Dienstag, 5. Dezember 2017

Justice League

Nachdem Patty Jenkins' Wonder Woman im Sommer Hoffnungen auf eine bessere Zukunft des Kinouniversums des Comicverlages DC weckte, erleben diese in Zack Snyders lustlosem Superheldenteam-Blockbuster Justice League einen herben Dämpfer.

Das Aufeinandertreffen der DC-Helden Batman (Ben Affleck), Superman (Henry Cavill), Wonder Woman (Gal Gadot), Flash (Ezra Miller), Aquaman (Jason Momoa) und Cyborg (Ray Fisher) ist das Resultat einer turbulenten Produktion: Das 300-Millionen-Dollar-Budget brach Rekorde, Snyder übergab nach dem Tod seiner Tochter das Diktat an Avengers-Regisseur Joss Whedon, aufwändige Nachdrehs waren nötig, zu denen Henry Cavill zu allem Überfluss mit einem Schnurrbart erschien, der ihm in der Postproduktion digital entfernt werden musste.

Entsprechend zusammengeschustert wirkt das Endprodukt. Justice League mag weder in pathetischem Geschwurbel versinken wie Man of Steel (2013) und Batman v Superman: Dawn of Justice (2016), noch langweilt er wie David Ayers Suicide Squad (2016); doch er wirkt wie ein aufgeblähter Film ohne Ziel und Konzept – obwohl er mit 120 Minuten der bislang kürzeste Eintrag ins "DC Extended Universe" ist.

Ein Teil des Problems ist die fehlende Geduld der Produzenten. Hauptkonkurrent Marvel führte die Protagonisten von Joss Whedons Superhelden-Ensemblefilm The Avengers (2011) in fünf mehr oder weniger eigenständigen Filmen ein. Justice League hingegen muss mit Flash, Aquaman und Cyborg drei neue Figuren mitsamt Hintergrundgeschichten einführen, während Ben Afflecks Batman, auch nach Batman v Superman und seinem Kurzauftritt in Wonder Woman, noch immer keinen klar definierten Charakter hat.

Die einzige halbwegs fertige Figur in diesem Film ist Superman. Doch da dieser am Ende von Batman v Superman bekanntermassen starb, verbringt er die ersten zwei Akte von Justice League folgerichtig in seinem Sarg. Als jedoch Batman und Kompanie – die Titel gebende Justice League – im Kampf gegen Steppenwolf (Ciarán Hinds), einen Boten der Apokalypse, den Kürzeren ziehen, wird der Superhelden-Übervater mit Hilfe von benutzerfreundlicher Alien-Technologie wieder zum Leben erweckt. (Zum Glück wurde er nicht kremiert.)

Batman (Ben Affleck) und Wonder Woman (Gal Gadot) bilden das Superheldenteam Justice League. Mit dabei ist unter anderen der junge Flash (Ezra Miller).
© 2016 Warner Bros. Ent.
Das alles und noch mehr geschieht in scheinbar willkürlicher Abfolge. Im einen Moment beendet Wonder Woman in London eine Geiselnahme, im nächsten bekämpft Batman fliegende Käfer-Ungeheuer, gefolgt von Flash, der seinen Vater (Billy Crudup) im Gefängnis besucht, und Aquaman, der zusehen muss, wie Steppenwolf seinem Volk einen gefährlichen Artefakt abjagt. Das führt mitunter zu durchaus unterhaltsamen, bisweilen unfreiwillig komischen Szenen, doch nach dramaturgischer und tonaler Kohärenz sucht man vergeblich.

Schon der Vorspann – ein uninspiriertes, künstlich in die Länge gezogenes Remake seines Pendants aus Snyders Watchmen (2009) – läuft komplett ins Leere, und dies bleibt die einzige Konstante in einem gänzlich unbeeindruckenden Film: Nichts ist konsequent, wenig ist letzten Endes von Belang, noch weniger bleibt in Erinnerung. Batman v Superman versagte wenigstens mit viel Einsatz. Justice League wirkt einfach nur träge.

★★

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