"Unter stehenden Ovationen feierte The Birth of a Nation beim diesjährigen Sundance-Filmfestival Premiere und gewann am Ende sowohl den Publikums- als auch den Jurypreis. Schon jetzt gilt das Sklavendrama als heisser Favorit für die Oscars 2017."
Ganzer Artikel auf frame.ch (online einsehbar).
Donnerstag, 21. April 2016
Sonntag, 17. April 2016
Room
Nicht zum ersten Mal hat der irische Regisseur Lenny Abrahamson ein schwieriges Thema vergleichsweise leicht verdaulich auf die Leinwand gebracht. Adam & Paul (2004) erzählte von zwei Heroinsüchtigen, wurde aber trotzdem für seinen Sinn für Humor gelobt. Garage (2007) befasste sich auf äusserst menschliche Art und Weise mit Einsamkeit. Und Frank (2014) schaffte den heiklen Balanceakt zwischen absurder Tragikomödie und seriöser Auseinandersetzung mit Entfremdung und Depression.
Mit Room, der Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers seiner Landsfrau Emma Donoghue, die gleich selber das Drehbuch beisteuerte, präsentiert Abrahamson einen Film, der, wie What Richard Did (2012) vor ihm, einen konsequent ernsten Tonfall verlangt, handelt er doch von Joy (Brie Larson), die mit ihrem fünfjährigen Sohn Jack (Jacob Tremblay) in einem Gartenschuppen lebt – eingesperrt von dem Mann (Sean Bridgers), der sie vor sieben Jahren, als sie noch ein Teenager war, entführte.
Doch es fällt schwer, Room vorbehaltlos als "schwere Kost" zu klassifizieren. Der Schrecken der Prämisse ist präsent, die erste Hälfte des Films, die komplett im "Raum" spielt – den Jack für die ganze existierende Welt hält –, macht die beklemmende Situation unmissverständlich spürbar. Aber wie schon in Donoghues Buch liegt der Fokus der Erzählung überwiegend – gerade in "schwierigen" Momenten – auf Jacks kindlich-unschuldiger Perspektive. Betritt Sean Bridgers' Entführer abends die Behausung der beiden, um Joy zu vergewaltigen, bleibt die Kamera bei Jack im Schrank-Séparée, von wo aus die eindeutigen Geräusche zwar zu hören sind, das ganze Ausmass des menschlichen Horrors Jack – und mit ihm dem Publikum – erspart bleibt.
Man könnte das als Verschleierungstaktik bezeichnen, besonders zu einer Zeit, in der Filmemacher von Gesellschaft und Industrie nicht mehr dazu verpflichtet werden, unangenehme oder "unzeigbare" Wirklichkeiten mittels euphemistischer Bilder lediglich anzudeuten. Doch geht es Room gerade darum, wie man sich trotz allen Übels in der Welt die Freude am Leben erhalten kann – und sei es durch das Ausblenden gewisser Dinge. Zugegeben, dieser Blickwinkel lässt sich einfacher vermarkten als die unerbittliche Anatomie einer Entführung, die ein Michael Haneke oder ein Denis Villeneuve womöglich in Donoghues Quellenmaterial gefunden hätten. Dieses Wissen schmälert den Wert von Abrahamsons fertigem Produkt jedoch keineswegs.
Getragen von den herausragenden Darbietungen von Jacob Tremblay und Oscar-Preisträgerin Brie Larson, zeigt Room, wie essentiell die äusseren Umstände für Menschen sind: Während Joys Entscheidung, Jack Märchen über den Planeten "Raum" im Weltall zu erzählen, dessen Unschuld bewahrt, hat sie dabei ihren Glauben an das Schöne und Gute fast gänzlich verloren. So wird Jack, nachdem den beiden die Flucht aus den Fängen ihres Entführers gelungen ist, von vorsichtiger Neugier angetrieben – seine Szenen mit Joys Stiefvater (Tom McCamus) sind berührende Höhepunkte –, derweil Joy, konfrontiert mit ihren geschiedenen Eltern (Joan Allen, William H. Macy), der ihr geraubten Zeit und des ihr angetanen Leids in Depressionen versinkt.
