Sonntag, 25. April 2021

Love and Monsters

© Paramount / Netflix

★★★★

"Es ist ein Jammer, dass «Love and Monsters» ausserhalb von Nordamerika nur auf Netflix verfügbar ist, ist die zweite Regiearbeit des Südafrikaners Michael Matthews (Five Fingers for Marseilles) doch genau die Art von lockerer, weitgehend eigenständiger Popcorn-Unterhaltung, die in den letzten Jahren von den grossen, verflochtenen Franchisen zunehmend von den Kinoleinwänden verdrängt worden ist: ein Film, der eine nicht sonderlich anspruchsvolle Geschichte erzählt, seine sympathischen Figuren eine komplette emotionale Reise durchlaufen lässt und sein Publikum so nach 109 kurzweiligen Minuten im Gefühl zurücklässt, ein in sich geschlossenes Werk gesehen zu haben."

Ganze Kritik auf Maximum Cinema

Donnerstag, 22. April 2021

A Page of Madness

© Film Preservation Associates, Inc.

★★★★★

"Es steht ausser Frage, dass A Page of Madness mit seiner fesselnden, bisweilen anregend desorientierenden Bilderflut ein grosses Werk der Filmhistorie ist und es verdient, als Schlüsselwerk des späten Stummfilms zu gelten – auch wenn die Shinkankakuha-Schule ihre grossen Träume letztlich nicht erfüllen konnten. Denn so wie ihre bekannteren Zeitgenoss*innen aus der Weimarer Avantgarde machte auch ihnen schliesslich der Lauf der Geschichte einen Strich durch die Rechnung."

Ganze Kritik auf Maximum Cinema

Dienstag, 20. April 2021

Maximum Cinema Filmpodcast #23: Der doppelte Miyazaki

© Olivier Samter

In Folge 23 des Maximum Cinema-Podcasts befassen Daniel, Lola, Olivier und ich uns mit den Simpsons mit Schweizer Beteiligung und dem sechsfach oscarnominierten Drama Minari von Lee Isaac Chung. Im Zentrum der Episode steht aber Anime-Grossmeister Hayao Miyazaki: Wir würdigen den Studio-Ghibli-Mitbegründer mit einer Diskussion über Ponyo (2008) und die ihm gewidmete Dokuserie 10 Years with Hayao Miyazaki, in der auch sein Sohn Gorō eine tragende Rolle spielt. Die Folge ist auf allen gängigen Podcast-Plattformen verfügbar.

Sonntag, 18. April 2021

ONE FOR YOU: Mad Max


Back in 2015, Australian maverick director George Miller took a lot of people by surprise by releasing Mad Max: Fury Road, a much belated fourth entry into his vehicular action-centric Mad Max series, which was quickly hailed as one of the best action movies of all time. Fury Road introduced both Olivia Tjon-A-Meeuw and me, and, we suspect, many others as well, to the "Road Warrior" Max Rockatansky – which is why we thought it was high time sit down and watch the three films that came before. And lo and behold: they are also extremely good! So settle in and listen to the latest episode of the One for You podcast to hear an hour's worth of discussion on Fury Road, Mad Max (1979), Mad Max 2 (1981), and Mad Max Beyond Thunderdome (1985). The episode is available on Spotify or wherever you get your podcasts.

Dienstag, 13. April 2021

Maximum Cinema Filmpodcast: Das MXC-Oscar®-Special 2021

© Olivier Samter

In der Nacht auf den 26. April werden die 93. Academy Awards – die Oscars – vergeben. Aus diesem Anlass blicken Daniel, Lola, Olivier und ich in dieser Spezialfolge des Maximum Cinema-Podcasts zurück auf unsere Diskussionen über die favorisierten Filme im Rennen und beleuchten, wer wo die besten Siegeschancen hat. Die Episode ist auf allen gängigen Podcast-Plattformen verfügbar.

Samstag, 10. April 2021

The Empty Man

© 2020 20th Century Studios. All Rights Reserved / Walt Disney Studios

★★★★

"Prior kombiniert Nihilismus mit wesensverwandten Denkansätzen – der Prolog spielt im buddhistisch geprägten Bhutan, Amanda und ihre Clique gehen auf eine Highschool, die nach dem Sprachphilosophen Jacques Derrida benannt ist – und verdichtet diese Bezüge zu einer alles durchziehenden Urangst: vor der Leere des Universums, vor der Vorstellung, dass jedweder 'Sinn' darin eine menschengemachte Illusion ist."

