinaus ziehen, um einen neuen Meister für ihren Stamm zu finden.
★★★
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