Diese Kritik erschien zuerst in gedruckter Form in der Wochenzeitung Heimat.
2012 erzielte der Family Guy-Schöpfer Seth MacFarlane mit Ted, einer zotigen Farce um einen zechtem Leben erwachten Teddybären, an den Kinokassen eines der besten Ergebnisse in der Geschichte der nicht jugendfreien Komödie. Das Sequel Ted 2 bleibt dem simplen Erfolgsrezept treu.
Wer sich die bislang drei Kino-Langspielfilme ansieht, bei denen MacFarlane auf dem Regiestuhl sass, wird feststellen, dass man es hier zwar nicht mit einem begnadeten Filmemacher, wohl aber mit einem passionierten Witze-Erzähler zu tun hat. Der Original-Ted folgt einer vorhersehbaren Handlung, in der in relativ uninspirierter Art und Weise die üblichen Buddy- und Liebeskomödien-Klischees abgearbeitet werden – doch unterhalten wird man trotzdem. Was der Geschichte von John Bennett (Mark Wahlberg) und seinem lebendigen Teddy (gesprochen von MacFarlane selbst) an Überzeugungskraft fehlt, macht sie mit ihrem Versuch wett, jeder erdenklichen Situation einen möglichst abseitigen, stoisch vorgetragenen Witz abzugewinnen. Ins Ziel zu treffen vermögen beileibe nicht alle, doch der Film schafft es immerhin – in einer besonders denkwürdigen Szene –, menschliche Fäkalien erfolgreich zum komödiantischen Element zu erheben. Man kann das geschmacklos und abstossend finden, doch Tatsache ist, dass MacFarlane, wenn es darum geht, Stroh zu Unterhaltungsgold zu spinnen, in Hollywoods Blödelhumor-Industrie zu den besten seines Fachs gehört. Auch in seiner Western-Parodie A Million Ways to Die in the West (2014) gibt es einiges zu lachen – trotz einer erneut äusserst fadenscheinigen Handlung und diverser arg deplatzierter Gags. Humor ist eben, wenn man trotzdem lacht.
Diese Devise verliert auch in Ted 2 nicht an Gültigkeit. Der Plot ist im Vergleich zu seinem Vorgänger zwar etwas ausgefeilter, weil weniger gewöhnlich: Teddybär Ted zieht mit John und der unerfahrenen Anwältin Samantha (Amanda Seyfried) vor Gericht, weil der Staat ihn nicht als Menschen, sondern als Objekt einstuft. Doch die Art der Erzählung bleibt sich gleich. Es wird munter getrunken, gekifft und geflucht; die Witze speisen sich aus Anspielungen, Bostoner Stereotypen, wiederkehrenden Absurditäten und Geschmacklosigkeiten, aus dem Erzählfluss enthobenen Flashbacks und sogar aus heiklen Themen mit Aktualitätsbezug. Besonders in Erinnerung bleiben dürfte der Besuch von Ted, John und Samantha in einem Impro-Theater, wo sie mit satirischem Biss die Schauplatz-Suche der Künstler sabotieren: "9/11! Ferguson, Missouri! The offices of Charlie Hebdo! The cockpit of Germanwings!" Es wirkt wie ein Aufruf MacFarlanes zum politisch unkorrekten Ungehorsam: Komiker, traut euch was! Berührungsängste – das weiss man aus dem Fernsehen – kennt MacFarlane keine. Selbst dem gelegentlichen Family Guy-Zuschauer dürften die in der Serie üblichen Pointen über gerade in den USA kontroverse Inhalte wie Abtreibungen oder institutionellen Rassismus bekannt sein.
★★★
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