Ganze Kritik auf Maximum Cinema

Dienstag, 6. April 2021

Maximum Cinema Filmpodcast #22: "Capone", "Burrow", "Promising Young Woman"

© Olivier Samter

In Folge 22 des Maximum Cinema-Podcasts sorgen drei Filme für viel Gesprächsstoff: Capone irritiert Daniel, Olivier und mich mit wenig Tiefgang und viel Make-up, während Lola eine Lanze für Josh Tranks Gangsterdrama bricht; beim Pixar-Kurzfilm Burrow sorgt schon die Inhaltsangabe für Uneinigkeit; und in Emerald Fennells oscarnominiertem Promising Young Woman geben das irreführende Marketing und die ungewöhnliche Herangehensweise an Traumata zu reden. Die Episode ist auf allen gängigen Podcast-Plattformen verfügbar.

Freitag, 2. April 2021

Raya and the Last Dragon

Vor 500 Jahren wurde das Land Kumandra von den Druun heimgesucht, bösen Geistern, die Menschen in steinerne Statuen verwandeln. Doch dank eines letzten Aufbäumens der mächtigen Drachen konnte das Ende der Welt verhindert werden: Sie opferten sich, um eine magische Kugel zu erschaffen, mit denen die Druun gebannt werden konnten. Kumandra war gerettet, nicht aber der Frieden unter seinen Bewohner*innen: Es entbrannte ein Streit um die Drachenkugel, und das Land, das an einem drachenförmigen Fluss liegt, spaltete sich in fünf regionale Stämme auf – Heart, Fang, Spine, Talon und Tail.

Raya (gesprochen von Kelly Marie Tran) ist die Tochter von Benja (Daniel Dae Kim), dem Anführer des Heart-Stammes und Beschützer der Drachenkugel. Als Benja Delegationen aller anderen Stämme zu einem Bankett einlädt, um die 500-jährigen Differenzen endlich beizulegen, verschuldet Raya eine Katastrophe: Sie zeigt Namaari (Gemma Chan), der Prinzessin von Fang, die Kammer, in der die mächtige Kugel aufbewahrt wird; das Artefakt zerbricht in fünf Teile, jeder Stamm reisst sich ein Stück unter den Nagel. Und zu allem Überfluss werden die Druun dadurch von ihrem Bann erlöst und terrorisieren Kumandra von neuem.

Weitere sechs Jahre später befindet sich Raya auf der Suche nach dem sagenumwobenen "letzten Drachen", mit dessen Hilfe sie ihren Fehler ausbügeln und Kumandra einen will. Doch wie sich herausstellt, entspricht dieser Drache nicht ihren Vorstellungen: Sisu (Awkwafina) ist nicht der erhoffte Druun-Schreck, von dem in den Legenden die Rede ist, sondern ein unbeholfener Schussel.

Wer erklären will, worum es in Raya and the Last Dragon geht, braucht einen langen Atem. Der 59. Film aus der Animationsschmiede von Walt Disney Pictures mag, Abspann nicht eingerechnet, keine 95 Minuten dauern – doch das Fantasy-Epos von Don Hall (Big Hero 6) und Carlos López Estrada (Blindspotting) wartet mit so viel fiktivem historischem Hintergrund, so viel Erzählstoff und mythologischen Andeutungen auf, dass es bisweilen wie der Zusammenschnitt einer Disney+-Serie wirkt.

Die Welt ist aus den Fugen – und Raya (Stimme: Kelly Marie Tran) versucht, sie wieder geradezubiegen.
© Disney
Es steht ausser Frage, dass das Drehbuchduo Adele Lim (Crazy Rich Asians) und Qui Nguyen hier konzeptuell Grosses geleistet hat: Mit Kumandra wird hier eine reichhaltige, lebendige Welt geschaffen, die sowohl in den diversen kulturellen, philosophischen und religiösen Traditionen Ost- und Südostasiens verwurzelt ist, als auch in der jüngeren Popkultur, die sich von denselben Quellen hat inspirieren lassen – vom breiten Kanon ostasiatisch geprägter Young-Adult-Fiction bis hin zum Nickelodeon-Serienhit Avatar: The Last Airbender (2005–2008).