Trotz einiger Drehbuchschwächen – vor allem die Mutter-Sohn-Beziehung ist geprägt von hastigen, abrupten Stimmungswechseln – und eines sich sporadisch bemerkbar machenden manipulativen Zugs inszeniert Abrahamson diese zweiteilige Geschichte mit ruhiger Hand und einem Flair für die Poesie der kleinen Momente.
★★★★
Mit Room, der Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers seiner Landsfrau Emma Donoghue, die gleich selber das Drehbuch beisteuerte, präsentiert Abrahamson einen Film, der, wie What Richard Did (2012) vor ihm, einen konsequent ernsten Tonfall verlangt, handelt er doch von Joy (Brie Larson), die mit ihrem fünfjährigen Sohn Jack (Jacob Tremblay) in einem Gartenschuppen lebt – eingesperrt von dem Mann (Sean Bridgers), der sie vor sieben Jahren, als sie noch ein Teenager war, entführte.
Doch es fällt schwer, Room vorbehaltlos als "schwere Kost" zu klassifizieren. Der Schrecken der Prämisse ist präsent, die erste Hälfte des Films, die komplett im "Raum" spielt – den Jack für die ganze existierende Welt hält –, macht die beklemmende Situation unmissverständlich spürbar. Aber wie schon in Donoghues Buch liegt der Fokus der Erzählung überwiegend – gerade in "schwierigen" Momenten – auf Jacks kindlich-unschuldiger Perspektive. Betritt Sean Bridgers' Entführer abends die Behausung der beiden, um Joy zu vergewaltigen, bleibt die Kamera bei Jack im Schrank-Séparée, von wo aus die eindeutigen Geräusche zwar zu hören sind, das ganze Ausmass des menschlichen Horrors Jack – und mit ihm dem Publikum – erspart bleibt.
Man könnte das als Verschleierungstaktik bezeichnen, besonders zu einer Zeit, in der Filmemacher von Gesellschaft und Industrie nicht mehr dazu verpflichtet werden, unangenehme oder "unzeigbare" Wirklichkeiten mittels euphemistischer Bilder lediglich anzudeuten. Doch geht es Room gerade darum, wie man sich trotz allen Übels in der Welt die Freude am Leben erhalten kann – und sei es durch das Ausblenden gewisser Dinge. Zugegeben, dieser Blickwinkel lässt sich einfacher vermarkten als die unerbittliche Anatomie einer Entführung, die ein Michael Haneke oder ein Denis Villeneuve womöglich in Donoghues Quellenmaterial gefunden hätten. Dieses Wissen schmälert den Wert von Abrahamsons fertigem Produkt jedoch keineswegs.
Joy (Brie Larson) und ihr Sohn Jack (Jacob Tremblay) verbringen ihr Leben im Gartenschuppen ihres Entführers. © Ascot Elite Entertainment Group |
Trotz einiger Drehbuchschwächen – vor allem die Mutter-Sohn-Beziehung ist geprägt von hastigen, abrupten Stimmungswechseln – und eines sich sporadisch bemerkbar machenden manipulativen Zugs inszeniert Abrahamson diese zweiteilige Geschichte mit ruhiger Hand und einem Flair für die Poesie der kleinen Momente.
★★★★
Dienstag, 5. April 2016
10 Cloverfield Lane
© Universal Pictures International Switzerland |
★★★★
"Die Spannung, die auch von der etwas allzu emphatischen Musikuntermalung nicht gemindert wird, erwächst aus der Reibung zwischen Vorwissen und Voreingenommenheit. Die von Abrams und Trachtenberg verneinte Frage, ob Original und Fortsetzung in der gleichen Welt angesiedelt sind, wird nicht beantwortet. Es ist zu hoffen, dass solch intelligente Sequel-Kultur in Hollywood Schule machen wird."
Ganze Kritik auf Maximum Cinema (online einsehbar).