Kein Wunder, erfreut sich diese Welt im Kino weitaus weniger Beliebtheit als der politische Thriller (The Contender, The Ides of March) oder das politische Biopic (The Front Runner, Vice). Doch es ist ebendiese Politik, welche letztlich über die Geschicke einer Nation entscheidet – eine Tatsache, die zu Zeiten des medienwirksamen Populismus allzu gerne vergessen geht. Gerade vor diesem Hintergrund steht das politische Kino als meinungsbildendes Massenmedium in der Pflicht, auch diese weltbewegenden Mechanismen zu verhandeln, ungeachtet ihrer fehlenden Leinwandwirksamkeit. Es gilt, Mut zur (scheinbaren) Trockenheit zu zeigen.
Diesen legt Scott Z. Burns, der langjährige Drehbuchpartner von Steven Soderbergh (Side Effects, The Laundromat), in seiner erst zweiten Regiearbeit unverkennbar an den Tag, angefangen beim Quellenmaterial. The Report handelt vom Zusammenstellen der "Committee Study of the Central Intelligence Agency's Detention and Interrogation Program", einem 6'700-seitigen Bericht, der zwischen 2009 und 2012 unter der Aufsicht des US-Senatsmitarbeiters Daniel J. Jones verfasst wurde und haarklein rekonstruiert, wie die CIA nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 begann, Terrorverdächtige zu foltern, um an Informationen zu gelangen. (Eine geschwärzte Zusammenfassung von etwas mehr als 700 Seiten findet sich hier.)
Sonderlich prickelnd ist diese Prämisse nicht, bestand Jones' Arbeit doch hauptsächlich aus digitaler Archivrecherche. Davor schreckt Burns aber nicht zurück – im Gegenteil: Jones, gespielt vom wie üblich hervorragenden Adam Driver, verbringt den Grossteil des Films in einem versiegelten Büroraum irgendwo in einem Geheimdienst-Komplex, wo er mit seinem kleinen Team CIA-Akten nach Beschreibungen von "Enhanced interrogation techniques" – Foltereinsätzen – durchkämmt. In regelmässigen Abständen erteilt Jones Mitgliedern des zuständigen Kongressausschusses, insbesondere der vorsitzenden demokratischen Senatorin Dianne Feinstein (Annette Bening), zunehmend verstörende Berichte über die alltäglichen Menschenrechtsverletzungen der CIA.
Daniel Jones (Adam Driver) leitet die Arbeit an einem Bericht über die Folterpraktiken der CIA. © Ascot Elite Entertainment Group |
Es ist schnörkellos-brutalistisches Kino, das Burns hier vorlegt – erzählerisch wie ästhetisch. Doch mit Ausnahme gewisser Redundanzen im Drehbuch – sowie einer unstimmigen Tendenz, die unrühmlichsten CIA-Handlanger zu Kinderfilm-Bösewichten zu stilisieren – ist The Report ein fesselndes Dialogstück auf den Spuren von Alan J. Pakulas Watergate-Klassiker All the President's Men (1976), dessen textliche Dichte von beträchtlicher thematischer Bedeutsamkeit ist.
Senatorin Dianne Feinstein (Annette Bening) ist Jones' primäre Ansprechperson. |
★★★★
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