Doch diese Welt erhält keinen Platz, um sich zu entfalten: Raya and the Last Dragon erzählt eine videospielähnliche Item-Sammel-Geschichte nach Schema F: Raya und Sisu reisen von liebevoll ausgearbeitetem Ort zu liebevoll ausgearbeitetem Ort und nehmen es dort in knapp gehaltenen zehnminütigen Sequenzen mit Gegenspieler*innen mit regionsspezifischen Fähigkeiten auf, um schliesslich ein weiteres Stück Drachenkugel zu ergattern. Zeit, um die Lokalitäten etwas näher kennenzulernen, bleibt kaum je, denn es wartet stets schon die nächste Destination.

Raya bittet Sisu (Awkwafina), den letzten Drachen, um Hilfe.
© Disney
Neu ist diese Erzählstruktur nicht, schon gar nicht im Animationsfilm. Allein 2020 folgten sowohl das DreamWorks-Sequel Trolls World Tour als auch die chinesisch-amerikanische Produktion Over the Moon einer ähnlichen Handlung; das Gleiche gilt für einige der besten Werke der jüngeren US-Animation. Doch ein Coraline (2009) oder ein Inside Out (2015) verstanden es, ihre Schauplätze überschaubar und der Filmlänge angemessen zu halten. Wo es sich jene Filme erlaubten, näher auf Figuren, Konflikte und thematische Motive einzugehen, rennt Raya unerbittlich seinem Plot hinterher, auf Kosten der Figurenzeichnung: Die Titelheldin ist eine farb- und tiefenlose Protagonistinnen-Schablone, deren einzige erkennbare Charaktereigenschaft der Wille ist, die ihr vom Skript zugedachte Mission zu erfüllen. Und auch die Mitstreiter*innen, die Raya auf ihrer Reise begegnen – darunter ein einsamer Krieger (Benedict Wong) und eine Baby-Meisterdiebin (Thalia Tran) – dienen vorab als Mittel zum Zweck oder scheinen als kalkulierte Publikumslieblinge mit Aussicht auf eine Spin-off-Serie gedacht zu sein.

Auf der Suche nach den Bruchstücken der magischen Drachenkugel kommt Raya die gewiefte Namaari (Gemma Chan) in die Quere.
© Disney
Das ohnehin schon überladene Fantasy-Actionabenteuer tut sich auch keinen Gefallen damit, seine mythologisch-historischen Versatzstücke mit zeitgenössischen komödiantischen Einlagen "anzureichern", ausgehend von Awkwafinas Casting als Sisu. Die New Yorker Schauspielerin, Komikerin und Rapperin, die vor allem für ihre urkomischen Leistungen als Charakterdarstellerin in Ocean's Eight (2018) und Crazy Rich Asians (2018) bekannt ist, spielt hier weniger eine klar definierte Rolle, als dass sie eine Leerstelle im Drehbuch mit ihrer eigenen Comedy-Persona ausfüllt – was nach ihrer grossartigen dramatischen Darbietung in Lulu Wangs wunderbarem The Farewell (2019) besonders enttäuschend ist. "I'm not the best dragon", warnt Sisu Raya bei ihrem ersten Treffen. Warum genau, bleibt weitgehend ein Rätsel – ausserhalb der Tatsache, dass Sisu, wie die meisten von Awkwafinas Film- und Bühnenfiguren, ein ungelenkes Plappermaul mit akuter Witzelsucht ist.

Es ist diese fehlgeleitete Kombination aus oberflächlich erzähltem Epos und einer familienfreundlichen Version linkischer Impro-Comedy Marke Judd Apatow (Trainwreck, The King of Staten Island), wo Sprüche über Gruppenprojekte geklopft und Meta-Kommentare über peinliche Situationen gemacht werden, an welcher der Film letzten Endes zerbricht. Raya and the Last Dragon wirkt nicht wie eine kohärente Vision, sondern wie eine Sammlung einfach zu vermarktender Einzelteile, die in einem Disney-Marktforschungslabor zu einem franchisentauglichen Monstrum zusammengepappt wurden.

★★